@ Colette_Luc
Die Frage, der ich in dem Text nachzuspüren versuche,
ist die nach dem Umgang mit einer sinnlichen Versuchung.
Das ganze unter dem Vorzeichen des Gebundenseins
an einen Partner.
Das, was am Ende des Gedichts als "priesterlicher Fluch"
empfunden wird, war dabei das Gelübde ehelicher Treue,
das der (oder die) in Versuchung Geführte zu einem früheren
Zeitpunkt abgelegt hat.
Insofern passt der Vergleich mit der Klosterbrüder-Geschichte,
die Du erzählst, in meinen Augen nicht ganz.
Wenn ich der Frage nach dem Umgang mit Versuchungen
nachgehe und - nur für einen Moment - Glaubenshaltungen
außen vor lasse, dann besteht der Konflikt des in Versuchung
Geführten ja darin, dass er erkennt, dass er ein Versprechen
nicht mehr halten - dass er bereit ist, das Versprechen zu brechen
und Vertrauen zu missbrauchen - für einen Moment der Lust auf
fremde Haut.
Treue und Respekt sind in meinen Augen kein gottgegebener Zwang,
sondern Gebote, zu deren Einhaltung man sich freiwillig entschließt -
für gute wie für schlechte Zeiten. Versuchungen sind unter diesem
Vorzeichen Tests, die offenlegen, wie ernst man diese Gebote nimmt...
Danke für Deine Worte und Dein Hinterfragen,
was sich hinter dem Gedicht alles verbirgt.
LG
Berglöwe