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Egoismus, Mangel und offene Beziehung

Egoismus, Mangel und offene Beziehung
Als interessierte Leserin der Threads zum Thema offener Beziehungsmodelle hat sich für mich einiges an Fragen ergeben:

Inwieweit ist egoistische Bedürfnisbefriedigung kein akzeptabler Grund für die sexuelle Öffnung einer Beziehung?
Ich gehe bei der Fragestellung davon aus, dass kein Mensch je alle sexuellen Bedürfnisse eines Anderen wird erfüllen können. Seien es nun spezielle Fetische oder einfach nur der Reiz des Unbekannten. Kann in diesen Fällen nicht von einem Mangel gesprochen werden?
Und wieso ist ein Mangel nicht der richtige Grund für die Öffnung?
Wie ihr vielleicht merkt, ist all dies vage und unausgereift. Und genau darum möchte ich eure Meinungen hören und Diskussionen verursachen.

(ich lege in diesem Zusammenhang Wert auf die Bedeung des Wortes Egoismus. Ich versuche diesen nicht zu verdammen und bin der Meinung, dass er erstens völlig gesunde Züge haben und zweitens auch Gutes hervorbringen kann.)
********_Bln Mann
113 Beiträge
Gesunder Egoismus...
Liebe Holden!

Ich will mal versuchen, meine Sicht der Dinge zu schildern, ohne dass ich konkret auf Deine Frage(n) eingehen kann.
Das Wort Egoismus ist m.E. in unserem Spachgebrauch zu negativ besetzt. Ich glaube fest daran (aus eigener Erfahrung), dass eine gesunde Portion Egoismus für uns durchaus etwas Positives ist. Ich habe z.B. lange Jahre eine Geschäftbeziehung aufrecht erhalten (aus Harmoniebedürnis und auch aus Trägheit), in der ich meine ganz egoistischen Bedürfnisse - nach Anerkennung, nach Erfolg etc. - der Bequemlichkeit des "Dem-Streit-Aus-Dem-Weg-Gehens" untergeordnet habe. Seit ich - ganz egoistisch - diese Bedüfnisse formuliert und durchgesetzt habe, bin ich erfolgreich(er)!
Geschäftlich hat das zur Auflösung der Partnerschaft geführt. Dennoch ist es ein positives Ergebnis für mich geworden.
In Sachen Beziehung habe ich Ähnliches erlebt, allerdings mit dem Ergebnis, dass sich meine Beziehung nicht aufgelöst, sondern sehr stark weiterentwickelt hat. Ich finde, dass es - um eine konkrete Antwort auf Deine Frage zu geben - sehr wohl ein guter Grund ist, eine Beziehung zu öffnen, sich mit seinen eigenen Bedüfnissen klar zu positionieren. Erst, wenn der Partner die Bedürfnisse KENNT, hat er die Chance, darauf zu reagieren. In meinem Fall waren es sehr positive Reaktionen, die unsere Beziehung aus der Wohlfühlphase in die Wachstumsphase befördert hat. Und auch das - oder GRADE das! - kann sich sehr "wohl" anfühlen *zwinker*

LG, M.
*******day Frau
14.239 Beiträge
Ich pick mir mal einen zentralen Begriff raus, den Du genannt hast: "Mangel". Dieser Begriff ist verbunden mit so was wie "zwangsweises Vorenthalten eines dringend notwendigen Lebensbedürfnisses". So lange in einer Beziehung das große Kribbeln herrscht, macht es wenig aus, das die Technik xy vielleicht ein wenig zu kurz kommt. Es gibt so viel Spannendes, Neues, dass es akzeptiert wird.

Wird nun das Fehlen von xy als Mangel deklariert, so ist etwas Entscheidendes passiert. Eine(r) deklariert, dass der andere ihm/ihr was vorenthält, was dringend benötigt wird.

Häufig, und das kann man hier in den threads sehr gut verfolgen, stellt sich dann heraus, dass dieses Fehlen von xy nur ein Symptom dafür ist, dass in der Beziehung eine Schieflage entstanden ist. Wenn die zwei es nun schaffen, an diesem Punkt anzusetzen, Symptome und Ursachen beleuchten, sich und ihre Bedürfnisse neu zu entdecken und zu formulieren, dann kann die Öffnung - als zweiter Schritt - tatsächlich eine Bereicherung sein, weil sie einvernehmlich erfolgt.

Bleibt es aber bei der Beschreibung des Mangels und der andere macht halt so mit aus Angst den anderen zu verlieren (Beispiel SC) oder noch übler: der Freifahrtschein, der nur aus Angst erteilt wird und selbst niemals in Anspruch genommen würde, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass es hinterher richtig Streß gibt.

Es gibt eben verschiedene Möglichkeiten den Satz

"ich habe Lust auf fremde Haut"

zu verstehen. Er kann klingen wie "Du genügst mir nicht mehr" oder wie "Lass uns ein Abenteuer erleben".

Es gibt nie eine Garantie, wie der Versuch ausgeht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine Bereicherung handelt steigt immens, wenn es sich um ein Paar handelt, das die Kommunikation schon immer sehr wichtig fand und nicht erst damit anfängt, wenn der "Mangel" bemerkt wurde.

Sylvie *sonne*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ sylive2day
Darf ich mich kurzerhand Deinem Beitrag anschließen?

*

Ansonsten würde ich es vorziehen, hier den Begriff "Egoismus" durch Selbstliebe zu ersetzen.

Um wirklich lieben zu können, so meine Sichtweise, muss ich mich zuerst mal selbst akzpetieren und lieben. Egoismus dagegen ist für mich eher ein Feind der Liebe - wahre und echte Liebe beginnt für mich erst da, wo sie größer ist als mein Egoismus ...

(Der Antaghar)
...
Inwieweit ist egoistische Bedürfnisbefriedigung kein akzeptabler Grund für die sexuelle Öffnung einer Beziehung?
die kürzeste Antwort seit langem,

diese Satz klingt für mich und ganz spontan, wie: "Ja ich habe eine offene Beziehung, aber meine Frau/Mann weiß nichts davon". Weil sonst wüsste ich nicht, was bei einer offenen Beziehung egoistisch sein sollte.
Vielen Dank Allen, die sich zu dem Thema geäußert haben.

Sylvie, du hast einen wichtigen Punkt benannt und sehr anschaulich beschrieben, danke. (und: "Lass uns ein Abenteuer erleben" gibt dem Satz wirklich eine völlig neue spannende Bedeutung)

Was aber nun, wenn der Mangel nicht die Praktik xy ist, sondern das Neue/Unbekannte/Fremde? Wenn der Sex und die Beziehung gut sind, aber einer der Partner nun mal gerne mit verschiedenen Menschen schläft. Wo ist dort der Überfluss oder die Sattheit aus der gehandelt werden sollte (Zumindest wie du es sagst Antaghar. Hiermit habe ich die Frage auch diskret an dich weiter gereicht) ?

Zum Egoismus kann ich erstmal nichts weiter sagen, darum habe ich ja euch die Frage gestellt *zwinker*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ holden
Überfluss, liebe Holden, meine ich damit nicht, wenn ich von Zufriedenheit oder Sattheit spreche.

Ich bin z. B. völlig zufrieden mit dem, was ich sexuell erlebe. Trotzdem könnte mich hin und wieder ein "Abenteuer" reizen. Aber ich würde es nicht erleben wollen, weil mir eine bestimmte Praktik, eine bestimmte Stellung oder sonstwas in der Art fehlt, also nicht aus einem von mir so empfundenen Mangel heraus.

Das halte ich für mich persönlich für die beste Basis für die Öffnung einer Beziehung: Man will den Horizont erweitern, lernen und zum bewährten Alten dazu noch ein paar neue Dinge erleben.

Man kann eine Beziehung auch öffnen, weil ie Partnerin einem z. B. nicht wild genug erscheint oder vor lauter Ängsten sich mit vielen Tabus plagt, nicht aus sich herausgehen kann. Oder weil der Mann z. B. einfach nicht zärtlich genug ist, nicht lange genug vögeln kann, sein Schwanz zu groß oder zu klein ist oder weil er sich weigert, seine Partnerin zu lecken, obwohl sie es über alles liebt und ihn immer wieder darum bittet. (Achtung - das sind alles nur mögliche Beispiele!)

Da geschieht die Öffnung aus einem Defizit heraus, es besteht ein Mangel. Und das ist ein heikles oder gar gefährliches Unterfangen, das nur dann gelingen kann, wenn beide klar, ehrlich und eindeutig miteinander reden, völlig frei und offen - und wenn sie sich gegenseitig darüber klar sind, dass es nun mal unmöglich ist, dass ein Mensch allein für einen anderen Menschen niemals wirklich ALLES sein kann, dass jeder seine Stärken, aber auch seine Schwächen hat.

Und wenn meine geliebte Partnerin für mich alles auf dieser Welt bedeutet, kann es trotzdem sein, dass sie mir aus welchen Gründen auch immer z. B. niemals einen bläst, ich das aber besonders schätze. Muss ich mich nun mein ganzes Leben lang damit abfinden, dass ich niemals mehr - bis zu meinem Tod - das erleben darf? Kann meine Partnerin, die mich ja liebt und möchte, dass es mir gut geht, mir nicht einfach gönnen, dass ich mir hin und wieder z. B. in einem Swingerclub einen blasen lasse - ohne dass unsere große Liebe und unsere sonst phantastische Bziehung davon berührt wird?

Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen: Ein Leben lang auf etwas verzichten - oder die Beziehung öffnen und sich gegenseitig etwas zugestehen und gönnen, was man selbst dem anderen nicht schenken kann.

(Der Antaghar)
Antaghar
Was ist für dich der Unterschied zwischen Egosmius und Selbstliebe?

Umfasst Egoismus nicht die Eigenliebe?

Gesunder Egosmius ist doch Grundstein um sich zu öffnen und die damit verbundene Selbstliebe lässt uns doch erst erkennen wie sehr wir lieben können.

Würdest du sagen, du liebst deine Partnerin mehr als dich selbst oder gleich?
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Sinnesrausch
Danke für Deine wichtige Frage!

Zuerst will ich etwas zitieren, was die meisten kennen, aber kaum einer im Original kennt, nämlich dieser eine Satz aus der Bibel: "Liebe deinen Nächsten so, wie du dich selbst liebst - nicht mehr, aber auch nicht weniger!" (Das ist der originale Text aus dem Aramäischen, der leider nicht ganz korrekt übersetzt und gekürzt wurde!)

Und so liebe ich meine Frau: Nicht mehr, aber auch nicht weniger als mich selbst!

*

Selbstliebe ist für mich, dass ich mit mir selbst Freundschaft schließe (was keinswegs selbstverständlich ist, denn wer macht das schon? Die meisten können sich selbst nicht leiden oder lehnen sich selbst im Grunde ab, wenn sie ehrlich sind), dass ich mich akzpetiere - mit allen Stärken und Schwächen. Und dass ich trotzdem versuche, an mir zu arbeiten und mich zu verbessern.

Egoismus ist all das, was jemanden nur an sich selbst denken lässt, nur an seinen eigenen Vorteil, nur an die Erfüllung seiner eigenen Bedürfnisse und nur an sein eigenes Wohlergehen, dem alle anderen letztlich scheißegal sind.

So ist es z. B., liebe Sinnesrausch, ein Unterschied, ob mir jemand hilft, weil er aufrichtig Freude daran hat, mir aus Liebe etwas Gutes zu tun und sich dabei wohl zu fühlen (Selbstliebe) - oder ob er das ganz egoistisch nur deshalb macht, um gut dazu stehen und Anerkennung zu finden, sich selbst auf die Schulter klopfen zu können und sich selbst toll zu finden.

Kannst Du mit diesen Erläuterungen etwas anfangen?

(Der Antaghar)
*******day Frau
14.239 Beiträge
@Sinnesrausch
Ich heiße zwar nicht Antaghar, aber ich antworte doch mal, weil es eine spannende Frage ist *zwinker*

Ich bin der Auffassung, dass Liebe sich nicht quantifizieren lässt. Entweder ich öffne mich für dieses Gefühl oder eben nicht. Was sich nun sehr oft beobachten lässt (und ich habe das früher selbst auch so gemacht) war dieses: wenn Du mich liebst, dann machst Du xy. Oder noch einfacher dieses "mach mich glücklich". Dummerweise kann mir aber niemand ein Gefühl schenken, dass in mir nicht vorhanden ist. Wenn ich also z.B. im tiefsten Inneren das Gefühl habe, dass ich es ja gar nicht wert bin, geliebt zu werden, weil ich zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu klug, zu dumm oder was auch immer bin, dann wird keiner der eingeforderten Liebesbeweise zu dem gewünschten Ergebnis führen.

Und genau deshalb ist es so wichtig, sich zunächst einmal selbst zu lieben und zwar genau so, wie man von einem Partner auch geliebt werden möchte: mit allen Stärken und Schwächen. Wenn ich mit mir selbst nicht im Reinen bin und permanent mit irgendwas hadere, ist es herzlich egal, wenn der andere keinen Grund zum Hadern sieht: ich hadere weiter. Für mich gehen in diesem Zusammenhang Selbstliebe und Selbstbewusstsein Hand in Hand. Es ist die Erkenntnis und Annahme dessen, was mich im tiefsten Inneren ausmacht, das Entdecken der eigenen inneren Fülle.

Egoismus ist etwas völlig anderes, nämlich das Bedürfnis, die eigenen Bedürfnisse auf Kosten anderer durchzusetzen. Dieses "ich brauche, also will ich"ist je nach persönlichem Lebensweg und Sozialisation unterschiedlich stark ausgeprägt - unabhängig vom Geschlecht. Wer also nie gelernt hat, seine Wünsche zu kommunizieren, kann sie halt nicht angemessen kommunizieren. So entstehen dann diese Schieflagen, wo jemand an den Punkt kommt zu sagen: Jetzt muss ich aber mal an mich denken. Ich will jetzt auch mal was. Das Ergebnis ist hinterher im besten Fall ein Kuhhandel: ich geh mit Dir in zum Fußball, aber nur, wenn Du mit mir in die Liebesschnulze gehst. Wahlweise: Du darst mit Deinen Kumpels zum Fußball, aber nur, wenn Du nichts dagegen hast, dass ich mit den Freundinnen Wellness-Wochenende mache.

Im Grunde steckt hinter solchen Diskussionen, Abgrenzungen und Grabenkämpfen, die in Beziehungen ja alltäglich zu sein scheinen, die tiefsitzende Angst, der andere können ohne einen selbst auch glücklich sein.

Ich habe für mich all diese Erwartungshaltungen untersucht und bin zu dem persönlichen Resumee gekommen, dass ich niemandem die Aufgabe aufbürden möchte, für mein Wohl und Wehe verantwortlich zu sein, und ich habe auch nicht die Absicht das andersrum zu machen. Ich möchte Bedürfnisse äußern können, ich möchte Bedürfnisse erzählt bekommen jenseits irgend einer Anspruchshaltung um dann gemeinsam nach dem bestmöglichen Weg für die Erfüllung zu suchen. Das hat was mit Vertrauen in sich selbst, in den Partner und den gemeinsamen Weg zu tun.

Und, um den Bogen npch mal zum Anfang zu schlagen: Liebe lässt sich nicht quantifizieren in mehr oder weniger. Liebe ist einfach.

Und auch auf die Gefahr hin, endgültig in der esoterischen Ecke einsortiert zu werden, möchte ich einen Spruch aus den Upanisaden zitieren, weil er, wie ich finde, sehr dazu passt.

Fülle ist jenes,
die Fülle ist dieses.
Aus der Fülle
geht die Fülle hervor.
Wird von der Fülle
die Fülle genommen,
so bleibt wahrlich
die Fülle

Liebe Grüße

Sylvie *sonne*
Man(n)
könnte kurz sagen


ich muss immer in den Spiegel sehen können und mit dem was ich tue und bin selbst_zufrieden sein.


lg cruiserman
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ sylive2day
*g*

Ein Gedanke, zwei Beiträge! Wie schön!

Im Grunde steckt hinter solchen Diskussionen, Abgrenzungen und Grabenkämpfen, die in Beziehungen ja alltäglich zu sein scheinen, die tiefsitzende Angst, der andere können ohne einen selbst auch glücklich sein.

Genau. Und dann hat man das Gefühl, für den anderen gar nicht wichtig zu sein und nicht mehr gebraucht zu werden. Welch ein Unsinn!

Man kann nicht immer und überall der Einzige sein, den jemand braucht! Ich kann nicht alles, was man können müsste, um einen anderen Menschen in jeglicher Hinsicht glücklich zu machen. Zum Beispiel wandere ich nicht so gerne wie die Antagharin, also wandert sie eben mit anderen ...

Egoistisch wäre, von ihr zu verlangen, dass sie nur mit mir und mit keinem anderen Menschen wandert, damit ich nicht das Gefühl habe, auf manchen Bereichen nicht der Wichtigste für sie zu sein - aber beim Wandern bin ich nun mal nicht der Wichtigste für sie (und ich will es auch gar nicht sein).

Der Antaghar
Könnte
es sein, dass wenn man sich selbst nicht schätzt, selbst aufgibt?

In einer Behindertenwerkstatt steht im Eingang ein Spruch.


Ein Mensch ohne Macke ist kacke.
Wir haben alle Macken, weil wir alle individuell und einzigartig sind. Und genau so, wie wir sind, können wir uns selbst annehmen, uns selbst schätzen und lieben.

Und unsere ureigenen Bedürfnisse zu erfüllen ist niemals Egoismus, sondern unser Streben nach Erfüllung. Wenn dies geschieht, ohne andere zu verletzen, zu betrügen oder zu belügen, um den eigenen Vorteil auf Kosten anderer zu erreichen, erhöhen wir unseren Selbstwert, festigen unser Selbstbewusstsein und erlangen die Fähigkeit, uns selbst und somit auch andere Menschen zu lieben.

Dann kann ich geben und gönnen, ohne selbst Mangel zu erleiden.


lg cruiserman
Nun
euch ist sicher nicht entgangen das mich dieses Thema stark beschäftig, somit ist jede Erläuterung für mich bereichernd und ja ich verstehe es auch. Lieben Dank dafür.

im tiefsten Inneren das Gefühl habe, dass ich es ja gar nicht wert bin, geliebt zu werden, weil ich zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu klug, zu dumm oder was auch immer bin, dann wird keiner der eingeforderten Liebesbeweise zu dem gewünschten Ergebnis führen.

Also ich würde sagen diese Denkensweise hatte ich ca. zwischen meinen 8-20 Lebensjahr und genau das macht es eben schwer, nur wo kommt es her? Wahrscheinlich aus der Kindheit. Unegoistisch zu sein war immer das was von mir erwartet wurde und das was ich auch Teil meines Lebens war. Ich weiß nicht was der ausschlaggebende Punkt war, als ich begann das zu überdenken, doch ich weiß das wir uns nicht einfach so von heute auf morgen selbst lieben. Und Anerkennung von außen fördert doch auch ein Stück weit dazu, das wir auf den richtigen Weg sind, oder nicht?
Gerade im Jugendalter, verwirrt durch Pupertät, Hormonen und Fehlern. Brauchen wir da nicht jemanden der uns sagt das wir etwas gut oder schlecht machen???

Mittlerweile gibt es Dinge die ich liebe an mir...nicht alles, aber vieles. Aber einfach ist das nicht. Ich stehe immer im Konflikt mit mir selbst zwischen emotional und rational. Die Festigung der eigenen Liebe erlange ich nur über Egoismus. Dabei muss ich aufpassen nicht zu egoistisch zu werden.

Sinnesrausch
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Sinnesrausch
Darf ich mal etwas zurückfragen?

Was ist denn für Dich bzw. aus Deiner Sicht Egoismus?

(Der Antaghar)
*******day Frau
14.239 Beiträge
Liebe Sinnesrausch,

was Du schreibst, erinnert mich sehr an die Frau, die ich mal war...

Und ja: Anerkennung von außen ist was Schönes, aber wenn ich daraus sekundäre Selbstsicherheit ziehe, mache ich mich davon abhängig. Und eh ich mich versehe, werde ich zum Junkie, der sonst was tut, um den nächsten Schuß (Liebesbeweis) zu kriegen. Und irgendwann komme ich an einen Punkt, an dem ich nicht mehr weiß: tue ich etwas, weil ich es will, oder will ich es tun, weil ich die Reaktion darauf haben will. Kann so weit gehen, dass ich etwas, was ich wirklich will, nicht tue, weil ich denke, ich müsste es tun, um geliebt zu werden. Ein Rattenschwanz von irrsinnigen Assoziationsketten.

Brauchen wir da nicht jemanden der uns sagt das wir etwas gut oder schlecht machen???

Natürlich brauchen Kinder Richtlinien und Vorbilder. Aber ist nicht der bessere Ansatz zu sagen: Du versuchst eine Problemlösung in einer Art und Weise, die nicht meine ist. Sei Dir klar, welche Konsequenzen das haben kann. Aber egal, für welchen Weg zu Dich entscheidest, meiner (in dem Falle Eltern-)Liebe bist Du sicher.

Die Festigung der eigenen Liebe erlange ich nur über Egoismus. Dabei muss ich aufpassen nicht zu egoistisch zu werden.

Ich kann das ansatzweise nachvollziehen. Du hast, wie es scheint, Nachholbedarf in Sachen Bedürfnisäußerung. Die Frage, die Du für Dich beantworten solltest lautet meines Erachtens: welches dieser Bedürfnisse ist so immens wichtig, dass ich mich mit seiner Erfüllung identifiziere? Oder allgemeiner formuliert: was macht mich im Kern aus? Und es ist auch sinnig, diese Frage in regelmäßigen Abständen immer mal wieder zu stellen. Deswegen hatte ich geschrieben Selbstliebe und Selbstbewusstsein gehen Hand in Hand.

Und noch ein letztes: warum müssen sich Emotion und Ratio innerlich streiten? Müssen sie nicht. Einfach die Liebe zulassen und schauen, was passiert. Es regnet nicht immer rote Rosen, aber ich finde es lohnt sich.

Glaub ner alten Frau *zwinker*

Sylvie *sonne*
Antaghar
Egoismus bedeutet für mich dem zu folgen woran ICH glaube, das zu tun was ICH für richtig halte, Dinge zu tun die MIR wichtig sind (auch wenn sie manchmal die falchen sind) ohne mich von irgend jemanden beeinflussen zulassen. Also z.B. meine berufliche Selbständigkeit. Viele Menschen haben mir davon abgeraten: "Das kannst du doch nicht machen in der heutigen Zeit, denk an dein Kind, wenn das schief geht, wie willst du ihn dann ernähren....." Viele solcher Sätze musste ich mir anhören, war es doch immer mein Traum. Ich war wirklich voller Zweifel und unsicher und dennoch entwickelte ich eine innere Kraft und Mut. Ebenso wie die Trennung von dem Vater meines Kindes, viele hielten mich auch da für absolut egoistisch und vielleicht war ich es auch, weil ich an mich dachte, weil ich wollte das es mir wieder gut geht...denn nur dann kann ich auch die Mutter sein die ich sein will. Das Positive was ich daraus ziehe, ist das es mir und meinem Sohn nicht geschadet hat und mich aufblühen lässt, es war wichtig diese (wenn auch egoistischen) Schritte zu gehen, das ich wirklich spürte das ich eine innere Stärke habe.
Sylvie
vielen Dank!
Die Frage, die Du für Dich beantworten solltest lautet meines Erachtens: welches dieser Bedürfnisse ist so immens wichtig, dass ich mich mit seiner Erfüllung identifiziere? Oder allgemeiner formuliert: was macht mich im Kern aus? Und es ist auch sinnig, diese Frage in regelmäßigen Abständen immer mal wieder zu stellen. Deswegen hatte ich geschrieben Selbstliebe und Selbstbewusstsein gehen Hand in Hand

Bin schon dabei, schon eine ganze Weile und werde mich auch immer wieder daran erinnern. *g*

Und noch ein letztes: warum müssen sich Emotion und Ratio innerlich streiten? Müssen sie nicht. Einfach die Liebe zulassen und schauen, was passiert. Es regnet nicht immer rote Rosen, aber ich finde es lohnt sich.

Das ist mein Ziel!


Sinnesrausch
china_4_allchina_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
@sinnesrausch - Lesetipp
ich hab's zwar nicht selbst gelesen, aber den Tipp von einer Freundin, deren Geschmack ich vertraue:

John Bradshaw: "Wenn Scham krank macht: Verstehen und überwinden von Schamgefühlen"

btw.: es geht nicht ursächlich um sexuelle Scham !
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Sinnesrausch
Vielen Dank!

Gut, dass ich gefragt habe - denn das ist in meinen Augen eher Selbstakzeptanz bzw. Selbstliebe.

Für sich selbst etwas Gutes zu tun, das muss einfach immer wieder mal sein. Woher sollst Du sonst die Kraft fürs Leben und die Energie fürs Lieben nehmen? Oder um für andere da zu sein?

Du stellst Deine Bedrüfnisse nicht über die der anderen. Du bist einfach gut zu Dir selbst - und das ist richtig. Das Geheimnis des weiter oben zitierten Satzes von Jeshua Ben Yussuf (den alle Jesus nennen):

Du liebst dich nicht mehr, aber auch nicht weniger als andere. Sich slebst mehr als andere zu lieben, das ist Egoismus. Sich weniger als andere zu lieben, also die Bedürfnisse andere über die eigenen zu stellen, das ist Demut. Und eine gute Basis für echte Liebe, wie ich sie meine.

Nur - wie will jemand, der niemals genug für sich selbst getan hat, diese Demut lernen. Also sei gut zu Dir selbst - und zu anderen!

Und hör ruhig auch mal auf eine "alte" Frau voller Weisheit namens @ sylvie2day - und einen alten Mann!

*g*

(Der Antaghar)
Ja
Antaghar das tue ich! Schon eine ganze Weile. *g* *blume*

ER_Win

In wie weit hat denn Scham seinen Einfluss darauf??
china_4_allchina_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
@sinnesrausch
In wie weit hat denn Scham seinen Einfluss darauf??

lies zB. mal die Rezensionen bei amazon, da wird ua. genau auch darauf Bezug genommen.
die Diskussion entwickelt sich besser, als ich es mir erhofft hatte, denn bisher gab es von euch ausschließlich sehr wertvolle Beiträge.

Antaghar, Sylvie2day, Cruiserman,
ihr habt alle mit unterschiedlichen Worten eine Wahrheit aufgeschrieben, die mir langsam in meinem Leben bewusst wird. Mir war gar nicht so klar gewesen, dass meine Fragen zu diesen Antworten führen würden. Aber darum freue ich mich umso mehr *zwinker*
Danke!

@********usch:
ich finde deine Ausführungen hören sich gar nicht so sehr nach Egoismus an. Würdest du in deinen Beiträgen das Wort durch Selbstliebe ersetzen klängen sie für mich.. richtiger. Meinst du diese Fern- und Fremdeinschätzung stimmt?

das bringt mich auch dazu Antaghar Recht zu geben, mit seinem Beitrag auf Seite 1.
Nein ich glaube nicht das sie stimmen.
Es waren immer große Entscheidungen, es gab Situationen, gerade was die Trennung anging, wo ich Abends stundenlang geweint habe vor lauter Selbstschuld. Dachte oft: wie kannst du das nur deinem Kind antun? Das sind Situationen im Leben da kommt man wirklich an seine Grenze. Da ist es wirklich schwierig noch zu unterscheiden zwischen Selbstliebe und purem Egoismus!
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Sinnesrausch
Vor vielen Jahren hab ich mich mit meinem Sohn von seiner leiblichen Mutter getrennt. Sie war psychisch schwer krank geworden und total am Ende, hat zweitweise völlig durchgedreht. Und keiner, auch ich nicht, konnte ihr helfen.

Ich hab meinem Sohn damit einiges angetan, denn ich musste für ein paar Jahre als alleinerziehender Vater mit ihm leben und hab bei weitem nicht so viel Zeit für ihn gehabt, wie es nötig gewesen wäre. Und auch dass ich seine Mutter im Stich gelassen habe, hat mir lange Zeit schwer zu schaffen gemacht.

Dennoch war es nicht egoistisch, sondern geschah aus Liebe zu meinem Sohn und zu mir selbst: Wir wären nämlich beide kaputt gegangen, wären wir geblieben. Natürlich gab es viele, die das nicht verstanden haben - und prompt hatte ich Schuldgefühle. Und andere, übrigens wesentlich mehr, meinten damals, es sei eigentlich schon fast zu spät gewesen, und dann hatte ich deswegen Schuldgefühle.

Man kann es nicht immer allen recht machen. Aber ich habe es für meinen Sohn richtig gemacht - und für mich selbst. Nicht aus skrupellosem Eigennutz (das könnte ein andere Begriff für Egoismus sein), sondern um zwei Menschen zu helfen und sie zu retten.

Das war nicht egoistisch. Und wenn ich meinen Sohn (19) heute so anschaue und mich selbst, dann bin ich heilfroh und mir selbst unendlich dankbar, dass ich damals so gehandelt habe.

Egoismus geschieht immer ohne Liebe, und wer aus Liebe handelt, ist in meinen Augen niemals egoistisch. Und diese Liebe gilt auch sich selbst gegenüber: Du hilfst keinem, wenn Du in einer beschissenen Lage ausharrst und immer mehr kaputt gehst.

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(Der Antaghar)
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