@**********agull
Gerade wenn man sich verliebt tut man oft den ersten Schritt vor dem Zweiten und sucht sich nicht nur erst einmal jemanden mit dem man gut auskommt, eine schöne Zeit auch in sexueller Erfüllung verbringen kann, sondern die Wahl läuft immer gleich an der Eignungslinie für die Langfristigkeit die sich erst sehr viel später auftut und auf einmal befindet man sich mitten in der "Beziehungsarbeit" und weis nicht ob es mit jemand anderem diese Arbeit nicht einfach nur Freude gemacht hätte. Am Ende fängt man noch an um eine Beziehung zu "kämpfen", als ob man um Liebe kämpfen könnte.
Ich glaube, Du meinst da "den zweiten Schritt vor dem ersten", aber ansonsten kann ich vollkommen zustimmen. Die Bereitschaft, an sich für eine Beziehung und deren Stabilität zu arbeiten, ist zwar meines Erachtens unabdingbar, aber wie weit man dafür geht oder gehen müßte, ist wirklich entscheidend. Beziehung entsteht nicht, indem man sich selbst so sehr "bezieht" oder beziehen will auf jemanden, daß man sich verbiegt oder umgekehrt "Überzeugungsarbeit" leisten muß, daß der andere mitkommt oder mehr gibt, sich mehr anpaßt. Soetwas muß freiwillig kommen und mit gewisser Leichtigkeit gegeben werden können.
Wenn mein Partner sich dafür quälen muß, was ich von ihm haben möchte oder gar verlange und ich das annehme, wenn er es wirklich versucht/tut, nur damit wir zusammen sind - ist das leider keine Liebe, jedenfalls eine eher egoistische.
Wenn es wirklich ein "kämpfen" wird, kann das eigentlich nur ein arbeiten an sich selbst im gesunden Maße sein, aber kein Schlachtfeld hinterlassen dürfen. Und die Selbstliebe darüber zu vergessen, geht auch nicht. Insofern ist jeder ein wenig poly - Liebe gelebt zu sich und zu mindestens einem Partner und das ausbalanziert, wie schwer das mit nur EINEM Partner bereits sein kann, sehen wir hier im Forum ja zur Genüge.
Es soll doch den Menschen, die wir lieben gut gehen. Die Partner sollen glücklich und zufrieden sein. Und das sind sie nun mal in ihren eigenen stabilen Beziehungen. Und wenn ich eine Frau liebe, werde ich niemals wollen, dass sie ihre Beziehung für mich beendet. Sie hat ihren Mann, ihre Kinder, ihre Familie. Das darf nicht durch meine Liebe zu ihr gefährdet werden. Insofern würde ich niemals um diese Liebe kämpfen, sondern verzichten. Auch Verzicht ist ein Ausdruck von Liebe.
Auch wenn man sich, wenn eine Beziehung gescheitert ist, aus Trauer manches Mal fragt, ob man mehr hätte geben sollen, sich mehr bewegen, mehr "kämpfen" - meistens scheint dieses "kämpfen" nur zu heißen: auf den Gegenüber mehr emotionalen Druck ausüben, Mitleid, Schuldgefühle oder Appell an schöne Momente, die Beziehung aufrechtzuerhalten oder wieder zu beginnen, unabhängig davon, ob die Basis einfach nicht funktioniert. Die Erkenntnis, daß Verzicht oft viel schwerer ist, als sich dem eigenen Wunsch auf Beziehung, Hoffnung und erwiderten Gefühlen hinzugeben, ist dann noch nicht angekommen oder solche Art des Gebens wird lieber verdrängt.