kaum zu glauben
Kaum zu glauben, aber wahr: meine grösste Versuchung hat mir eiskalte Schauer über den Rücken gejagt.
Meine Frau hat sich früher - noch bevor zu ihr zog - zusammen mit einer Freundin von einer Bekannten (ausgebildete Masseurin) privat massieren lassen. Geschickte Sache. Die Dame - nennen wir sie Hulda - kam abends mit ihrer mobilen Liege vorbei und hat die beiden für kleines Geld bei einer der beiden zuhause massiert. Ihr ging der Ruf voraus, auf die Männer aus zu sein, aber das hab ich natürlich nicht so ernst genommen.
Eines Tages konnte die Freundin aus Zeitgründen nicht und ich war zufällig über das Wochenende da.
Meine Frau lässt sich eine Wohltat nicht entgehen und so kommt Hulda eben nur für sie. Ich laufe natürlich auch nicht weg, und setze mich im Wohnzimmer dazu. Ich habe mich auch eine Zeitlang mit Massage - speziell Sportmassage - beschäftigt und frage so ab und an nach der einen oder anderen Technik, die ich da sehe. Und Hulda freut sich, schliesslich ist ein Kollege, der wiederum sie massiert, schon eine Weile ausser Gefecht. Es dauert keine Minute, bis wir ein Agreement haben: Du tust mir was Gutes, ich tue Dir was Gutes - und das kostenlos.
Gesagt, getan. ich bin zuerst dran. Oberkörper freimachen, hinlegen. Weia, manche Griffe tun echt weh. Ach ja, sagt sie so beiläufig, manchmal kann ich meine Kraft gar nicht so richtig kontrollieren. Auf was hab ich mich da bloss eingelassen. Aber ich überlebe es. Seitenwechsel. Meine Frau geht derweil ins Nachbarzimmer, am PC arbeiten. Alle Türen offen.
Ich bin ein wenig vorsichtiger als Hulda, ich will ja keine bleibenden Schäden verursachen. Sie scheint es zu geniessen. Einige Streichungen führe ich vor dem schmalen Ende der Liege stehend aus. Hulda rutscht mit dem Kopf immer näher an meine Hose heran. Zeit für einen Positionswechsel: Hulda, setz Dich mal hin. Hinter ihr stehend gönne ich ihr eine Nackenmassage. Ich weiss, wie entspannend das sein kann. Eine Kollegin ist mir dabei einmal fast eingeschlafen. Auf Hulda wirkt das wohl eher belebend. Sie dreht sich halb zu mir um: Du. - Ja. - Darf ich Dir was sagen? - Natürlich darfst Du das, welche Frage. - Ich mag Dich. - Hmm, ist gut.
Ich drehe sie wieder nach vorn. Eine Minute später: Du. - Ja. - Ich mag Dich wirklich.
Und damit wirft sie sich an meinen Hals und versucht, mich abzuküssen. Sie ist wirklich nicht attraktiv und verströmt einen nicht sonderlich anziehenden Duft. Hilfe!!!
Mit leichter Panik in der Stimme: Hulda! Wir sind noch nicht fertig. Dreh dich um und mach die Augen zu.
Und ich verabreiche ihr eine Kopf- und Schläfenmassage. Nach weiteren drei Minuten: So, Hulda, wir sind fertig. Zieh Dich wieder an.
Und so, dass es gerade noch nicht nach Flucht aussieht, verlasse ich den Raum.
Zehn Minuten später, Hulda hat Ihre Siebensachen zusammengepackt und wir stehen alle drei verabschiedungsbereit im Wohnzimmer, fragt Hulda doch tatsächlich: Sag mal, wie weit ist es denn von Dir bis nach Frankfurt? Wir könnten uns ja mal da treffen.
Dass meine Frau und ich keinen Herzschlag bekommen haben, war alles. Mir lief noch zwei Jahre später eine Gänsehaut den Rücken herunter, wenn jemand den Namen Hulda erwähnt hat.
Eigentlich der Traum jedes Mannes: von einer Frau verführt zu werden, die Partnerin gleich nebendran mit der Option mit zu machen.
Für mich damals ein Albtraum.