Erklärung zur künstlerischen Kritikfähigkeit ;-)
Obwohl es bereits abgeebbt ist, schreibe ich mal ne (lustige) Geschichte hierzu (wahr und erlebt):
Eröffnung einer Vernisage; anwesend waren 20% Presse - 5% Kunstinteressierte - 10% Galeristen - 15% Familie des Künstlers - 50% Künstlerkollegen (deren Kühlschrank zuhause leer ist).
Ach ja, dann noch eine Person, die kunsthistorisch-verständig die Ausstellung eröffnen soll.
Mit flottem Gläserklingen begann das Schauspiel und die Eröffnungsrede wurde überhört.
Sodann schritt der Sachverständige mit einer kleinen Gruppe (ca 2,8% der Anwesenden) von Bild zu Bild, gab sein Verstehen und Sehen zu Gehör.
Am Rand einige Künstler, deren Hunger keine weiten Wege abseits der kalten Platten erlaubte, die ihrerseits bei der versammelten Presseschar Kommentierungen der Ausstellung lieferten.
1. Künstler: Hätte DER sein Handwerk gelernt, dann müßte er nicht so eine billige Ausstellung machen.
Presse-Notiz: ... der ausstellende Künstler hat es vom Autodidakten zum, sogar im Künstlerkreis, anerkannten Szene-Mittelpunkt geschafft ...
2. Künstler: ICH hätte ALLE Bilder ganz anders angelegt!
Presse-Notiz: ... die einzigartigen Sichtweisen machen die Kunstwerke unverkennbar - Handschrift ist das, was der Ausstellende unbeugsam der Welt entgegenhält ...
3. Künstler: mir, nach meiner bescheidenen Meinung, und ohne Schmälerung der großartigen Leistung, erscheinen mir einige Bildideen verbesserungswürdig.
Presse-Notiz: ... in der Fachwelt wird das steigende Abbildungspotential des Ausstellenden mit Argusaugen beobachtet ...
4. Künstler: schöne Bilder ...
Presse-Notiz: ... wobei jedoch in der Vielzahl der Exponate eine wiederkehrende Langeweile sehr schnell die Besucher zur Prosecco-Bar trieb ...
5. Künstler: ich beobachte hier nur ...
Presse-Notiz: ... und am Ende des Abends blieb nur die nette Gesellschaft in Erinnerung.
Na dann: PROST
Michael
(von Trout)