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Bisexuelle Lebensweise

Bisexuelle Lebensweise
Morjin !

In einem anderen thread ist eine interessante Diskussion entstanden darüber, wie Bisexuelle ihr Leben und ihre Partnerschaften gestalten - gestalten können. Diesen thread habe ich mal unten verlinkt.

Im Zentrum steht das Problem der Treue. "Bisexuelle können nicht treu sein." - so sagen die Schwulen: den Bisexuellen zieht es immer wieder zu dem jeweils anderen Geschlecht, einer oder eine alleine reicht eben nicht - der Bisexuelle gilt für viele sozusagen als der "geborene" Promiskuitive, Polygame ... wie auch immer.

Dagegen wird eingewandt, daß es auch dem Bisexuellen möglich sein müsse, durch eine rationale Entscheidung seinen entsprechenden Trieb zu unterdrücken, so wie man sich ansonsten auch einer Lust, einer Gelegenheit zu einem Fremdgehen oder Seitensprung aus partnerschaftlichem Verantwortungsbewußtsein widersetzt - "stark" bleibt. Der Charme dieser Vorstellung liegt darin, daß sie es dem Bisexuellen und seinem Partner ermöglicht, eine "ganz normale 2er-Beziehung" zu führen.

Die Gegenansicht bestreitet, daß ein solcher "guter Vorsatz" langfristig durchzuhalten sei, ohne zum "Fremdgehen", "Betrug" oder psychischen Schäden zu führen. Man solle sich also als Bisexueller auch seine Partnerschaften darauf einrichten, daß die ja so oft gewünschte Exklusivität nicht gewährleistet werden kann.

Das macht die bisexuelle Partnerschaft natürlich auch sehr schwierig. Das tradierte Modell der monogamen Ehe, das ja sogar von den Homosexuellen für sich erfolgreich in Anspruch genommen worden ist, passt nicht mehr.

Eine verwirrende Vielfalt von theoretischen Möglichkeiten trifft auf ebenso verwirrende praktische Zwänge. Wer von "Polyamory" oder einer "Nebenbeziehung" träumt, muß nur allzu oft der Tatsache ins Auge sehen, daß es an den benötigten "Mitspielern" fehlt. Wer sich in fröhlichem Einvernehmen mit seinem Partner in der Swingerszene den Geschlechtsgenossen gewidmet hat, kann aus allen Wolken fallen, wenn er dem Partner auf einmal einen Freund oder eine Freundin vorstellt, die er künftig auch öfters sehen will, auch mal "über Nacht und so" - und zwar auch mal alleine.

Weder die eine, noch die andere Position konnte ich hier umfassend darstellen - ich habe sie lediglich zu umreissen versucht. In den Beiträgen des verlinkten threads findet sich von einiges mehr, und es würde mich freuen, wenn wir diese Diskussion hier fortsetzen könnten.

Gruß

Nacktzeiger
Na, dann diskutieren wir hier mal munter weiter! *g*

Also, um die These mit den psychischen Schäden mal aufzugreifen: Diverse psychologische Modelle behaupten durchaus, dass mit einem gehörigen psychischen Knacks zu rechnen ist, wenn bestimmte Wünsche / Bedürfnisse oder Triebe ( frei nach Dr. Freud, nech? *g* unterdrückt werden.

Ist sicherlich auch eine Menge Wahres dran.
Gleichzeitig funktioniert eine Gesellschaft ohne gewisse Affektkontrollen einfach nicht. Soll heißen: Ich kann, ja, mal aufs einfachste heruntergebrochen, nicht einfach losziehen, und irgendwem eine reinhauen, nur weil mir seine Nase nicht passt. Na ja, ok, könnte ich schon, aber dann mit den entsprechenden Konsequenzen.

Genau diese Konsequenzen sind es auch, die in einer Partnerschaft zum tragen kommen: Wie reagiert der Partner auf

1. die Eröffnung, das man bisexuell ist
2. die Erklärung, dass man bisexuell ( und somit zwangsläufig nicht monogam ) leben möchte
und
3. auf konkret vorgekommene Kissenschlachten in "fremden" Betten?

Wie die Antwort bei einem eher konservativ eingestellten Partner aussieht, dürfte recht eindeutig sein: Geht nich! Is nich!!!!

Also, was tun?

Verlassen? Es heimlich tun? Dem eigenen Geschlecht den Rücken kehren?

Prinzipiell glaube ich, dass wirkliche Zufriedenheit nur hergestellt werden kann, wenn ein Partner gefunden wird, der ähnliche Ansichten hat, im besten Falle vielleicht selbst bisexuell ist. Bei allen anderen ist Stress, Ärger, Unzufriedenheit etc. vorprogrammiert.

Trotzdem glaube ich nicht, dass die "Beziehung" als solche überholt oder rückständig ist. Die langfristige emotionale und körperliche Bindung zwischen zwei Menschen ist schon eine sinnige Geschichte. Es bedarf vielleicht vielmehr einer Neudefinition des Begriffs "Treue".
Für viele ist ja vor allem die sexuelle Komponente dabei bindend. Aber braucht man das wirklich, um
a) die Gesellschaft aufrecht zuerhalten? - Nein.
b) glücklich zu sein? - Vielleicht. Je nachdem, wie die jeweiligen Partner gestrickt sind.

Aber mir persönlich ist die emotionale Komponente wesentlich wichtiger. Ich will einfach wissen, wo ich "hingehöre".
Dementsprechend tue ich mich ein wenig schwer mit Menschen, die ihre sexuellen Bedürfnisse über den Aufrechterhalt einer stabilen, emotionalen Beziehung - das klingt für mich immer ein bisschen nach Oberflächlichkeit.

Vielleicht zuletzt noch ein paar Worte dazu, wie mein Freund und ich das Ganze regeln: Wir brauchen beide das Gefühl, beim jeweils anderen immer an erster Stelle zu stehen. Wir müssen und wollen nicht alles wissen, wo und mit wem der andere gerade umtriebig ist. Aber: Wir verlangen, dass die Gefühle sowie die Meinung des anderen respektiert werden. Sobald ein Mann oder eine Frau ins Spiel kommt, die dem anderen irgendwie suspekt ist ( zum Beispiel jemand, der irgendwelche Ausspann-Versuche macht ), gibt´s ein Veto-Recht.
Aber selbst das erübrigt sich eigentlich. Mir persönlich würde eine Frau, die mir die ganze Zeit meinen Mann madig macht, ohnehin auf den Geist gehen.

Dabei dürfte dann allerdings auch eine gewisse Erweiterung / Erneuerung des Treuebegriffs notwendig sein:
"Beziehungsmodell"
Tach !

Ich stimme Dir zu, daß die Paar-Beziehung immer noch das Beziehungsmodell unserer Gesellschaft ist. Eine andere, durchaus interessante Frage wäre, ob es nicht auch andere Modelle gäbe. Denn daß die Paar-Beziehung nicht mehr imstande ist, die gesellschaftliche Reproduktion zu bewerkstelligen, ist evident. Gleichwohl würden derartige beziehungstheoretische Erwägungen an der aktuellen Situation kaum etwas ändern.

Der wesentliche Punkt liegt m.E. in der sorgsamen Trennung zwischen der Beziehung und der sie tragenden Gefühle auf der einen Seite und der Sexualität auf der anderen Seite. Die konservative Auffassung geht nach wie vor von einer Identität von beiden aus - und genau das ist m.E. falsch, wie die sexuelle Realität überdeutlich zeigt.

Was wir derzeit erleben ist eine Art von Sexueller Revoution 2.0, die "friedlich" und ohne sozialpolitisches Aufbegehren verläuft. Alle möglichen noch in jüngster Zeit diskriminierte Sexualpraktiken und -orientierungen erleben eine Emanzipation, Swingen als "lifestyle" bedarf kaum noch einer Rechtfertigung, Clubs und andere locations sprießen aus dem Boden wie die Pilze nach dem Sommerregen, und selbst in Spaßbädern wie den "Kristall-Thermen" werden die "Sauna-Dörfer" teilweise nach den selben Prinzipien aufgebaut und eingerichtet, wie die gay-Saunen.

Eine solche Trennung ist also durchaus möglich - und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch ganz konkret praktisch. Andere an der eigenen Sexualität teilhaben zu lassen, setzt nun mal keine emotionale Bindung voraus.

Gleichwohl ist diese sexuelle Offenheit nicht allen gegeben. Ein erheblicher Teil der Menschen in diesem unserem Lande sind sexuell "streng" verschlossen. Für sie ist Sexualität ausserhalb einer solchen eheähnlichen Beziehung nicht vorstellbar, Homo- oder Bisexualität ein Graus und der Horizont der konkret gelebten Sexualität endet spätestens beim Oralsex - etwas polemisch gesprochen. Warum dies so ist, kann hier dahingestellt bleiben.

Ebenso entschlage ich mich hier einer moralisch-ethischen Bewertung einer dieser beiden, polarisierend einander gegenübergestellten "Lebensstile" - daß ich für mich selbst "die Wahl" getroffen habe, dürfte klar sein.

Es ist auch evident, daß diese beiden Lebensstile nicht zueinander passen - sexuelle Offenheit bei dem einen Partner einer Beziehung und sexuelle Verschlossenheit bei dem anderen kann auf Dauer nicht gut gehen.

Ich meine, daß das Erleben der eigenen Bisexualität geradezu zwangsläufig zu einer sexuellen Öffnung führt - man ist gezwungen, über den Schatten der tradierten sexuellen Verschloßenheit, die die meisten von uns "mit der Muttermilch" in uns aufgesogen haben, zu springen - durchaus ein "Sprung" im Sinne des berühmten Bildes von Kierkegaard. Nur hatte der es mit Christus pp, und der Bisexuelle hat es mit dem Sex.

Daraus ergibt sich meiner Meinung nach eine Einschränkung der Partnerwahl für Bisexuelle: nur mit einem offenen Partner kann der Bisexuelle eine dauerhaft glückliche Beziehung führen - denn nur den offenen Partner braucht er nicht zu betrügen und zu verletzen. Damit ist in keinster Weise gesagt, wie man diese Offenheit lebt. Ob nun ein jeder für sich alleine seine Freiheit auslebt, oder der Partner in irgendeiner Weise einbezogen wird, ist meines Erachtens sekundär.

Tragisch ist die Lage, wenn der Bisexuelle sein coming-out erlebt, während er bereits in einer an traditionellen Werten orientierten Beziehung lebt, einer klassischen Ehe, die möglicherweise auch schon mit einem beträchtlichen Maß an Verantwortung verbunden ist: gemeinsame Kinder, gemeinsames Vermögen. Eine solche Beziehung zu beenden, bedeutet regelmässig eine Schwerstbelastung für alle Beteiligten, insbesondere die Kinder - und nur allzu häufig auch ein wirtschaftliches Desaster.

Trotzdem meine ich, daß es sich auch hier verbietet, der sozialen Verantwortung gegenüber dem entdeckten bisexuellen Wesen in einem der Partner a priori den Vorzug einzuräumen, wenngleich dies der aktuellen Mode der Überbetonung des "sozialen" entspricht.

Einen möglichen Ausweg bietet hier das Sexualtabu - ein Ausleben der Bisexualität unter einer stillschweigenden Duldung des anderen, der die Bisexualität seines Partners "garnicht erst ignoriert", und jede noch so blöde Ausrede für spätes Nachhausekommen oder Ausflüge aktzeptiert, und "wohlmeinende" Freunde und Nachbarn, die von allerlei Merkwürdigkeiten des heimlich bisexuellen Gatten berichten, mit gespielter Empörung abweist. Zumindest über einen gewissen Zeitraum ("Bis die Kinder aus dem Haus sind") kann diese Methode funktionieren - auch wenn sie der aus dem unseeligen Protestantismus entstammenden "Wahrhaftigkeitsfimmel" nicht entspricht. "Wieviel Wahrheit braucht der Mensch?" fragte schon Rüdiger Safranski, und man kann die Frage weiterspinnen: "wieviel Wahrheit erträgt der Mensch?" Und wer entscheidet darüber ?

Mein eigenes bisexuelles coming-out hat erst sehr spät stattgefunden bzw. begonnen, nämlich mit ca. 27-28 Jahren. Ich darf mich glücklich schätzen, daß ich zuvor keine derartige Beziehung eingegangen war, die sich bis zum damaligen Zeitpunkt hätte in dieser Weise verfestigen können.

Für positiv halte ich es auch, daß die real existierende sexuelle Liberalität - Zensursula zum Trotze - es dem jungen Menschen heute erleichtert, sich frühzeitig über seine sexuelle Orientierung im Klaren zu werden, und sein Leben danach einzurichten.

Gruß

Nacktzeiger
Daumen hoch!
Lieber Nacktzeiger,

danke für diese tolle Erörterung! Ich habe ähnliches in meiner letzten Beziehung erlebt: Verschlossenheit gepaart mit hochgradiger Eifersucht. Nun erlebe ich, dass es viel mehr Menschen (Frauen, in meinem Fall) gibt, die an dieser "stillen Revolution" (toller Ausdruck, danke dafür) Teil haben. Bleibt zu hoffen, dass der Trend sich fortsetzt und es immer leichter wird, seine sexuelle Identität nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen auszubauen und zu leben.

Viele liebe Grüße,
der Stern
Überlegungen zur "Beziehung"
Tach !

Ich glaube auch nicht daran, daß man die "Beziehung" - womit wir hier wohl meinen: die heterosexuelle Paarbeziehung - so einfach auf den Müllhaufen der Geschichte schmeissen können. Selbst wenn wir es wollten, können wir es nicht. Wir leben in einer Welt, die sozial, emotional und auch sexuell auf diese Form des Miteinanders von Mann und Frau ausgerichtet ist.

Das Miteinander von Mann und Frau ist immer noch die Voraussetzung für die genetische wie gesellschaftliche Reproduktion: die Zeugung von Kindern, deren Pflege, "Aufzucht" und Erziehung - wiewohl bei der Erziehung in den letzten Jahren immer mehr Abstriche zugunsten makrosozialer Institutionen gemacht werden. "Der Staat" regiert auch in die Erziehung immer mehr hinein, und insbesondere linke Parteien sind betrebt, diese staatliche "Regulierung" immer weiter auszubauen. Gleichwohl dürfte eine Gesellschaft, in der Föten im Reagenzglas gezeugt, in Brutkästen "ausgetragen" und in Horten großgezogen werden, wenig sympathisch erscheinen - sie ist übrigens schon vor rund einem halben Jahrhundert in Aldous Huxleys Anti-Utopie "brave new world" (Schöne neue Welt) beschrieben worden - ein lesenswertes Buch, wenn man sich mit solchen Themata herumschlägt (oder herumschlagen muß).

Meiner Beobachtung entspricht daher auch, daß eine sexuelle Öffnung häufig bei Personen zu finden ist, für die das Thema "Reproduktion" (fast) abgeschlossen ist. Das "klassische" Swingerpaar ist "ü40", seine Kinder sind aus dem Haus oder fast erwachsen - der altväterliche Ausdruck des "2. Frühlings" kommt nicht von ungefähr.

Umgekehrt war meine frühere Beobachtung die, daß jüngere Menschen sich eher zur konventionellen Paar-Beziehung orientieren - eben mit dem offenen oder unausgesprochenen Ziel: Kinder zu haben.

Neuerdings stelle ich jedoch fest, daß es sich auch immer mehr jüngere Menschen sexuell öffnen - vor oder während dem Alter, in dem Kinder erzeugt, geboren und großgepäppelt werden.

Parallel dazu ist diese "Beziehung" in ihrer Urform der lebenslangen Ehe in der Defensive: ein Drittel aller Ehen wird geschieden, liest man immer wieder, und insbesondere die wirtschaftlichen Folgen einer möglichen Scheidung lassen sogar sehr viele davon Abstand nehmen, den "Bund fürs Leben" zu schließen. An die Stelle der Lebensgemeinschaft tritt die Lebensphasenpartnerschaft, der Lebensabschnittsgefährte. Insbesondere auch gemeinsame Kinder stellen kein unlösliches Band mehr da - das "Scheidungskind" ist kein "Problemfall" mehr, sondern alltägliche "Normalität". Damit ist leider nicht gesagt, daß das Bündel von Problemen, die die Trennung der Eltern für ein Kind verursachen können, damit wesentlich kleiner geworden ist.

Die Relevanz dieser allgemein-gesellschaftlichen Themata für die bisexuelle Lebensweise besteht in meinen Augen vor allem darin, daß es gerade das bisexuelle coming-out sein kann, daß eine solche Trennung provozieren kann. In diesem Sinne halte ich es für sehr positiv, wenn sich junge Menschen frühzeitig auf die Suche nach ihrer sexuelle Identität und/oder orientierung machen, und insofern Klarheit über einen ganz wesentlichen Teil ihre Persönlichkeit gewinnen, bevor sie eine solche langfristig angelegte Partnerschaft eingehen - Kinder zeugen.

Bisexuelle sind zwar "geborene" polygame oder promiskuitive - aber sie sind keinesfalls "Beziehungsunfähig." Indessen können sie nicht so ohne weiteres das tradierte Beziehungsmodell der Ehe übernehmen - es muß modifiziert werden im Hinblick auf die spezifisch bisexuellen Bedürfnisse.

Das verlangt vom Bisexuellen, daß er konkrete "Beziehungsarbeit" leistet - entsprechend seiner spezifischen Art, bisexuell zu sein.

Bisexualität ist sehr variantenreich - und sie ist, zumindest meiner eigenen Erfahrung nach - in ihrer Intensität in kürzeren und längeren Perioden schwankend. Das Spektrum reicht von einer intensiv über längere Zeit geführten Beziehung zu genau einem Gleichgeschlechtlichen Menschen bis zu zahlreichen flüchtigen Kontakten in der offenen Sex-Szene - manchen mag ein sexueller Kontakt (gleich welcher Intensität) zum eigenen Geschlecht für lange Zeit ausreichend sein - manche brauchen ihn ständig, um glücklich im Sinne von: frei von sexuellen Leidensdruck zu sein.

Das bedeutet auch: der Bisexuelle kann nicht mit letzter Sicherheit heute sagen, wo er morgen steht - und auch seine Beziehung müßte insofern flexibel ausgestaltet sein.

Gruß vom

Nacktzeiger
*******6_sh Mann
423 Beiträge
sehr treffend beschrieben
@ Nacktzeiger

sehr guter und treffender Text den Du geschrieben hast.

Nur in einem Punkt will ich Dir widersprechen. Die sexuelle Liberalität ist sehr einseitig. Während Homosexuelle inzwischen - Gott sei Dank - mehr oder weniger von der Gesellschaft akzeptiert werden, sind Bisexuelle weiterhin Exoten... und auch hier differenziert die Gesellschaft - meiner Meinung nach - zwischen weiblicher und männlicher Bisexualität.

Selbst Homosexuelle stehen einem Bisexuellen teilweise sehr skeptisch gegenüber. Für einige ist man "feige", weil man sich nicht zwischen der Hetero- und der Homosexualität entscheiden kann/will, andere betrachten die Bisexualität nur als Übergangsphase von der Hetero- zur Homosexualität, und und und...

Vielleicht hab ich einfach nur die falschen Erfahrungen gemacht, auf jeden Fall bin ich vorsichtig geworden und ignoriere nach außen hin meine sexuelle Identität.

Ob es die "stille Revolution" gibt, von der Fallender_Stern spricht? Ich hoffe es...
Ich muss Sascha zustimmen ( und den beiden andere natürlich auch *g*, will aber ein paar Worte in Bezug auf Saschas Kommentar loswerden.

Ich sehe es auch so, dass bisexuell zu leben mitunter komplizierter ist als sich für eine mehr oder weniger feste homosexuelle Beziehung sein kann.

Gerade die homosexuelle Szene belächelt Bisexualität gerne mal und versteht es in manchen Fällen bestenfalls wohlwollend als "Schritt in die richtige Richtung." Da kommen gerne mal Kommentare wie: "Willst du dich nicht mal entscheiden, Schwester / Bruder? Du gehörst doch eigentlich zu uns!" ( egal ob "uns" sich nun auf Männer oder Frauen bezieht.)

Anscheinend löst der Bisexuelle eine gewisse Verunsicherung aus bei - na ja, nennen wir sie die Monosexuellen und meinen damit alle, die nur ein Geschlecht attrativ finden. *g*
Gleichzeitig wie ebendiese Verunsicherung dem Bisexuellen unterstellt: Die Bisexualität verkörpert angeblich die Unfähigkeit, sich zu outen und die in den meisten Fällen heterosexuelle Beziehung ist eine Fassade, um zumindest den "normalen Schein" zu wahren.

Das ist eine klassische Übertragung, wenn jemand meine Meinung hören will und völliger Blödsinn obendrein. Außerdem ein Indiz dafür, dass das Schubladendenken einfach nach wie vor erschreckend ausgeprägt ist. Über "den Schwulen an sich" oder "die lesbische Frau" existieren gängige Klischees - nur in welche Schublade man den Bisexuellen stecken soll, da fängt die Verwirrung an.

Gängige Bilder von männlich / weiblich werden da gehörig durcheinandergerüttelt.

Dazu vielleicht mal ein kleines Kulturschockbeispiel: Zumindest dem Namen nach dürfte den meisten die Videospielreihe "Final Fantasy" bekannt sein, oder?

Nun, in Teil Neun haben die Macher da mal ein bisschen experimentiert und den Gegenspieler der "Guten", also quasi der Bösewicht mit einem sehr androgyn auftretenden Charakter besetzt. Der sogenannte "Bishonen" ( Dt. "Schöner Junge / Mann") entspricht in Japan ( wo dieses Spiel ja entwickelt wurde ) dem männlichen Schönheitideal.
Die Folge: Totale Verwirrung auf dem westlichen Markt, das Spiel ein ziemlicher Flopp - und ellenlange Diskussionen in den entsprechenden Chatforen dazu, was die Macher sich denn bitte bei dieser "Schwulette" da gedacht hätten - den konnte ja wohl kein Mensch als Gegner ernst nehmen!

Mein Fazit: Ehe die Grenzen zwischen den Geschlechtern, die Vorstellungen, wie ein Mann oder eine Frau denn zu sein hätte, nicht noch mehr verwischen, gerät ein bisexeller Mensch immer wieder irgendwie zwischen die Fronten.
*******6_sh Mann
423 Beiträge
@ Elle_Mariachi

das mit der Verunsicherung hast Du sehr treffend beschrieben. Dabei ist diese Verunsicherung durchaus vorhanden, weil man dabei ist eine neue Seite der eigenen Sexualität zu entdecken.

Ob man unfähig ist sich zu outen? Nach negativen Erfahrungen ist es eher die Angst verletzt und enttäuscht zu werden.

Die Diskussion über Final Fantasy kenne ich nicht. Aber in vielen japanischen Mangas sind Männer (teilweise) sehr androgyn. Was meist nicht auffällt, da die meisten Frauen sehr "feminin" sind.

Interessant finde ich es, dass in der BBC-Serie "Torchwood", ein Spin-off von "Doctor Who", der Hauptcharakter Jack Harkness offen bisexuell ist. Aber England ist ja schon öfter wegweisend, man muss nur an die Serie "Queer as Folk" denken. Vielleicht findet die "stille" Revolution schon längst statt, ich hab es nur noch nicht mitbekommen *zwinker*

Ob ich mir jedoch wünsche dass die Grenzen zwischen den Geschlechtern verwischen...? Glaube ich nicht, denn es ist ja gerade das feminine was ich an Frauen attraktiv finde. Bei Männern finde ich ehrlich gesagt weder das feminine noch das maskuline attraktiv, eher das normale dazwischen (wenn überhaupt...).
Homosexuelle Szene
Nahmdt !

Die homosexuelle Szene und "Bewegung" zu der man eine Affinität der Bisexuellen vermuten möchte, und die auch selbst die "politische Repräsentanz" der Bisexuellen vollmundig in Anspruch nimmt - sie ist dem Wesen der Bisexualität meiner Meinung nach vollkommen fremd.

Die homosexuelle Szene definiert sich aus Verhaltensweisen, die unter dem Druck der härtesten Diskriminierungen entstanden sind, und sich im Kampf gegen diese Diskriminierungen verhärtet haben. Diese Verhaltensformen und Lebensweisen "schwul" und "lesbisch" haben sich in einer Art und Weise stabilisiert und politisiert, daß sie inzwischen sogar schon davor stehen, Verfassungsrang eingeräumt zu bekommen.

Die Haltung der homosexuellen Szene zur Bisexualität und den Bisexuellen ist eine Politische und Widersprüchliche: einerseits reklamiert man "die Bisexuellen für sich als Klientel, andererseits spricht man ihnen die "Legitimation" ab, diskriminiert den Bisexuellen als den "feigen Homo", der "aufrechterweise" sich zur schwulen oder lesbischen Lebensweise zu bekennen, und die die Klientel der inzwischen in Parlamenten und Verwaltungen mit Dienstwagen und Pensionsberechtigung herumlungernden Schwulen und Lesben zu verstärken.

Man sollte sich als Bisexueller - meiner Meinung nach - von diesen Leuten fernhalten.

Gruß

Nacktzeiger

PS: Ich bitte um Nachsicht dafür, daß ich TV-Sendungen und Filme, die nach 1995 veröffentlicht worden sind, nicht kommentiere. Ich lebe seit nunmehr 10 Jahren ohne TV und sehe mir auch Filme, die seither veröffentlicht wurden, nur noch ausnahmsweise an. Es handelt sich nach meiner Auffassung inzwischen bei diesen "Medien" um reine Verdummungsagenturen.
@****ha

Also, ehrlich gesagt wünsche ich mir schon, dass die Grenzen zwischen den Geschlechtern verwischen. Allerdings meine ich das nicht zwangsläufig auf Äußerlichkeiten bezogen.

Die erste Schublade, in die man meistens gesteckt wird, ist ja erst mal "männlich" / "weiblich". Eine Frau hat so und so zu sein, weil sie eine Frau ist, für Männer dann das Gleiche umgekehrt - finde ich persönlich einfach falsch.

Und dazu mal eben eine kleine OT-Bemerkung: Was die japanischen Mangas angeht - in einigen kannst du es echt nicht mehr unterscheiden, ob man es mit einer Frau oder einem Mann zu tun hat. Kommt auf den Zeichner an. Aber dann ist es storytechnisch einfach auch nicht wichtig.

Und damit wären wir wieder beim Thema: Eigentlich wünsche ich mir genau diesen Umgang miteinander: Dass das Geschlecht ( fast ) keine Rolle mehr spielt. Bloß beim Kindermachen, da wird´s wohl immer relevant bleiben, nech? *g*

Das wäre zum Beispiel auch meine Definition von "echter" Bisexualität: Dass es einem tatsächlich völlig egal ist, mit welchem Geschlecht man sich zusammen tut.
Mich regt es zum Beispiel total auf, wenn manche Typen hier in ähnlichen Chats rumtönen: Na ja, mit ´ner Frau darf meine Freundin, das ist ja nix ernstes und keine Konkurrenz. Wäre es meiner Meinung nach nämlich durchaus.

@*******iger

Zu sagen, dass man sich von "solchen Leuten" fernhalten soll, finde ich ein bisschen radikal.

Aber ich verstehe es eher so, dass du meintest, man kann von ihnen keine Hilfe oder Unterstützung beim Ausleben der eigenen (Bi -)Sexualität erwarten, oder?
Schließlich kommt aus diesem Lager eher sowas wie Gegenwind.
Bisexualität hat etwas egalitäres - die Beziehungen der Geschlechter werden aneinander angeglichen, bis zu einem gewissen Grad. Es ist ein reizvolles Gedankenexperiment, sich eine Gesellschaft vorzustellen, die in dem Maße bisexuell geprägt ist, wie unsere aktuelle Gesellschaft heterosexuell - einschließlich ihrer emanzipatorischen Einsprengsels bezüglich der Homosexuellen.

Eine homosexuelle Gesellschaft ist dagegen kaum denkbar - es sei denn, man empfindet es als erstrebenswert, Kinder grundsätzlich in vitro herzustellen und in Brutkästen "auszutragen".

Soweit man sich nicht diesen futuristischen Träumen hingibt, bleibt die heterosexuelle Beziehung - zumindest der Geschlechter zueinander - zentral für die gesellschaftliche und genetische Reproduktion.

Gleichwohl habe ich an mir selbst festgestellt, daß sich meine heterosexuelle Seite erst richtig im Rahmen meiner homo- und bisexuellen Entfaltung entwickelt hat. Es fällt mir leichter, mit Frauen umzugehen - sowohl im engeren Wortsinne und konkret sexuell, wie auch "auf gesellschaftlicher Ebene". Ich habe das Gefühl, daß bisexuelle Männer mit bisexuellen Frauen viel eher Verständnis zueinander und füreinander entwickeln können, als es unter heterosexuellen Rahmenbedingungen möglich ist - radikale Homosexuelle haben ja letztlich überhaupt kein Verständnis für das jeweils andere Geschlecht und keinen Zugang zu ihm.

Der nun folgende Gedankengang geht auf Sartre zurück - des meiner Kenntnis nach einzigen philosophischen Klassikers der Moderne, der sich bemüht auch, auch "Sex zu denken": in der Sexualität ist der Mensch zugleich Objekt und Subjekt seiner natürlichen Bedürfnisse - bei allen anderen ist die Grenze zwischen Subjekt und Objekt scharf gezogen. Für Bisexuelle untereinander verschwimmt diese Subjekt-Objekt Grenze immer weiter - sie löst sich schließlich auf. Auch die gesellschaftliche Frage nach der "Gleichberechtigung" löst sich auf, das Verhältnis der Geschlechter wird entpolitisiert - was ich als äusserst angenehm empfinde.

Abschließend möchte ich noch etwas klarstellen - wenn ich oben schrieb, man solle sich von "diesen Leuten" fernhalten, dann meinte ich damit nicht Homosexuelle, sondern die politisierte homosexuelle "Bewegung" und ihre politischen Protagonisten.
*******6_sh Mann
423 Beiträge
@ Elle_Mariachi

ich meinte es auch nicht nur auf die Äußerlichkeiten bezogen sondern auch hinsichtlich unserer Gesellschaft. Vielleicht bin ich aber auch zu sehr im traditionellen Rollen- und Gesellschaftsbild gefangen *zwinker*

Bei den japanischen Mangas kenne ich mich nicht so gut aus, da ich mich mehr für französische Comics interessiere. Jedenfalls ist mir dass in den Mangas & Anime Filmen die ich kenne noch nicht aufgefallen. In Zukunft werde ich aber darauf achten. Vielleicht liegt es in der Tat daran, dass es für die Story und den Film irrelevant ist.

Ansonsten hast Du völlig Recht, es wäre wünschenswert wenn unsere Gesellschaft "neutraler" und "liberaler" wäre.

@ Nacktzeiger

Gerade weil die homosexuelle Szene lange unterdrückt und diskriminiert wurde kann und will ich diese (gesellschaftspolitische) Verhaltensform nicht akzeptieren, denn die Bisexualität wurden genauso unterdrückt.

Ich finde es auch immer wieder erstaunlich das man inzwischen von der Homosexualität, von Schwulen und Lesben spricht, Bisexuelle aber weiterhin von der Gesellschaft und auch Politik ignoriert werden. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Bisexuellen keine politische Vertretung bzw. Lobby haben, die ihre Interessen vertritt.

Ob es jemals eine bisexuelle Gesellschaft geben wird? Ich weiß es nicht. Ich hoffe mehr auf eine liberale und tolerante Gesellschaft, in der die Sexualität des Einzelnen keine Rolle mehr spielt und jeder so leben kann wie er es für richtig hält, ohne das man diskriminiert wird.
"Der diskrete Charme der Bourgeoisie"
Dieser Film von Louis Bunel (mit so einem Schlängelchen über dem "n" zu lesen - sprich: Bünju-ähl) hat mich schon in frühester Jugend schwer beeindruckt - schon der Titel ist ein Gedicht in einem einzigen ... äh ... Satz ist das ja gar keiner.

Wir können auch von einem diskreten Charme der Bisexualität sprechen. Der Bisexuelle als solche fällt nämlich normalerweise nicht sonderlich auf: er erscheint "phänotypisch" als ganz normaler Hetero. Spätestens die Aufhebung des § 175 - interessanterweise unter der 1. Regierung von Helmut Kohl, und nicht etwa unter Willy Brandt - hat auch für männliche Bisexuelle das letzte wirkliche Übel beseitigt. Mit weiblicher Bisexualität ist man ja eh stets sehr "nachsichtig" umgegangen - die sexuelle Loyalität der Frau zur Heterosexualität ist in einer chauvinistisch-patriarchalischen Gesellschaftsordnung konsequenterweise von weitaus geringerer Bedeutung, als die des Mannes - aber dies nur mal so nebenbei.

Für den Bisexuellen Mann indessen bedeutete die Aufhebung des § 175 das verschwinden der letzten effektiven Gefahr unerwünschten "outings" durch ein Strafverfahren. Ansonsten mochte man über ihn munkeln - aber er konnte seither seine Bisexualität stets mit einer solenen Geste zu seiner Frau, seinen Kindern, seiner Kegelvereins-Mitgliedschaft - kurz: seiner vollständigen Integration ins heterosexuelle Milieu erfolgreich abstreiten. Die Homosexuellenbewegung hat ihm dabei noch geholfen: indem sie nämlich lauthals bestritten hat (und manche Betonköpfe tun es bis heute), daß es sowas wie Bisexualität überhaupt gebe. Der Bi-Mann konnte also nicht nur auf seine Frau verweisen, sondern auch darauf, daß die Schwulen seine Existenz ebenso leugneten, wie er selbst.

Ich vermute, daß erst die einerseits voranschreitende homosexuelle Emanzipation, die schließlich in der von mir persönlich als Groteske empfundenen "Homo-Ehe" gipfelte, und andererseits die "stille sexuelle Revolution" seit den 90er Jahren Bisexualität überhaupt erst einmal zu Thema gemacht hat.

Aber auch dieses Thema ist ein leises - weil nämlich, das ist meine Überzeugung, die meisten Bisexuellen mit ihrer Lebensituation inzwischen vollends zufrieden sind. Die Masse der Bisexuellen tummelt sich nicht in einer "Bi-Bewegung". Die gibt es zwar, aber sie führt eine im Grunde bejammernswerte Existenz. Es sind nämlich vornehmlich die "Jammer-Bisexuellen", die mit ihrer Bisexualität weder vorne noch hinten klarkommen, die sich da mit Regenbogenfähnchen schmücken, und sich in ihren Norvegerpullovern, Nickelbrillen und Selbsthilfegruppen vor der gigantischen Folie der fröhlich-schrillen Schwulen- und Lesbenszene ausnehmen, wie Hausmeister Krause: stinklangweilig, total unsexy und "therapiebedürftig".

Aber das ist ja nur eine leise vor sich hin nörgelnde Minderheit, die sich da mit Begriffen wie "Bi-motionalität" und "polyamory" herumplagt, und theoretische Konzepte für Dreierbeziehungen entwirft. Die ganz überwiegende Mehrheit indessen hat sich fröhlich in die offene Sex-Szene gestürzt, die Swingerclubs, die Foren, die Pornokinos, an die Baggerseen, nach Cap d'Adge und die Dünen von Sylt bis Usedom. Gab es anfangs nur eine Art bisexueller Nische in der Swingerszene, ist auch die Bisexualität unter Männern inzwischen zur Normalität geworden, für die Mann sich ebensowenig zu Rechtfertigen braucht, wie für SM, dom/dev, und was weiß ich für "Spielarten". Nun ist das zwar systematisch nicht korrekt, Bisexualität als "sexuelle Spielart" anzusehen, aber die Bisexuellen interessiert die Linné'sches Systematik der Sexualität so viel, wie der in China platzende Reissack. Sie wollen rumvögeln, und das tun sie. Zumal der immer größer werdende Spielplatz der Swingerszene ja auch "sonst" ganz reizvoll ist - auch für mich selbst war die Bisexualität der Einstieg in die offene Sex-Szene gewesen. Selbst die ansonsten hochkritische Frage: "Wie sag ich's meinem Partner?" hat sich dadurch immens entschärft - man schleppt den Partner "einfach" in einen Swingerclub. "Bi unter Frauen" - da stehen eh alle drauf, und wenn er dann auch mal mit einem Mann rumschwult, isses schlimmstenfalls "halb so wild".

Deswegen ist die Bisexualität bis heute kein "Thema", und darf getrost von der "Politik" ignoriert werden - weil es keinerlei Druck von unten gibt, von der Basis der Bisexuellen, die, wie gesagt, im großen und ganzen inzwischen mit ihrer Situation höchst zufrieden sind und kein Bedürfnis nach "Reformen" verspüren.

Den etwas flapsigen, feuilletonistischen Ton bitte ich, mir nachsehen zu wollen !
@Elle
Mich regt es zum Beispiel total auf, wenn manche Typen hier in ähnlichen Chats rumtönen: Na ja, mit ´ner Frau darf meine Freundin, das ist ja nix ernstes und keine Konkurrenz. Wäre es meiner Meinung nach nämlich durchaus.

Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Klar, "was Ernstes" ist es auf jeden Fall - gegen Belächeln des Auslebens meiner bisexuellen Seite wehre ich mich auch. Aber die Frage nach der Konkurrenz stellt sich für mich wirklich nicht. Ich kann und will nicht ohne beides. Aus diesem Grund sind Männer für mich prinzipiell nur "Konkurrenz" für Männer und Frauen ebenso für Frauen. Dass diese Chat-Typen, von denen du sprichst das nicht verstehen werden, ist dabei glücklicherweise zweitrangig. Auch wenn ich nicht mit einem solchen Menschen mit offensichtlichen Scheuklappen zusammen sein wollte.
*******6_sh Mann
423 Beiträge
@ Fallender_Stern

vielleicht kommt es darauf an ob man die Bisexualität mono- oder zB bigam auslebt...?

@ Nacktzeiger

das Flapsige ist das Salz in der Suppe und da ich gerade beim Thema bin, Zeit für's Mittagsessen *zwinker*
@****ha

Was ist denn dann dieses "feminine", dass du an Frauen so liebst, genau? kopfkratz

@**********Stern

Vielleicht gehe ich in diesem Punkt ein bisschen zu sehr von mir selbst aus, weil ich mich unabhängig vom Geschlecht verliebe. War schon immer so.
Insofern wäre für meinen Freund ( nur theoretisch natürlich ) jeder andere Mann und auch jede andere Frau Konkurrenz.

Ich verstehe nicht so ganz, wieso Konkurrenz nur innerhalb des gleichen Geschlechts gelten sollte. Ich sehe immer die Fähigkeiten und Vor- bzw. Nachteile eines Geschlechts.

Klar, wenn, um mal ein radikales Beispiel zu nenne, eine Frau Kinder will, wird das mit einer ander Frau etwas schwierig, zumindest auf dem "traditionellen" Weg. *zwinker*
Aber bei allem anderen wüsste ich kaum etwas, was Mann und Frau ( natürlich Charakter- und Typabhängig ) nicht gleichermaßen zu geben fähig wären - vorausgesetzt, man sucht sich den richtigen Partner aus.

Wenn sich ein Hetero-Pärchen Treue auf sexueller Ebene verspricht, also für die beiden nur das klassische Beziehungsmodell in Frage kommt, dann ist ein Intermezzo mit einer Frau genauso "Betrug" oder "Fremdgehen" wie mit einem Mann, oder?
Korrektur:

Ich meinte die Vor- und Nachteile eines MENSCHEN!!
Elle...
Konkurrenz innerhalb des eigenen Geschlechts liegt für mich darin, dass ich weder auf die eine noch auf die andere Seite verzichten will. Das heißt also, dass ich erstmal zu denen gehöre, die prinzipiell nicht "treu" (nach der klassischen Definition der absoluten Ausschließlichkeit) sein können. Und es heißt, dass ich, wenn ich mit einem Mann zusammen bin, eher nach Frauen schauen werde und umgekehrt. Für mich muss sich das die Waage halten.

Bei aller hier gepredigter Egalität und Verwischung der Geschlechtergrenzen, finde ich nämlich schon, dass Frauen und Männer unterschiedlich lieben und geben. Meistens zumindest.

Verlieben ist ein großes Wort. Das tue ich sowieso nur wenn es wirklich passt. Und natürlich verliebe auch ich mich in beide Geschlechter. Wie du so schön sagst: Die Vorzüge eines MENSCHEN erkennen. Aber wenn ich mich in eine Frau verliebe heißt das für mich noch lange nicht, dass ich deswegen gleich meinen Freund verlasse... Ich kann doch durchaus sowohl einen Mann als auch eine Frau lieben. Das ergibt sich schon aus dem oben genannten...

nur das klassische Beziehungsmodell in Frage kommt, dann ist ein Intermezzo mit einer Frau genauso "Betrug" oder "Fremdgehen"

Das denke ich auch. Aber ich finde es schwer, darüber zu spekulieren, da mir diese Vorstellung von Beziehung schon vor Jahren abhanden gekommen ist. *zwinker*

Liebe Grüße,
der Stern
@**********Stern

Ich bestreite ja auch gar nicht, dass Frauen und Männer unterschiedlich sind, auch nicht in ihrem Beziehungsverhalten, wenn man das mal so nennen will.

Ich meinte das mit dem Verlieben auch nicht so, dass ich, wenn ich mich gerade in einer Beziehung befinde, meinen Freund verlasse, nur weil mir für den Moment irgendwer Schmetterlinge im Bauch macht. *g*

In dem Punkt bin ich wohl sowas wie semi-monogam: Ich kann mir nicht vorstellen, meinen Freund zu verlassen, möchte ihn nicht missen. Er ist sozusagen mein Ruhepunkt und mein Zuhause, wenn man mal ein bisschen Pseudo-Poesie hier zulassen will...
Gleichzeitig will ich weder die körperliche Seite noch das Gefüh der Nähe und des Verknallt-Seins bei anderen Menschen missen - und muss das zum ja Glück auch nicht. *zwinker*
Aber ich glaube, ich werde immer wieder zu ihm zurück kommen - wobei strenggenommen ja gar nicht die Rede davon sein kann, dass ich überhaupt "weg" war.
Ich hoffe, man versteht meine wirre Rede...? *g*

Den Aspekt der "Konkurrenz" sehe ich einfach darin, dass für einen Bisexuellen, der in einer Partnerschaft lebt, beide Geschlechter als potentielle "Alternativen" in Frage kommen - der Punkt an dem eine klassische Beziehung mit Treueversprechen im sexuellen Sinne oft scheitert: Man / bzw. Frau *g* trifft einfach jemanden, den man irgendwie...besser findet.

Der Punkt, der mir in vielen Foren so übel aufstößt ist einfach der, dass viele Männer überhaupt keinen Gedanken daran verschwenden, dass theoretisch trotzdem eine Frau ihnen die Freundin wegschnappen könnte - statt dessen spekulieren sie nur darauf, dass sie vielleicht auch mal einen Dreier mit abgreifen könnten.
Dagegen spricht ja auch nichts, wenn es allen Dreien gefällt, davon mal ganz abgesehen.

Es stört mich einfach, dass viele hetero-Männer die "Bi-Neigung" ihrer Freundin vor allem aus der Perspektive sehen: "Was springt dabei denn für mich raus? Au ja, zwei Frauen! Alles meins!! *sabber*!"
Das finde ich nämlich ein bisschen egozentrisch - weswegen ich wohl auch nie mit einem "Mono" zusammen sein könnte.
Gespiegelt
Der Punkt, der mir in vielen Foren so übel aufstößt ist einfach der, dass viele Männer überhaupt keinen Gedanken daran verschwenden, dass theoretisch trotzdem eine Frau ihnen die Freundin wegschnappen könnte

Nun, dafür machen sich die Frauen ziemlich viele Gedanken darüber, ob ihnen der Freund des Mannes ihnen ihren Partner ausspannen könnte.

Au ja, zwei Frauen! Alles meins!! *sabber*!"
Oder: Aua, nein! Weg, das ist MEIN Mann! *freundchen*
@****an

Oder: Aua, nein! Weg, das ist MEIN Mann!

Aber wenigstens MACHEN die Mädels sich Gedanken...
*******6_sh Mann
423 Beiträge
@ Elle_Mariachi

"Feminin"? Keine Ahnung wie ich das hier jetzt erklären soll. Es ist eine Mischung aus der Ausstrahlung, dem Verhalten, vielleicht auch der Einstellung zum Leben... die Art und Weise wie eine Frau auf mich wirkt.

@ Fallender_Stern

So wie ich Dich verstanden habe kannst Du Dich sowohl in eine Frau "verlieben" als auch weiterhin Deinen Freund "lieben". Das bedeutet für mich nichts anderes als das man sich in mehr als nur einen Menschen verlieben kann, egal zu welchen Zeitpunkt und auch unabhängig vom Geschlecht, oder nicht?

In der Realität klappt ja das klassische Beziehungsmodell auch nicht, insofern verstehe ich persönlich nicht so ganz warum unsere Gesellschaft sich in diesem Punkt noch etwas vorlügen tut. Ich denke dass Du, Elle_Mariachi, es ganz gut getroffen hast:

Gleichzeitig will ich weder die körperliche Seite noch das Gefüh der Nähe und des Verknallt-Seins bei anderen Menschen missen [...] Aber ich glaube, ich werde immer wieder zu ihm zurück kommen - wobei strenggenommen ja gar nicht die Rede davon sein kann, dass ich überhaupt "weg" war.
Gerade der letzte Satz beschreibt für mich eine Form der Treue in einer Beziehung. Treue bedeutet für mich, dass man für den Partner da ist, man zurück kommt... aber auch diese Treue muss keine exklusive Treue sein (ich glaube ich lehne mich gerade seeehr weit aus dem Fenster...).

@ Steffan2

Aua, nein! Weg, das ist MEIN Mann!
Stimmt... aber nur solange es um den Partner geht. Ansonsten kennen "einige" Frauen wenig Skrupel mit einem vergebenen Mann in die Kiste zu springen.

@ Elle_Mariachi

Aber wenigstens MACHEN die Mädels sich Gedanken...
Es gibt auch einige Männer die sich Gedanken machen...
Ja.
Liebe Elle, liebe alle,

ich glaube, wir sehen die Dinge praktisch gleich, nur dass wir sie unterschiedlich ausdrücken... Und wir sind uns hier ja sowieso offensichtlich einig, dass eine "klassische" monogame Beziehung für uns bisexuelle nicht in Frage kommt.

Das bedeutet für mich nichts anderes als das man sich in mehr als nur einen Menschen verlieben kann, egal zu welchen Zeitpunkt und auch unabhängig vom Geschlecht, oder nicht?

Das siehst du, lieber Sascha, genau richtig. Das Einzige, was mir noch nie passiert ist, und was ich mir auch nicht vorstellen kann, ist, dass ich mich gleichzeitig in zwei Frauen oder zwei Männer ernsthaft verliebe. Ich spreche jetzt nicht von den vorübergehenden Schmetterlingen, die Elle erwähnte. Aber die sind, wie gesagt, vorübergehend, und haben nur für den Moment Bedeutung.

Er ist sozusagen mein Ruhepunkt und mein Zuhause

Und genau dafür gehe auch ich Beziehungen ein. Deine "Pseudo-Poesie bringt es schön auf den Punkt!

Viele Grüße,
das Sternchen
Ist es nicht vor allem der Punkt "Beziehung", der überhaupt erst Schwierigkeiten macht?

Ich meine, wenn wir keine hätten / anstreben würden, dann wäre ja schließlich alles in Ordnung: Wir könnten munter mit allem in die Kiste springen, was uns gefällt - und ab geht die Post! *g*

Und wozu geht man Beziehungen ein, wenn man nicht in gewisser Weise eine Art von Treue anstrebt ( passt Loyalität vielleicht besser?). Für mich persönlich gehört da schon immer ein gewisses Gefühl des Zusammengehörens und auch des Zusammen-Sein-Wollens hinzu.

Natürlich plant man keine Beziehung gleich für die Ewigkeit, aber ich halte es auch für Falsch, den Aspekt der Langfristigkeit komplett auszuschließen. Ausblenden ist ok - wir wissen schließlich alle nicht, was morgen kommt.

Und wo ( außer in sämtlichen Kitschromanen, die ich natürlich niiiiieeee gelesen habe ) steht geschrieben, dass sowas nur zwischen zwei Menschen funktionieren kann?

Allerdings halte ich dabei immernoch die "feste" Partnerschaft und ein paar mehr oder weniger feste "Nebenfrauen / - männer" für die praktikabelste Lösung.

Kann mir schwer vorstellen, dass eine richtige "Dreier"-Beziehung einfacher wäre - in der Form, dass quasi jeder mit jedem zusammen ist. Abgesehen davon, dass man gedanklich erst mal so weit kommen muss, befürchte ich, dass da dann ganz andere Probleme auf einen zukommen: Stichwort Allianzenbildung.
Vielleicht wäre ein Vierer praktibler... *zwinker*

Habt ihr schon mal in solche Richtungen gedacht / gesponnen? Würde mich mal interessieren, wie ihr sowas seht...
Ich halte die Idee von Elle für richtig, sich vielleicht von dem Begriff der Treue - "Meine Ehre heißt: Treue!" stand schließlich auch auf dem Koppel der SS - zu lösen, und sich dem der Loyalität zuzuwenden. "Treue" impliziert nun mal in diesem Zusammenhang zwar nur bedingt die Nibelungentreue der SS, aber auf jeden Fall eine sehr spezielle Art von Loyalität: das Festhalten an der exklusiven Monogamie.

Gute Erfahrungen habe ich in der Swingerszene gemacht - es ist ohne weiteres möglich, ohne Loyalitätsverletzung gegenüber dem Partner mit anderen Personen sexuelle Kontakte und "Beziehungen" auf distanzierter bis freundschaftlicher Basis zu unterhalten. Zwar kommen Illoyalitäten auch in dieser Szene vor, und auch Swingerpaare trennen sich mitunter - aber meiner Ansicht nach nicht in einer signifikanten Art und Weise. Wie das konkret ausgestaltet wird, ist individuell verschieden. Die meisten legen Wert darauf, zusammen zu agieren, und lehnen "Einzelgänge" ab - aber eine Minderheit gesteht sich auch diese zu.

Nebenbei bemerkt: die Vorstellungen vom Triolenverkehr und vom Gruppensex, die in den meisten Köpfen derer herumschwirren, die davon keine Ahnung haben, sind schlicht die Pornographischen. Vor allem Mann meint, es ginge wirklich so zu, wie auf der Leinwand (oder der DVD im Pantoffelpornokino). Die Realität sieht ganz anders aus. Insbesondere die Vorstellung vom Mann als Pascha, der sich von mehreren Frauen verwöhnen lässt, und sich jeweils die Rosinen aus den vielen Kuchen herauspickt, ist von der Realität diametral verschieden. Diese ist nämlich eher "demokratisch" meiner Erfahrung nach: die Mehrheit bestimmt, und führt zu einer eher männlich geprägten Sexualität beim Männerüberschuß und einer eher weiblich geprägten Sexualität beim Frauenüberschuß - wohlgemerkt: Bisexualität aller Beteiligten vorausgesetzt. Eine Fokussierung auf den Vertreter des anderen Geschlechts besteht nur in kleinerer Runde - je größer die Runde wird, und um so erfahrener die Beteiligten sind, um so mehr lässt diese Fokussierung nach.

Gruppensex ist auch im Gegensatz zu landläufigen Vorurteilen sehr einfach - lediglich die Hemmschwelle ist bei Unerfahrenen regelmässig sehr hoch. Ich persönlich habe Sex inzwischen weitaus lieber in der Gruppe, als zu zweit. Ich geniesse die entspannte Atmosphäre und der stark verminderte "Leistungsdruck" , und nehme die geringere Intensität dafür gerne in Kauf - wahrscheinlich auch, weil ich ein verhältnismässig "gefühlskalter", wenig leidenschaftlicher Mensch bin.

Erfahrungen in Triolen oder sonstigen Beziehungen mit mehreren Beteiligten habe ich nicht - einer stabilen Dreier-Beziehung von einem Mann mit zwei Frauen bin ich einmal in meiner Jugend begegnet. Dieses Trio von damals etwa Vierzigjährigen lebte seinerzeit schon angeblich mehrere Jahre einträchtig zusammen - und in recht luxuriösen Verhältnissen, meiner Erinnerung nach. Irgendwann habe ich aber mal realisiert, daß die private Lebenshaltung natürlich um so effektiver gestaltet werden kann, je mehr Personen am gemeinsamen Haushalt beteiligt sind, und erst recht dann, wenn alle Beteiligten erwerbstätig sind. Nach aktuellen Maßstäben: zu dritt oder zu viert fällt es weitaus leichter, eine großzügige Wohnimmobilie, mehrere PKW usw. zu unterhalten - für private Bedürfnisse und "Liebhabereien" verbleibt jedem ein weitaus größerer Teil seines Einkommens, als in kleineren Einheiten.

Nur ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel: eine Etagenwohnung von 150 - 200 qm kostet normalerweise gerade mal 150 % einer Etagenwohnung von ca. 80-100 qm - Der Quadratmeterpreis von Wohnraum sinkt beträchtlich, wenn die Einheiten größer werden. Das 1-Zimmer-Appartment ist pro Quadrameter am teuersten. Auf eine Triole "heruntergebrochen" bedeutet dies, daß die Aufwendungen für Miete und Nebenkosten pro Nase häufig um 30-50% sinken können - eine schon "privatwirtschaftlich" sehr attraktive Vorstellung, wie ich finde.
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