Die fehlende Bereitschaft von meiner Seite, detailliert über meine Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten
Diese "fehlende" Bereitschaft solltest Du auf jeden Fall beibehalten. Aus bitterer Erfahrung kann ich nur dazu raten.
Meine jetzige Freundin hat mich am Anfang unserer Beziehung, als es noch nicht klar war, daß wir fest zusammen kommen, nach meinem Sexleben zur Zeit meines sechsjährigen Singeldaseins intensiv ausgefragt. Als Singel und Callboy hatte ich natürlich ein ausschweifendes Sexualleben und keine Probleme damit gehabt, die Sexualpartner ständig zu wechseln bzw. für extreme Praktiken zur Verfügung zu stehen.
Wie geschrieben. Sie fragte mich danach aus, war auf der einen Seite fasziniert aber auf der anderen Seite auch abgestoßen davon.
Das führte dazu, daß sie meine Vergangenheit als Singel mit der Gegenwart als Partner in einer festen Beziehung verknüpfte und sich nicht vorstellen konnte, daß ich, wenn ich mich für eine feste Beziehung entscheide, derartige Dinge nicht mehr machen würde. Sie unterstellte mir, aufgrund meiner Erzählungen aus der Vergangenheit, nicht in der Lage zu sein, in der Gegenwart ein Garant für eine feste Beziehung zu sein. Deswegen ging sie auch fremd, gerade und weil sie meinen Beteuerungen keinen Glauben schenken wollte, gegenwärtig einzig und allein nur sie zu wollen und zu lieben. Das hat mir sehr weh getan und ich bereue zutiefst, ihr so unvoreingenommen mein damaliges Leben offenbart zu haben.
Stünde ich heute nochmal vor einem derartigen Fragenmarathon, würde ich keine Frage davon offen beantworten, sondern mich als unbeschriebenes, weißes Blatt beschreiben, auf das noch kein Tintenstrich geschrieben wurde. Das hat den Vorteil, daß keine Vorverurteilungen die zukünftige Beziehung gefährden oder den Partner das Gefühl vermitteln, er sei, was die Erfahrungen ausmache, im großen Nachteil oder auch nur eine weitere Kerbe im Sexblock des gerade Erzählenden, der damit letztlich ins offene Messer rennt, nicht ahnend, der so mit den nackten Tatsachen betraute habe Einiges nachzuholen, um auf Augenhöhe zu sein.
Offen und Ehrlichkeit sind unablässig in einer neuen Beziehung. Altlasten gehören in die Vergangenheit und können, wenn sie zu schockierend sind, genau das Gegenteil dessen bewirken, was bezweckt wird: sich ein Bild vom Gegenüber machen zu wollen.
Der Umgang miteinander in der Gegenwart ist wichtiger und sollte im Laufe der Zeit das Bild formen, was vom Gegenüber entsteht.