Ist alles Gold was glänzt?
Hallo.Ich beschäftigte mich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema BDSM in allen Variationen. Ich las viele, viele Stunden in den freizugänglichen Teilen dieses Forums, stöberte in Bibliotheken und Buchhandlungen, las sogar ein paar Studien und Erfahrungsberichte durch. Kurzum: Ich tat alles, was eine Jo manchmal tut, wenn sie auf der Suche nach Wissen ist.
Trotz allem sind mir Fragen übriggeblieben und ich würde mich über Antworten freuen.
Ich gestehe, ich bin bisher recht analytisch an das Thema herangegangen. Ich weiß, es kann ermüdend sein, ein so lustvolles Thema schriftlich zerpflückt zu sehen, aber wers nicht lesen mag, muss ja nicht.
Grundsätzliches:
Es scheint mir, als würde es (grob formuliert) drei Elemente geben, die sowohl dem unterwerfenden, als auch dem beherrschenden Part Lust bereiten.
Zum einen das Element der Unterwerfung. Also der Reiz sich jemandem zu unterwerfen, bzw. das meine Gegenüber sich mir vertrauensvoll unterwirft.
Zum anderen das Element des Schmerzes. Eingesetzt um zu bestrafen, um zu locken, Lust zu wecken und als süße Drohung gegen aufkommenden Ungehorsam.
Und zum dritten das Element „Grenzerweiterung“. Es wird selten angeführt, doch von allem was ich las, scheint es (mir), als wäre das ein sehr wichtiges Element zu sein. Wo die einen eher das Spiel innerhalb ihrer Grenzen mögen, scheint für andere schnell Langeweile aufzukommen, wenn nicht regelmäßig versucht wird, Grenzen zu verschieben.
Wie groß die unterschiedlichen Anteile ausgeprägt sind, scheint ein sehr individueller Faktor zu sein, der für Harmonie oder Disharmonie sorgen kann.
Darf das soweit stehen bleiben, oder gäbe es etwas Wichtiges hinzuzufügen?
Desweiteren ist mir aufgefallen, dass ich kaum Diskussionen fand zwischen Menschen die BDSM mögen und jenen, die es nicht mögen. Stattdessen fand ich in leisen Tönen Vorurteile. Die BDSM-Fraktion wirft der Blümchenfraktion mangelndem Tiefgang vor, was die Gefühlswelt und/oder die Sexualität betrifft und die Blümchenfraktion ist etwas schnell mit dem Urteil „krankhaft“ bei der Hand.
Sogar in der Literatur (habe noch nicht all zu tief gegraben) habe ich wenig gefunden, dass sich sachlich mit dem Thema BDSM auseinander setzt, ohne dafür zu werben oder sich dagegen auszusprechen. Genaugenommen werden diverse Gebiete ausgelassen und weil ich ein äußerst neugieriger Mensch bin, habe ich mein Vorsatz nie wieder einen Beitrag Thread zu eröffnen in den Wind geschossen und tue es gerade wieder.
Also lieber Leser, ich habe lange genug geschwafelt, hier meine Fragen.
1) Ist wirklich alles was im gegenseitigen Einverständnis stattfindet als „förderlich“ zu bezeichnen? Einiges das ich las, gab mir das Gefühl, BDSM wird manchen Menschen als eine Art Droge benutzt. (Im negativem Sinne gemeint.) Wenn ich aber wirklich am Wohlergehen meines Gegenübers (über eigene Bedürfnisse hinweg) interessiert bin, gehört es für mich dazu, dass ich mir Gedanken über die Wünsche meines Gegenübers mache. So gesehen gilt das Argument „wenn er/sie es braucht – kriegt er/sie es“ für mich nicht. Ich bin schließlich kein Dealer und mein Gegenüber sollte nicht „abhängig“ sein. Oder täusche ich?
2) BDSM scheint eine Art Tor zu sein, das uns den Teil von uns näherbringt, der oft noch gesellschaftlichen Tabus unterliegt. Es mag jene Menschen geben, die sich diesem Teil nie nähern und/oder nur von Scham begleitet. Aber ist das wirklich gleichbedeutend mit mangelndem seelischem Tiefgang? Ich habe aus Mündern beider Fraktionen den größten Müll gelesen, weiser scheint die Ausübung von BDSM also nicht zu machen.*schmunzel* Was also, einmal positiv formuliert, könnte ein Mensch durch BDSM lernen?
3) Immer wieder wird (gerne von weiblicher Seite) das Auffangen als besonderes Highlight betont. (Sollte es womöglich als viertes Element oben stehen?) Muss es dazu gehören? Also jedes Mal? Ich kann mich mit diesem Seelenstripteas irgendwie gar nicht anfreunden und das Wort „Spiel“ verbinde ich damit auch kein Stück. Lasse mich aber (bei gekonnter Argumentationskette ) gern es besseren belehren.
Damit will ich es enden lassen, nicht dass mir noch jemand mit dem Schielen anfängt.
ige Grüße euch allen:
Jo