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Ist alles Gold was glänzt?

Ist alles Gold was glänzt?
Hallo.
Ich beschäftigte mich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema BDSM in allen Variationen. Ich las viele, viele Stunden in den freizugänglichen Teilen dieses Forums, stöberte in Bibliotheken und Buchhandlungen, las sogar ein paar Studien und Erfahrungsberichte durch. Kurzum: Ich tat alles, was eine Jo manchmal tut, wenn sie auf der Suche nach Wissen ist. *smile*
Trotz allem sind mir Fragen übriggeblieben und ich würde mich über Antworten freuen.
Ich gestehe, ich bin bisher recht analytisch an das Thema herangegangen. Ich weiß, es kann ermüdend sein, ein so lustvolles Thema schriftlich zerpflückt zu sehen, aber wers nicht lesen mag, muss ja nicht. *g*

Grundsätzliches:
Es scheint mir, als würde es (grob formuliert) drei Elemente geben, die sowohl dem unterwerfenden, als auch dem beherrschenden Part Lust bereiten.

*anbet* Zum einen das Element der Unterwerfung. Also der Reiz sich jemandem zu unterwerfen, bzw. das meine Gegenüber sich mir vertrauensvoll unterwirft.

*peitsche* Zum anderen das Element des Schmerzes. Eingesetzt um zu bestrafen, um zu locken, Lust zu wecken und als süße Drohung gegen aufkommenden Ungehorsam.

*angsthab* Und zum dritten das Element „Grenzerweiterung“. Es wird selten angeführt, doch von allem was ich las, scheint es (mir), als wäre das ein sehr wichtiges Element zu sein. Wo die einen eher das Spiel innerhalb ihrer Grenzen mögen, scheint für andere schnell Langeweile aufzukommen, wenn nicht regelmäßig versucht wird, Grenzen zu verschieben.

Wie groß die unterschiedlichen Anteile ausgeprägt sind, scheint ein sehr individueller Faktor zu sein, der für Harmonie oder Disharmonie sorgen kann.
Darf das soweit stehen bleiben, oder gäbe es etwas Wichtiges hinzuzufügen?

Desweiteren ist mir aufgefallen, dass ich kaum Diskussionen fand zwischen Menschen die BDSM mögen und jenen, die es nicht mögen. Stattdessen fand ich in leisen Tönen Vorurteile. Die BDSM-Fraktion wirft der Blümchenfraktion mangelndem Tiefgang vor, was die Gefühlswelt und/oder die Sexualität betrifft und die Blümchenfraktion ist etwas schnell mit dem Urteil „krankhaft“ bei der Hand.
Sogar in der Literatur (habe noch nicht all zu tief gegraben) habe ich wenig gefunden, dass sich sachlich mit dem Thema BDSM auseinander setzt, ohne dafür zu werben oder sich dagegen auszusprechen. Genaugenommen werden diverse Gebiete ausgelassen und weil ich ein äußerst neugieriger Mensch bin, habe ich mein Vorsatz nie wieder einen Beitrag Thread zu eröffnen in den Wind geschossen und tue es gerade wieder. *g*
Also lieber Leser, ich habe lange genug geschwafelt, hier meine Fragen.

1) Ist wirklich alles was im gegenseitigen Einverständnis stattfindet als „förderlich“ zu bezeichnen? Einiges das ich las, gab mir das Gefühl, BDSM wird manchen Menschen als eine Art Droge benutzt. (Im negativem Sinne gemeint.) Wenn ich aber wirklich am Wohlergehen meines Gegenübers (über eigene Bedürfnisse hinweg) interessiert bin, gehört es für mich dazu, dass ich mir Gedanken über die Wünsche meines Gegenübers mache. So gesehen gilt das Argument „wenn er/sie es braucht – kriegt er/sie es“ für mich nicht. Ich bin schließlich kein Dealer und mein Gegenüber sollte nicht „abhängig“ sein. Oder täusche ich?

2) BDSM scheint eine Art Tor zu sein, das uns den Teil von uns näherbringt, der oft noch gesellschaftlichen Tabus unterliegt. Es mag jene Menschen geben, die sich diesem Teil nie nähern und/oder nur von Scham begleitet. Aber ist das wirklich gleichbedeutend mit mangelndem seelischem Tiefgang? Ich habe aus Mündern beider Fraktionen den größten Müll gelesen, weiser scheint die Ausübung von BDSM also nicht zu machen.*schmunzel* Was also, einmal positiv formuliert, könnte ein Mensch durch BDSM lernen?

3) Immer wieder wird (gerne von weiblicher Seite) das Auffangen als besonderes Highlight betont. (Sollte es womöglich als viertes Element oben stehen?) Muss es dazu gehören? Also jedes Mal? Ich kann mich mit diesem Seelenstripteas irgendwie gar nicht anfreunden und das Wort „Spiel“ verbinde ich damit auch kein Stück. Lasse mich aber (bei gekonnter Argumentationskette *g*) gern es besseren belehren.

Damit will ich es enden lassen, nicht dass mir noch jemand mit dem Schielen anfängt. *fiesgrins*
*sonne* ige Grüße euch allen:
Jo
Das fünfte Element
Hey Jo, *zwinker*

ich glaube, Du hast das allerwichtigste aller Elemente vergessen:

*pfeil* die Liebe.

BDSM ist nämlich nichts, was sich in einem Handbuch zusammenfassen läßt, damit es von allen perfekt und fehlerfrei angewandt werden kann.

Im Gegenteil: BDSM hat ganz viel mit Gefühl zu tun. Mit dem Gefühl, was richtig für einen selber ist, was sich da richtig anfühlt und dem, was der Partner für richtig erachtet und was ihm guttut. Jeder achtet auf sich UND auf den anderen. Das ist nämlich gemeint mit "in gegenseitigem Einvernehmen".

BDSM ist nicht nacktes, lesbares Wissen oder irgendwo beschriebene Techniken / Praktiken. Deshalb - behaupte ich einfach mal - können auch Nicht-BDSM'ler die Intention und den Antrieb nicht verstehen, der "uns" dazu bringt, dieses "Spiel" zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Schmerz und Lust, zwischen Oben und Unten, Besitz und Gehören zu spielen. Gerade weil hier so viel abläuft, was mit Emotionen zu tun hat. Und eine Emotion kann man bekanntlicherweise nicht so in Worte fassen, daß jemand, der diese Emotion nicht selbst kennt, sie auch wirklich verstehen kann. Man kann Emotionen akzeptieren, tolerieren.... aber verstehen, was ein anderer fühlt? Ich glaube, das funktioniert nicht.

Mich würde an dieser Stelle einfach mal interessieren: Warum hast Du Dich denn überhaupt geraume Zeit mit dem Thema beschäftigt hast? Aus reiner Neugierde? Oder hat Dir vielleicht ein kleiner Teufel in Dir geflüstert, daß Du zu "den Perversen" gehören könntest?

Hmmm..... manchmal schützt nüchternes Wissen nicht davor, Erfahrungen wirklich selbst und real zu machen. Vor allem dann nicht, wenn dieses "Pseudo-Wissen" nur die halbe Miete ist, weil es nicht eine einzige Art von "allgemeingültigem" BDSM gibt, sondern genauso viele Arten, wie es Menschen gibt, die "es" tun.

RoJ
D&S als BDSM Part glänzen nicht mehr als "Blümchen"
Hallo Jo,

Du hast verschiedenste Themen des BDSM angesprochen und versuchst sie zu kategorisieren.
Ich kann mich hier zu Dominanz, bzw. Submission äußern. Schmerz (Masochismus) ist wieder ein besonderer Bereich und nicht bei jedem BDSM'ler ausgeprägt.

Es gibt amS sowieso keine Schubladen, sondern nur einzelne Facetten, die jemand mag, und davon so viele, dass es nicht verwunderlich ist, dass sich ganz viele dagegen wehren, in Schubladen gesteckt zu werden. Nennen wir es einfach , Zusammenfassen von Menschen, die ähnliche Neigungen in der Sexualität ausleben.

Ich kann Deinen Wissensdurst gut verstehen, habe auch das gesamte WWW und Bücher nach dem Thema durchforstet, aber evtl. aus einem anderen Grund als Du. *zwinker* (?)

Ich habe das Verlangen nach Unterwerfung bei mir gespürt und um mich selbst zu verstehen, bin ich auch auf eine sehr analytische Suche nach Gleichgesinnten und Erklärungen gegangen ( mein JC Einstieg).

Ich habe festgestellt, dass es ein großer Unterschied ist, ob man mit jemandem darüber diskutiert, der das Gleiche empfindet, bzw. einen solchen Partner gehabt hat und denen, die Null Erfahrung damit haben. Und es ist ein sehr großer Unterschied, ob ein Mensch mit seiner Sexualität generell im Reinen ist, egal, welche Neigung !!!

Wer Teile seiner Sexualität und Wünsche daraus verdrängt, der kann nie offen sein und weiß gar nicht, was er für Verlangen hat. Dies führt schnell zu Vorurteilen und Ablehnung des "Unnormalem". eine Diskussion wird hier eher schwerer.

Ich denke, dass man als Mensch das Verlangen in sich tragen muss, diese Neigung tief im Inneren verwurzelt haben muss, um BDSM , bzw. Teile davon als Bereicherung anzusehen und komplett zu verstehen.

Fällt mir gerade ein, ist vielleicht ein Versuch zur Erklärung.... ;-):

"Wer noch nie richtigen Hunger verspürt hat, der kann auch nie ein kleines niedliches Kaninchen mit süßen Knopfaugen töten, um satt zu werden." (Hoffe, das wird nicht missverstanden !!)

Ich denke, es geht hier um Urinstinkte und Triebe, die evtl. noch aus der Steinzeit stammen. Hunger nach Befriedigung eines bestimmten Triebes.

Jeder hat seine Bedürfnisse und wenn ein nicht BDSM-ler mit sich und seinem Sexleben im Reinen ist, dann mag er sich an ganz anderen Dingen erfreuen, als ein BDSM-ler ( blöde Schubladenworte, aber irgendwie muss ich das Kind hier ja beim Namen nennen).

Das Gefühl NACHVOLLZIEHEN kann wohl nur jemand, der auch diesen Hunger hat.... oder sich sehr gut in andere hineinversetzen kann, also sehr empatisch ist. Was davon trifft denn auf Dich zu ? Oder ist es wirklich nur der Wissensdurst ? ( bin nur neugierig ;-))

Ich kann jedem nur raten, der mit seinem Sexleben irgendwie unzufrieden ist, mal in sich hineinzuhorchen, was evtl. fehlen könnte. Oftmals sind es bis ins Unterbewusstsein unterdrückte Verlangen, die unter der Oberfläche brodeln. Jedenfalls war es bei mir so und allein das Zulassen und Äußern dieser Wünsche ist wie eine grandiose Befreiung !!!


Also in sofern kann ich zu Deinen Fragen Folgendes sagen :

Was also, einmal positiv formuliert, könnte ein Mensch durch BDSM lernen?

Ein Mensch, der keinen "Hunger" dahingehend hat, also auch kein tiefes Verlangen danach,kann GARNIX lernen, der wäre nur irritiert!

Nur die, die das Verlangen nach z.b. Unterwerfung oder Dominanz als Befriedigung haben, werden dadurch Ihren Höhenflug erleben.

Der eine braucht eben ein 400 g Steak um satt zu werden , der andere einen 400g Tofu-Burger. *zwinker* Über Geschmack läßt sich auch nicht streiten.


Aber ist das wirklich gleichbedeutend mit mangelndem seelischem Tiefgang?

Nein, natürlich nicht allgemein. Diese Argumentation wird wohl oft "gegen" die Blümchenfraktion verwendet. Wer nicht "satt" ist, hat eben noch Hunger und gräbt tiefer, als andere, vielleicht ist es so zu verstehen.

Ich kann gar nicht mit jemandem darüber streiten, der ganz andere Bedürfnisse hat als ich. Ich würde ihm ja vorwerfen, nicht vom Tofu Burger satt zu sein, nur weil ich es auch nicht bin. Das wäre sehr verständnislos.

So, ich hoffe, das es etwas klarer geworden ist, auch mit Tofu und Steak -Metaphern *ggg* ( hätte auch jedes andere Lebensmittel sein können)

Lg Lucy
Polarisierung
Hmm. Viel Fragen, auf die es noch mehr Antworten und unendlich viele Meinungen gibt.

BDSM ist ein so breites Spektrum, dass es als Begriff nur als beschreibender Überbegriff taugt. Treffen sich drei BDSMler hat man vier Ansichten *zwinker*

BDSM polarisiert.
Gesellschaftliche Normen, Erziehung und eigenes Kopfkino kollidieren heftigst - hinzu kommt dann noch der Faktor Mut.
Man liebt es
(ich verwende mal wieder das Wort lieben, obwohl ich dafür immer schreibende Haue beziehe. Es ist für mich stärker als mögen, soll aber nicht die große ewige Liebe bezeichen *smile*)
oder hasst es.

zu 1) mein Gegenüber
Gerade im Spiel mit BDSM ist es wichtig, zu erahnen welche Wünsche, Bedürfnisse meinen Gegenüber bewegen. Es ist immer schwierig Menschen zu "lesen".
Auch im "Blümchensex"(BS) machen wir das, schauen auf die Reaktionen des Gegenüber, agieren dann entsprechend.
Aber auch im BS sind schießen wir übers Ziel hinaus, lassen uns von unseren Trieben treiben, sind manchmal egoistisch.
Gerade wir Männer. Oder warum spielen so viele Mädels uns regelmäßig den großen Orgasmus vor?

zu 2) lernen
Ehrlich - ich weiß es nicht!
Was lernen wir aus BS? Ich habe nicht den Anspruch daraus zu lernen. Ich habe den Anspruch zu genießen.

zu 3) Seelenstriptease
Das "Auffangen" ist für mich nach solch tiefgreifenden Emotionen sehr wichtig, ja. Es ist ein Seelenstrip - und sicher nicht jedermanns Sache. Aber es gibt ja auch viele Leute, die nach BS nicht mehr kuscheln mögen, was im übrigen auch zu Frustration führen kann. "Boah, fertig. Schatz, war nett *springausdemBettundgehduschen*"???

Und das berühmte Wort "Spiel"
Was stört eigentlich so viele daran? Ist man der Meinung ein Spiel müsse man nicht ernst nehmen, ist es zu kindisch? Muß ein Spiel etwas oberflächliches, lapidares sein?
Ich benutze es weiter, denn es zeigt für mich auf, das es etwas ist, was uns gemeinsam Spaß machen soll. Woraus wir gemeinsam etwas schöpfen, das uns befriedigt. Wie auch in jedem anderen Spiel.
Ein Povoll oder Ohrfeige im Spiel ist Befriedigung, im Nicht-Spiel Körperverletzung. Im Spiel ist Augenverbinden und eine Nadel ein Kick, im Nicht-Spiel Folter.
Deswegen: Für mich ist es weiter Spiel - und ich nehme es ernst *g*

Lieben Gruß
Der Connaisseur
****al Mann
2.823 Beiträge
1) Ist wirklich alles was im gegenseitigen Einverständnis stattfindet als „förderlich“ zu bezeichnen? Einiges das ich las, gab mir das Gefühl, BDSM wird manchen Menschen als eine Art Droge benutzt. (Im negativem Sinne gemeint.) Wenn ich aber wirklich am Wohlergehen meines Gegenübers (über eigene Bedürfnisse hinweg) interessiert bin, gehört es für mich dazu, dass ich mir Gedanken über die Wünsche meines Gegenübers mache. So gesehen gilt das Argument „wenn er/sie es braucht – kriegt er/sie es“ für mich nicht. Ich bin schließlich kein Dealer und mein Gegenüber sollte nicht „abhängig“ sein. Oder täusche ich?
Ich gehe bei anderen Menschen eigentlich erstmal davon aus, daß sie wenigstens in durchschnittlichem Maße mit sich und ihren Wünschen klarkommen.
Ja, das mag sich gelegentlich auch als Irrtum herausstellen, aber das ist für mich eine Entscheidung des Einzelfalls. So pauschal abhandeln will ich es eigentlich nicht, wenn ich implizit die Wahl zwischen genau den beiden Aussagen "wenn sie etwas will, mach ich's" und "manches kann ich für sie nicht verantworten" habe, zumal da schließlich nicht zuletzt auch noch eigene Vorlieben und eigene Praxis eine Rolle spielen.

2) BDSM scheint eine Art Tor zu sein, das uns den Teil von uns näherbringt, der oft noch gesellschaftlichen Tabus unterliegt. Es mag jene Menschen geben, die sich diesem Teil nie nähern und/oder nur von Scham begleitet. Aber ist das wirklich gleichbedeutend mit mangelndem seelischem Tiefgang?
Nein. Irgendwelche sexuellen Vorlieben machen "uns" höchstens anders, aber nicht besser, tiefgründiger oder progressiver - allerdings auch nichts gegenteiliges.

Was also, einmal positiv formuliert, könnte ein Mensch durch BDSM lernen?
Ich finde die Frage etwas eigenartig.
Was lerne ich durch den Verzehr von Heidelbeerkuchen, wenn ich den zufällig mag?

3) Immer wieder wird (gerne von weiblicher Seite) das Auffangen als besonderes Highlight betont. (Sollte es womöglich als viertes Element oben stehen?) Muss es dazu gehören? Also jedes Mal? Ich kann mich mit diesem Seelenstripteas irgendwie gar nicht anfreunden und das Wort „Spiel“ verbinde ich damit auch kein Stück. Lasse mich aber (bei gekonnter Argumentationskette *g*) gern es besseren belehren.
Das Wort "Spiel" ist oft als kindlich bzw. kindisch besetzt. Es meint nur eine gewisse Art der Inszenierung mit vom sonstigen Alltag abweichenden Regeln (ja, das ist logisch etwas inkonsequent, weil solche Interaktionen wie "Bäcker-Kunde" und "Chef-Angestellter" trotz auch dort differierender Regeln gleichermaßen unter "Alltag" subsumiert werden), was die Situation aber deswegen nicht zwangsläufig völlig irreal oder unernst machen muß.
Und das Auffangen ... Genau wie "Spiel" gibt es nun mal häufig wiederkehrende romantisierende Formulierungen, die oft gelesen irgendwann Brechreiz erzeugen können. Der gemeinte Inhalt, daß man die Handlung so beenden sollte, daß es möglichst nicht zu irgendwelchen längerfristigen negativen Folgen für die Psyche beider Personen kommt, bleibt davon unberührt. Wie man das genau tut, ist sicher unterschiedlich, und ein "Seelenstriptease" muß es auch nicht immer sein - weder der Kuschelanfall noch die ausführliche verbale Nachbereitung liegt jedem.
*******_hh Frau
377 Beiträge
Wenn ich aber wirklich am Wohlergehen meines Gegenübers (über eigene Bedürfnisse hinweg) interessiert bin, gehört es für mich dazu, dass ich mir Gedanken über die Wünsche meines Gegenübers mache. So gesehen gilt das Argument „wenn er/sie es braucht – kriegt er/sie es“ für mich nicht.

Damit hast Du einen sehr wichtigen Faktor des BDSM erfasst. Der Dom muss seine Sub genau kennen, wissen, was für sie gut ist und was nicht, auch wenn sie vielleicht anders darüber denkt, und dann danach entscheiden, was er tun kann und was nicht. Ich selbst habe es mit meinem Herrn schon sehr oft erlebt, dass er besser wusste, was ich gerade brauche, als ich selbst.
Und ich denke, das bringt uns auch auf direktem Weg zu deiner zweiten Frage: Es geht bei dem, was Du als "seelischen Tiefgang" bezeichnest, nicht um das tabubrechende Ausüben von Praktiken oder das Finden von tabuisieren Wünschen. Es geht, zumindest für mich, auch nicht darum, sich selbst zu finden. Natürlich ist das ein wichtiger Aspekt, denn wenn jemandem etwas fehlt, ist er weniger glücklich, ausgeglichen, erfüllt, aber wie einer meiner Vorredner sagte, kann das ja nicht die Art von "Tiefe" sein, die uns von den Vanillas unterscheidet, denn diese können ja völlig glücklich sein, mit ihrer Art zu leben.
Für mich ist es das wesentlich bewusstere Miteinander, was eine SM- oder d/s-Beziehung so besonders macht und ihr den besagten "Tiefgang" verleiht. Man ist viel aufmerksamer dem Partner gegenüber. Der Dom seiner Sub gegenüber, weil er die Verantwortung für sie hat, und die Sub ihrem Dom gegenüber, weil sie ihn durch ihr richtiges Verhalten erfreuen will. In einer solchen Art der Beziehung kann man nicht in die Stino-Gefahr des "nebeneinander-her-lebens" geraten. Ein weiterer Faktor der hierzu beiträgt ist, dass es im BDSM unbedingt notwendig ist, miteinander zu reden und zwar offen und über alles. Das ist anfangs oft nicht leicht, aber diese Fähigkeit überträgt sich dann natürlich auch auf die gesamte Beziehung. Probleme werden früher erkannt und offen angesprochen, ohne Vorwürfe, Passiv-Agressivität etc. Es stauen sich nicht diese vielen Kleinigkeiten an, die in einer Stino-Beziehung dann oft zum großen Krach führen. Vielleicht könnte man sogar sagen, BDSM fördert soziale Kompetenzen. (Natürlich wieder nur für diejenigen, die auch diese Neigung haben.) Bei mir habe ich zumindest festgestellt, dass es mir leichter fällt, wertfrei zu antworten, mich ehrlich zu bedanken und zu entschuldigen und anderes.
Nun zu deiner dritten Frage: Das Auffangen würde ich gar nicht als "Seelenstriptease" bezeichnen. Dabei muss ja nicht unbedingt gesprochen werden. Eine Session ist einfach etwas so emotionales, dass es danach notwendig ist, wieder ins "reale Leben" zurück geholt zu werden. Ich bin dann oft wie in Trance (das berühmte "fliegen") und bekomme von meiner Umwelt nichts mehr mit. Es dauert dann eine Weile in den Armen meines Herrn bevor ich wieder andere Menschen, die Musik (in einem Club) um mich herum wahrnehme. Eine Session ist ein so inniges, gemeinsames Erlebnis, dass alles andere dabei ausgeblendet wird. Das Auffangen ist dann sozusagen der liebevolle Abschluss dieser Zweisamkeit und das langsame wiedereinblenden der Umwelt. Ich denke, der Vergleich mit dem Kuscheln nach dem Sex ist recht passend. Was bei einer Session passiert, wird ja oft als "Kopf-Orgasmus" bezeichnet, obwohl es für mich eine weitaus intensivere Erfahrung ist. Aber genau, wie es für mich unablässlich ist, nach einem besonders intensiven Orgasmus in dem Arm genommen und festgehalten zu werden, seine Nähe zu spüren, ist es auch nach einer Session unablässlich, diese Nähe zu spüren, Zärtlichkeit, festgehalten, eben aufgefangen zu werden.
****42 Mann
4.581 Beiträge
Hmm
Es stauen sich nicht diese vielen Kleinigkeiten an, die in einer Stino-Beziehung dann oft zum großen Krach führen. Vielleicht könnte man sogar sagen, BDSM fördert soziale Kompetenzen.

Das ist eine Feststellung, die BDSM'ler wieder einmal über andere erhebt. Es ist nämlich nicht so. Wer über BDSM Probleme lösen will und Aggressionen abbaut, der kompensiert und genau das sollte es wohl nicht sein. BDSM-Beziehungen haben auch nicht zwangsläufig mehr Tiefgang. Ich finde diese Diskussionen schon grenzwertig. Wir frönen alle nur einer Neigung und sind dadurch weder sozial kompetenter, noch haben wir anderen etwas voraus. Wir können es nämlich nicht einschätzen. Es ist Hochmut zu behaupten, dass wir uns durch BDSM besser kennen. Wir kennen nur andere Seiten von uns, die andere Menschen nicht haben. Viele BDSM-lastige Beziehungen gehen krachen, weil nur über das eine Thema geredet wird. Und das ist nun wirklich nicht der Nabel der Welt. Mir wäre eine Fokussierung auf BDSM in der Beziehung eine viel zu platte Nummer. Ich lasse mich nämlich nicht auf meine Neigung reduzieren.

Hank
Ich sehe das genau, wie Ninchen.

Unser Leben und unsere Denkweise hat sich durch das Ausleben unserer Neigung komplett geändert.

Es sind jetzt viele Dinge im "normalen" Leben, die wir wesentlich gelassener sehen, als früher!

Auch unsere Beziehung zueinander hat sich sehr vertieft, ist viel inniger als vorher. Es genügt ein Blick und der Andere weiß, was los ist.

Es ist Hochmut zu behaupten, dass wir uns durch BDSM besser kennen.

Das sehe ich ganz anders als du, Hank. Wir reden jetzt wesentlich mehr miteinander, als früher. Dadurch lernt man sich meiner Meinung nach auch wesentlich besser kennen!

Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.

Gruss Luna
*******_hh Frau
377 Beiträge
Wer über BDSM Probleme lösen will und Aggressionen abbaut, der kompensiert und genau das sollte es wohl nicht sein.

Da hast Du nicht falsch verstanden, so hatte ich das nicht gemeint. Natürlich löst man nicht durch BDSM Beziehungsprobleme, und wenn man schlecht drauf oder gar aggressiv ist, sollte man gar nicht spielen. Ich habe lediglich angeführt, dass man dadurch, dass man im BDSM zwangsläufig über alles offen reden muss, dies dann auch besser in der Beziehung kann und dies vermeiden Probleme. Man darf nichts zurückhalten, sonst geht eine Session schnell gefährlich daneben. Und das tut man dann auch in der Beziehung nicht. Was die soziale Kompetenz angeht, habe ich "vielleicht" gesagt, und nur aus meiner eigenen Erfahrung gesprochen.

Für mich ist BDSM mehr als nur eine sexuelle Neigung. Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit. Ich bin sub, genauso wie ich Frau, Tochter, Studentin etc. bin. Jeder dieser Teile lehrt mich etwas. Ich sehe mich nicht als etwas Besseres als Stinos, weil ich SM lebe. Das ist Unsinn. Aber durch das, was ich durch SM gelernt habe, bin ich wesentlich fähiger, eine Beziehung zu führen, als früher. Und ich denke, dass es vielen ebenso geht, aus den Gründen, die ich bereits angeführt habe.
****42 Mann
4.581 Beiträge
Wenn BDSM ...
dazu führt, dass man sich jetzt besser kennt, dann hat man selbst in der Beziehung ohne BDSM Defizite gehabt. Das muss anderen Menschen nicht so gehen. Sie müssen sich nicht zwangsläufig schlechter kennen. Wenn es einem selbst so ging, dann ist es noch lange nicht verallgemeinerungswürdig. Wer durch BDSM besser eine Beziehung führen kann, der war eben ohne nicht dazu in der Lage. Andere können es ohne und führen keine schlechteren Beziehungen und oft mit mehr Tiefgang als BDSM-Beziehungen. Ich sträube mich gegen die Gut- und Schlecht-Einstufungen von Menschen, die unsere Neigung nicht teilen.

BDSM ist für mich nicht Lebensinhalt, sondern ein Teil von mir, ein Teil meiner Persönlichkeit, den ich nicht mehr überbewerte.


Hank
Danke
Ich danke Euch soweit, für Eure Antworten. Besonders, dass sie in dieser Ausführlichkeit kamen. *blume*

Ich weiß nicht mehr wo, aber irgendwo habe ich in einer Diplomarbeit die These gelesen, dass die masochistische/devote Ader genauso ein Teil unseres Wesens ist, wie die sadistische/dominante Ader und dass sich in unerwarteten Situationen oft zeigt, welche Veranlagung wir haben. Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich an diese These. Das bedeutet auch, dass jeder Mensch sehr wohl in der Lage wäre entsprechende Seiten in sich zu finden und wahrscheinlich auch auszuleben.
Aber offenkundig ist sie sehr unterschiedlich stark ausgeprägt und so kommt nicht jeder an den Punkt, wo er etwas vermisst und sich auf die Suche nach Erfüllung begibt. Ich könnte rückblickend jedoch für jede meiner Beziehungen definieren, wer der "devotere" Part war und wer der "dominantere". Ohne, dass dies Thema je zur Sprach kam. Jeder wird wissen was ich meine.

Aus diesen Gründen lasse ich das Argument "nur wer den Hunger verspürt, kann auch die Handlungen dahinter verstehen" zumindest für mich nicht gelten. Wenn ich ehrlich sein soll, dann halte ich das für eine Ausrede. Nein, nicht böse gemeint. Aber wenn man das Argument gelten lässt, muss man sich nicht mit sich selbst und anderen Meinungen auseinander setzen. Man sagt einfach "Du hast den Hunger nicht, ich habe ihn - und gut ist." Das ist eine sehr friedliche Lösung, das gefällt mir, aber ich glaube trotzdem nicht ihren Wahrheitsgehalt. *zwinker*

Warum beschäftige ich mich damit. Vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet und irgendwie war es klar, dass sie kam. Ich möchte nicht zu ausführlich darüber schreiben, denn dahinter stecken sehr persönliche Gründe. Sagen wir einfach, es ist in mein Leben getreten und ich habe nicht die Wahl es zu ignorieren oder nicht. Anfänglich war ich davon nicht besonders begeistert, mittlerweile mag ich diesen Aspekt. Er hat mich gedanklich an einige Ecken von mir heran geführt, die ich bisher unangetastet lies. Das mag eine unbefriedigende Antwort sein, aber bitte akzeptiert, dass ich mehr dazu nicht schreiben möchte.

Ich möchte kurz auf das "fünfte Element" eingehen. Es ging mir bei meinen "Elementen" nicht Dinge die dazugehören können. Sondern um das, was den Reiz am BDSM & Co. ausmacht. Liebe kann und sollte nach meinem Dafürhalten dazu gehören, jedoch muss sie es nicht.
Tatsächlich vergessen habe ich jedoch, neben das Element der Unterwerfung, das Dominieren aufzuzählen. Es gehört selbstredend dazu.

Ich möchte zum Schluss noch etwas brisantes in den Raum werfen. Wenn man die weiblichen Subs vergleicht, dann fallen mir schon Ähnlichkeiten auf, die mir zu denken geben. Ich möchte wirklich keinen Angreifen, aber sagen können, was ich denke, möchte ich trotzdem.
Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass BDSM für viele Menschen ein Werkzeug ist, um etwas anzufassen, an dass sie sonst nicht rankommen. Die Tiefe einer Session, der notwendige Aufwand um wieder in normale Leben zurückzukehren, das alles spricht von sehr viel "therapeutischer Arbeit". Und genau das würde ich nie wollen. Genau dann ist es nämlich kein Spiel mehr. Dann brauche (!) ich den BDSM, weil ich durch ihn Zustände erlange, die ich sonst nicht erlangen könnte, weil... Ja, warum nicht?
Ich glaube an dieser Stelle kneifen eine ganze Reihe von Menschen sich auf den Weg zu machen, andere Lösungen zu suchen.
Was ich jedoch auch meine zwischen den Zeilen gefunden zu haben, ist der Fakt, dass eine völlig schiefgelaufene Session ein Anlass ist zu reden. Das würde bedeuten, dass die Auslebung helfen kann, den Blick auf seelische Notlagen oder andere Probleme zu lenken. Doch ob darauf hin tatsächlich etwas passiert, oder ob Sessions weiterhin dazu benutzt werden um "Ventile" zu öffen, dass - so denke ich - liegt bei jedem Menschen selbst. BDSM wäre also danach genau wie ein Computerspiel nur ein Instrument, dass je nach dem Anwender unterschiedlich "genutzt" werden kann/wird.

Ich möchte jedoch auch betonen, dass ich überaus positive und irgendwie auch ergreifende Berichte gelesen habe, jene Berichte waren es, die mir klar machten, dass BDSM kein Feld ist, über das man sich "mal eben" ein Urteil erlauben sollte. Mitunter ein Grund für meine intensive Recherche.

Soweit von meiner Seite, vielleicht fällt mir später noch mehr ein. Ich möchte nochmal jeden herzlich einladen mit zu diskutieren, auch wenn das Thema leicht "ausgeleihert" wirkt und nicht einfach ist. Ich glaube, es ist die Sache wert.

Einstweilen liebe Grüße:
Jo
*******_hh Frau
377 Beiträge
Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass BDSM für viele Menschen ein Werkzeug ist, um etwas anzufassen, an dass sie sonst nicht rankommen.

Richtig. So wie Nahrung und Sex. Das löst auch Glücksgefühle aus, an die man auf andere Weise nicht herankommt.

Die Tiefe einer Session, der notwendige Aufwand um wieder in normale Leben zurückzukehren, das alles spricht von sehr viel "therapeutischer Arbeit".


Meinst Du mit "therapeutischer Arbeit" nun das Auffangen an sich? Was soll denn therapiert werden? Traumata? Komplexe? Sonstige Unzulänglichkeiten? So ganz verstehe ich diesen Punkt nicht, fände es aber interessant, wenn Du das noch etwas ausführtest.

Und genau das würde ich nie wollen. Genau dann ist es nämlich kein Spiel mehr. Dann brauche (!) ich den BDSM, weil ich durch ihn Zustände erlange, die ich sonst nicht erlangen könnte...

Ein Spiel ist es für mich auch nicht. Ich brauche BDSM. So wie ich Sex brauche. Ohne würde ich verrückt werden. Und ich denke nicht, dass ich damit alleine bin... *zwinker*
****al Mann
2.823 Beiträge
Ich weiß nicht mehr wo, aber irgendwo habe ich in einer Diplomarbeit die These gelesen, dass die masochistische/devote Ader genauso ein Teil unseres Wesens ist, wie die sadistische/dominante Ader und dass sich in unerwarteten Situationen oft zeigt, welche Veranlagung wir haben. Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich an diese These. Das bedeutet auch, dass jeder Mensch sehr wohl in der Lage wäre entsprechende Seiten in sich zu finden und wahrscheinlich auch auszuleben.
Aber offenkundig ist sie sehr unterschiedlich stark ausgeprägt und so kommt nicht jeder an den Punkt, wo er etwas vermisst und sich auf die Suche nach Erfüllung begibt.
Es gibt regelmäßig Threads in den verschiedenen Foren, in denen darüber geklagt wird, daß jemand mit einem Vanilla zusammen ist und es dieser trotz prinzipieller (theoretischer) Aufgeschlossenheit nicht schafft, für den Partner halbwegs authentisch wirkend gemeinsam BDSM auszuüben.

Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass BDSM für viele Menschen ein Werkzeug ist, um etwas anzufassen, an dass sie sonst nicht rankommen. Die Tiefe einer Session, der notwendige Aufwand um wieder in normale Leben zurückzukehren, das alles spricht von sehr viel "therapeutischer Arbeit". Und genau das würde ich nie wollen. Genau dann ist es nämlich kein Spiel mehr. Dann brauche (!) ich den BDSM, weil ich durch ihn Zustände erlange, die ich sonst nicht erlangen könnte, weil... Ja, warum nicht?
Ich glaube an dieser Stelle kneifen eine ganze Reihe von Menschen sich auf den Weg zu machen, andere Lösungen zu suchen.
Natürlich sollte man gelegentlich auch über sich selbst nachdenken, über die eigenen Wünsche, über Sehnsüchte, auch darüber, was vielleicht verändert werden könnte.
Aber ich finde es etwas unglücklich, sich immer auf "er braucht BDSM, also ist es Kompensation" zu versteifen. Kaum jemand käme auf die Idee, über Motive anderer Leute zu spekulieren, warum sie in einem Kirchenchor singen, Briefmarken sammeln, bergsteigen oder ihren Fußballverein zu Auswärtsspielen begleiten. Weil sie darin etwas finden, was sie sonst nicht haben? Möglich. Und warum muß man das a priori als bedenklich einordnen?
@****al: Glaube nicht, dass es mir darum geht, dem BDSM einen Stempel aufzudrücken. So ist das nicht. Ich habe einige kritische Bedenken und die möchte ich auch äußern dürfen ohne dass man mir nachsagt, ich würde die Sache einseitig beleuchten. Ich kenne Dich nicht und ich weiß nicht, wie Du BDSM auslebst. Vielleicht tust Du es sehr gesund, vielleicht auch nicht. Alles was mir auffällt, ist die Tatsache, dass BDSM genau wie Computerspiele gute Möglichkeiten bieten, vor sich selbst zu fliehen. Ich kenne auch Menschen, die fliehen vor sich selbst durch Sport, Sex, Arbeit... Alles Möglichkeiten. Aber BDSM teilt man mit anderen und allein dadurch erfährt es zwangsläufig einen viel intensiveren Charakter.

@****hen:
Du schriebst am Anfang:
Der Dom muss seine Sub genau kennen, wissen, was für sie gut ist und was nicht
Aber was wäre denn, wenn Dom das nicht wissen muss, sondern Sub es von sich aus sagen würde? Wie wäre es, wenn Sub zum Gegenüber sagt: Bitte fessle mich. Quäl mich ein bisschen, Ich sehen mich danach." Und Dom antwortet: "Ach... Ich weiß nicht, ich weiß nicht... Ob ich mir diese Anstrengung wirklich heute Abend geben möchte...?" Sub antwortet: "Bist wohl schon zu schwach, alter Knacker, was? Muss ich mir etwa einen anderen suchen?" (Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und einem herausforderndem Blick) Kommentar vom Dom: "Ich sehe Du hast es wirklich nötig, mach mir mal einen Kaffee, in der Zeit überlege ich, ob ich Dir den Gefallen erweise..." [...] Drei Stunden später liegen sich die beiden in den Armen und lachen über die Session. Sub sagt: "Bitte die Schläge beim nächsten Mal etwas weniger fest, sonst brauchst Du auch nicht mehr im Anschluss zärtlich darüber zu streichen, denn meine Haut fühlt eh nix mehr." Und Dom sagt: "Gut zu wissen, wie wärs mit einem Knebel beim nächsten Mal?"
Sub schluckt und sagt: "Du willst mich knebeln?"
"Yep."
"Also darüber müsste ich nachdenken und ein weiterer Ograsmus könnte dabei helfen... " *g* [To be continued...]

In dieser Szene empfinde ich BDSM als wirkliches Spiel und als Anreiz im Sexleben. Ich verstehe nicht, warum überall gesagt wird, Dom muss Sub lesen. Kann Sub etwa nicht den Mund aufmachen? Ist Dom etwa Gott? Genau diesen Wunsch las ich jedoch öfter und ebenso den Wunsch, dass Dom Dinge tut, die für Sub einen enorm großen Kraftaufwand erfordern, um sie zu ertragen. In einigen Berichten gewann ich sogar den Eindruck Sub braucht es tief zu fallen und Dom braucht es als Engel zu fungieren.
Wenn es also nur um Grenzerweiterungen geht (und die stehen zwangsläufig an, denn man fällt in den gleichen Abgrund ja nicht immer wieder rein, also müssen neue Abgründe her) und der nächste Kick immer größer sein muss und von mir selbst immer mehr Energien verlangt, dann würde ich den Eindruck gewinnen, mein Gegenüber sucht weiß-der-Teufel-was, aber bestimmt keinen lustvollen Umgang im intimen Miteinander. Diese Art von "Spiel" ist nach meinem Geschmack eindeutig zu dicht am Feuer.
Sollte in einer Session plötzlich unbewusstes zu Tage treten, wäre das für mich okay, man bricht ab und redet. Doch das sollte die Ausnahme bleiben und nicht zum Zweck der Session selbst. Das ist es, was ich mit therapeutischer Arbeit meinte.

Liebe Grüße:
Jo
Es zählt nicht das Etikett sondern der Inhalt.
1) Ist wirklich alles was im gegenseitigen Einverständnis stattfindet als „förderlich“ zu bezeichnen?
Umgekehrt wird ein Schuh draus.
"Förderlich" kann zwischenmenschlich nur sein, was einverständlich stattfindet. Ob und wie sinnvoll überhaupt irgendwas ist, kommt drauf an, was man draus macht. Wie immer im Leben.
Seine Bedürfnisse zu befriedigen statt zu verdrängen und sich eingehend mit seinem eigenen tiefen Neigungen und Gefühlslagen und denen des Partners zu beschäftigen sollte meist nicht schaden, ob im BDSM Kontext oder nicht.

gehört es für mich dazu, dass ich mir Gedanken über die Wünsche meines Gegenübers mache. So gesehen gilt das Argument „wenn er/sie es braucht – kriegt er/sie es“ für mich nicht. Ich bin schließlich kein Dealer und mein Gegenüber sollte nicht „abhängig“ sein. Oder täusche ich?
Sehe ich wieder genau anders rum. Weil Du gerne Schokolade isst, diagnostiziere ich Deine Abhängigkeit und verbiete sie Dir deswegen, um Dir zu helfen "Deine Sucht" in den Griff zu kriegen ?
Es haben schon viele versucht, die Wünsche anderer zu deuten, "besser" zu verstehen oder gar zu "korrigieren" - das geht generell sehr gründlich schief und ist ausserhalb von Medizin/Gesetz wohl bevormundender als SM selbst.

Was also, einmal positiv formuliert, könnte ein Mensch durch BDSM lernen?
Man setzt sich mit seiner eigenen Persönlichkeit sehr tief auseinander und lernt sich in "extremen" Situationen kennen. Man setzt sich mit seinem Partner auseinander und lernt diesen in "extremen" Situationen kennen. Man begibt sich auf eine gemeinsame, feinfülige, facettenreiche Reise ins Reich der Sinne.
Ist doch mal besser als nix.

Auffangen als besonderes Highlight. Muss es dazu gehören?
Ja unbedingt. Eine Session kann man nicht ruckartig beenden, da Sub sich in einem tranceähnlichen Zustand befindet aus dem sie langsam und gefühlvoll gelöst werden muss. Sonst riskiert man seelische Zerrungen.

Das Wort „Spiel“ verbinde ich damit auch kein Stück.
Das Wort hat sich halt durchgesetzt. Ist auch nicht so falsch, weil es Dinge wie Ungewissheit, Spannungsbogen, Regeln impliziert.

BDSM ist generell nicht besser, schlechter, tiefer oder flacher als sonstwas im Leben das Menschen miteinander unternehmen.

Es zählt nicht das Etikett sondern der Inhalt. Macht es oder macht es nicht, aber wenn Ihr es macht, dann macht es Euch gut.
Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass BDSM für viele Menschen ein Werkzeug ist, um etwas anzufassen, an dass sie sonst nicht rankommen.

Als ich klettern ging, sagten die Besserwisser, ich hätte todessehnsucht.
Als ich verreiste sagten sie, ich laufe davon.
Als ich mit meiner Partnerin ne Session machte, sagten sie, ich wäre krank.

Ich hatte einfach nur Lust drauf und es hat Spass gemacht. Die Erfahrungen waren auch nicht schlecht.
Wäre ich denn besser auf der Couch geblieben und hätte TV gesehn ?
*******_hh Frau
377 Beiträge
@***na: Das Szenario was Du beschreibst ist, denke ich, eher Realität für Stinos, die ein bisschen SM als Erweiterung ihres Sexlebens ausprobieren wollen. Das hat nichts mit Dominanz und Unterwerfung zu tun. Ein Dom der so mit sich reden ließe und der so mit mir redete, wie in dem Bespiel, könnte ich nie ernst nehmen. Ich denke, das "d/s-ige Miteinander" ist wohl das schwierigste für nicht-SMler zu verstehen.
Versteh mich nicht falsch: Sub sollte auf jeden Fall sagen, was sie mag und was nicht, was sie sich wünscht, was sie auf keinen Fall möchte etc. Dass das Reden unabdingbar ist, habe ich ja schon erwähnt. Aber das was Du beschreibst, macht die Sub quasi zum Top. Sie bestimmt was passiert, und das geht gegen den Wunsch des dominiert werdens und des sich unterwerfens. Wenn der einem nicht wichtig ist, kann man es natürlich so halten, wie in deinem Bespiel. Das wird man aber bei den wenigsten Smlern finden.

Das sogenannte "Lesen" ist deshalb wichtig, weil der Dom die Kontrolle hat und Sub sich fallen lassen will/soll. Es geht nicht darum, dass die Sub keinen Ton sagt und Dom erraten muss, was ihr gefällt und was sie will. Es geht darum, das vollkommene Vertrauen, dass Sub zu Dom hat, dadurch zu bestätigen, dass er sie in- und auswendig kennt, weiß was gut für sie ist und was nicht. Es ist einfach wunderschön, sich so fallen lassen zu können.
Bitte nicht böse nehmen :)
...aber bei dem angeführten Beispieldialog würde ich vor lachen nicht mehr in den Sattel kommen *g*

Das ist fast so, wie die Geschichte, die ich hier im Joy gefunden habe.
Etwas zum schmunzeln.

DOM UND SUB AUF DER COUCH

SUB: Duhuuuu ...
DOM: Ja?
SUB: Mir ist langweilig!
DOM: Dann blas mir einen.
SUB: Haue wär mir lieber.
Dom gibt Sub ansatzlos eine schallende Ohrfeige.
SUB: Hey! Autsch! Was war das denn?
DOM: Ich hab dich gehaun.
SUB: Ja, aber doch nicht so fest! Und auch noch ohne Vorwarnung!
Dom verdreht die Augen.
SUB: Außerdem wär mir jetzt grad die Gerte lieber.
DOM: Sicher?
SUB: Was meinst Du mit “sicher”?
DOM: Bist Du dir sicher, dass nicht doch lieber Peitsche … oder Rohrstock …
SUB: Oh ja! Peitsche wär noch schöner!
DOM: Dacht ich mir. Wollt ja nur sicher gehen.
SUB: Darf ich sie holen?
DOM: Hab ich denn ne Wahl?
SUB: Natürlich hast Du die. Du bist doch mein Dom.
DOM: Dann blas mir einen.
SUB: Ach quatsch. Ich mein, Du hast die Wahl, wie Du mich schlägst.
Dom gibt Sub ansatzlos eine zweite schallende Ohrfeige.
SUB: AUAA!!! Ich mein doch die Wahl zwischen Gerte, Rohrstock oder Peitsche.
DOM: Ach so. Na gut, dann bring den Rohrstock.
SUB: Die Peitsche wär mir lieber.
DOM: Dann bring halt die Peitsche.
SUB: Wie lustlos klingt das denn?
DOM: Willste jetzt Haue oder Lust?
SUB: Na, beides halt!
DOM: Und muss ich dazu auch Lust haben?
SUB: Schön wärs schon.
DOM: Warum? Du willst doch eh nur Haue.
SUB: Jetzt wirst Du fies! Ich will doch, dass es dir auch gut geht.
DOM: Dann blas mir einen.
SUB: Dazu muß ich erst in Stimmung sein.
DOM: Geht mir mit dem Hauen genau so.
SUB: Gehauen werden würd mich in Stimmung bringen zu blasen.
DOM: Geblasen werden würd mich in Stimmung bringen zu hauen.
SUB: Verfluchter Teufelskreis!
DOM: Yep!
SUB: Du bist der Dom. Also hast Du den aktiven Part. Hau mich, und dann blas ich dir
einen.
DOM: Du bist die Sub. Du hast zu gehorchen. Blas mir einen, und dann hau ich dich.
SUB: Ja, aber dazu mußt Du mich doch erst zwingen, indem Du mich haust.
DOM: Zwingen? Schmeckt dir mein Schw**z etwa nicht?
SUB: Oh doch! Er schmeckt lecker. Aber noch leckerer schmeckt er, wenn ich so
richtig auf Touren bin.
DOM: Komisch - wenn’s ums Essen geht, mußt Du vorher nicht auf Touren kommen.
SUB: Häh?
DOM: Na, ich mein, wenn Du diese leckere Pasta gekocht hast. Die mit der Frischkäse
Sauce und den extra gebratenen Putenstreifchen. Da muss ich dich nicht vorher haun,
damit sie dir schmeckt.
SUB: Scheiße! Jetzt krieg ich Hunger.
DOM: Dann geh was kochen. Und mach mir ne Portion mit.
SUB: Und es würd dich nicht stören, wenn ich dafür unsere Session unterbreche?
DOM: Ach, dann quäl ich mich halt solang durch die Sportschau.
SUB: Das würdest Du für mich tun?
DOM: Kleines, für DICH tu ich einfach ALLES!
SUB: Oh, ich hab dich so lieb!
DOM: Ich dich doch auch!


Also, nochmals, nicht böse nehmen, aber das kitzelte meine alberne Seite.
Uiiiiiiiiiiiii, Jo, du machst dir wirklich viele Gedanken um dieses Thema!

Das ist, finde ich eine ausgibige Antwort wert.
Nur habe ich da heute leider keine Zeit mehr zu, obwohl es mir unter den Nägeln brennt, dir zu antworten.

Muss es also leider auf morgen vertagen, aber dann kommt sie.

LG. Luna
Stino? Musste ich erst mal googeln. STInk NOrmaler Mensch. Au lecker, das riecht aber satt nach Hochmut. *g*

Aber zurück. Mein Beispiel war Euch also zu wattig, ja? Ernster soll es also zu gehen, weil Dom sonst gar keine Respektperson ist. Aha. Dom soll eine Respektperson sein. Na also wenn ich ehrlich bin, dann hoffe ich, mein Gegenüber respektiert mich immer. Bitte nicht nur, wenn ich die Peitsche in der Hand habe.
Und fallen lassen könnt ihr Euch so auch nicht? Warum denn nicht? Warum muss es ernst und böse zugehen, damit das klappt?
Böse, böse Jo, Du verstehst ja schon wieder alles falsch. Na klar können wir uns auch so fallen lassen, aber das ist nicht das Gleiche wie in einer Session. So tiiiief fallen lassen geht nur... Ja wann denn? Wenn mir gar nichts mehr anderes übrigbleibt als zu hoffen, dass Dom keinen Blödsinn macht? - Nein, nicht hoffen, vertrauen! Ich vertraue doch meinem Dom, sonst würde gar nichts gehen.
Ha. Du vertraust? Wenn Du vertraust, warum kannste Dich dann nicht auch so fallen lassen. Könnte es sein, dass darin in Unterschied liegt? Die einen brauchen das Gefühl sich fallen lassen zu können, welches in jeder Session immer neu hergestellt werden muss und anderen wiederum geht es mehr um das lustvolle Spiel an sich?
Schon wieder Schubladen, Jo? - Nein, aber irgendwie muss man die Dinge ja in Worte kleiden.

Sub bestimmt in meinem Beispiel zu sehr das Geschehen, schreibst Du Ninchen. Mmh, wenn ich ehrlich bin habe ich 95% des Geschehens ausgelassen, weil ich kein FSK 18 wollte. Ob und wie ernst es im Hauptteil zu ging, habe ich Eurer Fantasie überlassen. Aber ich sehe schon, nur die Harten kommen in den Garten und die Weichen zu den Leichen. *fiesgrins* Wo kommen wir denn hin, wenn Sub mit Halsband hinter Dom herläuft und dabei nicht devot zum Boden schaut. Schlechter Dom, hast Deine Kleine wohl nicht im Griff, wie?

Je fieser die Session, desto besser das Spiel. Kommen sie rein meine Damen und Herren, der Einsatz ist hoch, nichts für Stinos unser Lokal. Fräulein Jo, was wollen sie denn hier? Erstens kommt man hier nur nackt rein und zweitens ist das hier ein gehobenes Etablissement für die wahren S/Mler. Nur wer mit dem Knebel oder Peitsche geboren wurde, darf hier spielen. Da gibts nichts zu fragen und nun raus hier und waa...mmhhmmmpfmhh mmm? [Weiter kam er leider nicht, denn Fräulein Jo´s Socke steckte ihm zwischen den Kiemen. Danach soll sie sich abgewendet haben und grinsend ihrer Wege gegangen...

Sorry, hab mich etwas verirrt beim Schreiben. Werdet schon wissen wie ichs meine.

@**na: Auf Deine Antwort würde ich mich wirklich freuen. Wenn Du magst auch gern per PM.
Was ich jedoch auch meine zwischen den Zeilen gefunden zu haben, ist der Fakt, dass eine völlig schiefgelaufene Session ein Anlass ist zu reden. Das würde bedeuten, dass die Auslebung helfen kann, den Blick auf seelische Notlagen oder andere Probleme zu lenken.

Also wir reden überwiegend über die guten Sessions und das was noch kommen könnte ...

STInk NOrmal ... riecht aber satt nach Hochmut.

Stink-Normal klingt nach Hochmut ? Echt ... ich meine es kämpfen Generationen von SMlern dafür, wenigstens für ein Stück weit mehr normal gehalten zu werden ...

Irgendwie scheinst Du doch Schubladen zu bauen und kleinste Unterschiede zwischen den "Normalen" und SMlern zu suchen ... ein blöder Spruch in einem Club reicht schon, alle zu charakterisieren, machst Du das im Supermarkt auch so ?

Die SMler gibts nur soviel wie die Schwimmer oder Swinger.

Der eine sieht das Glas halb voll, der andere halb leer, der Dritte was zu trinken der Vierte analysiert die Gedanken der Drei vor ihm und der Fünfte kommt kassieren.
und weg
Ich steig dann mal hier aus, es wird mir zu flach und zu borniert.
Lieben Gruß
Der Unterschied zwischen Wissen und Verstehen
@***na
Du kannst der beste Automechaniker der Welt sein... und möchtest dann wissen, wie das mit dem Fahren so ist... Finde ich eine tolle Idee, ich persönliche liiiiiiiiiebe es... Dann hör dich mal um:

Männer werden dir was von dem gewissen Kick erzählen, den ihnen die Geschwindigkeit bringt, Frauen über die ach so niedliche Schnauze ihres "Knuddelautos". Du kannst Formel-1-Fahrer interviewen, Ralley-Fahrer, Formel- 3................ Führerschein-Neulinge, Alte Hasen hintem Steuer, Vielfahrer und AusderGaragewaschenindieGarage-Fahrer... Du kannst 1 Million Bücher über Oldtimer, Technik und Autos im Allgemeinen lesen.

Jeder hat seine eigene (für ihn richtige) Sicht.

Manchmal sind sich welche einig darüber, welches Auto sie gerne fahren und wenn es das gleiche ist, dann gründen sie einen Club. Aber selbst in diesem Club ist jedes Auto ein Unikat. Und jeder hat ein anderes Feeling für das Fahren. Das alles wirst du erfahren, wenn du meinen Ratschlägen folgst.

Und dann? NIX.

Ohne Führerschein hilft dir all das Wissen nichts. Du wirst niemals empfinden können, was Autofahren für DICH bedeutet.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Du mischt alles, was du liest und hörst, zu einem ungenießbaren Brei, der mit BDSM in der gelebten Praxis nichts, und zwar absolut gar nichts, zu tun hat. Denn BDSM ist eine absolut individuelle Sache zwischen 2 oder 3 oder 4 oder... Menschen.

Und wenn du HEUTE glaubst, dass du dein BDSM gefunden hast, dann kann es morgen mit einem anderen Partner schon wieder ganz ANDERS sein. Wahrscheinlich wird es morgen sogar mit deinem bisherigen Partner völlig anders sein.


Last, but not least:
Es ist theoretisch möglich, deine Fragen zu beantworten. Aber ich lasse es, denn diese Antworten würden dir nichts bringen... außer Wissen, davon hast du aber doch schon mehr als genug.

Verstehen erfolgt über Praxis.

Das ist meine Meinung.

Ich ende mit einem Zitat von Goethe, dass ich sehr passend für diesen Thread finde:

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
und grün des Lebens goldner Baum.


Viel Spaß beim Wachsen!
******ion Frau
2.473 Beiträge
*zugabe*

Irgendwie gabs hier doch schon mal einige Threads in denen erst nach Antworten für besseres Verstehen gefragt wurde und dann.... ach ja ich weiß wieder ... nein danke, nicht nocheinmal!
*******pain Paar
389 Beiträge
Drei Fragen und das Verstehen-Wollen
@Jo:

„1. Ist wirklich alles was im gegenseitigen Einverständnis stattfindet als „förderlich“ zu bezeichnen?“

Die Frage zu stellen impliziert, dass du weißt, was „förderlich“ ist.
Die Frage taugt gar nichts zur Einschätzung von BDSM. Ich erlebte viel zu viel (ausserhalb von BDSM), was vom Betroffenen selbst zunächst als nicht förderlich eingeschätzt wurde. Zehn Jahre später redete er anders darüber.

Die vielbeschworene „Einvernehmlichkeit“ ist nichts anderes als ein Schutzmantel, BDSM nach der Erklärung der Menschenrechte überhaupt lebbar und akzeptierbar darstellen zu können. Die erotische Lust – sei’s die des Doms oder die der Sub – interessiert sich für gegenseitiges Einverständnis überhaupt nicht.

„Einiges das ich las, gab mir das Gefühl, BDSM wird manchen Menschen als eine Art Droge benutzt. (Im negativem Sinne gemeint.) „

Ja, BDSM kann als Droge benutzt werden. Ähnlich wie bei Marathonläufern ist die Endorphinausschüttung z.T. enorm. Deine Bemerkung in Klammern verstehe ich nicht. Meinst du nun, dass Drogen negativ sind, oder meinst du, dass manche Menschen, die BDSM als Droge benutzen, dies als negativ empfinden?

Drogen zu benutzen ist weder negativ noch positiv. Der Gebrauch von Drogen führt uns zu anderen, i.d.R. unalltäglichen Bewusstseinszuständen. Das kann der eine recht positiv in sein Leben integrieren, der andere wiederum kickt sich damit aus der Gesellschaft und stirbt ggf. sogar daran.

„Wenn ich aber wirklich am Wohlergehen meines Gegenübers (über eigene Bedürfnisse hinweg) interessiert bin, gehört es für mich dazu, dass ich mir Gedanken über die Wünsche meines Gegenübers mache.“

Ja. Nur sind BDSMler – wie übrigens der Rest der Menschheit auch – nicht immer am Wohlergehen des Gegenübers interessiert, sondern eher an der Befriedigung eigener Bedürfnisse. Das mag man als defizitären Zustand ansehen und sich bemühen, die eigenen Bedürfnisse hintanzustellen und sich zunächst um die Bedürfnisse des anderen zu kümmern.

Kritisch ist die Anmassung, zu beurteilen, ob die Befriedigung der Bedürfnisse des anderen diesem eher nützen oder schaden. Denn wer weiss schon wirklich, was einem anderen Menschen nützt?

„So gesehen gilt das Argument „wenn er/sie es braucht – kriegt er/sie es“ für mich nicht. Ich bin schließlich kein Dealer und mein Gegenüber sollte nicht „abhängig“ sein. Oder täusche ich?“

„mich“ hast du wohl als Wort vergessen.
Ob du dich mit deiner Aussage, du seist schliesslich kein Dealer, täuscht oder nicht, kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne dich nicht.

Du kannst hergehen und glauben, du wüsstest besser als dein Gegenüber, was für diesen/diese gut ist. Dann kannst du dir auch anmassen, am Wohlergehen deines Gegenübers interessiert zu sein. „Peitsch’ mich, bitte!“ – „Nein, denn ich weiss, dass das deinem Wohlergehen abträglich sein würde.“

„2) BDSM scheint eine Art Tor zu sein, das uns den Teil von uns näherbringt, der oft noch gesellschaftlichen Tabus unterliegt.“

So ist es.

„Es mag jene Menschen geben, die sich diesem Teil nie nähern und/oder nur von Scham begleitet. Aber ist das wirklich gleichbedeutend mit mangelndem seelischem Tiefgang?“

Natürlich nicht. Das ist nur ein primitives Argument von BDSMlern, die ständig nach Anerkennung durch die Gesellschaft streben. Unterdrückte schlagen oft mit harten, unmässigen Bandagen zurück.

„Ich habe aus Mündern beider Fraktionen den größten Müll gelesen, weiser scheint die Ausübung von BDSM also nicht zu machen.*schmunzel*“

Richtig. Es ist wie im wirklichen Leben.

„Was also, einmal positiv formuliert, könnte ein Mensch durch BDSM lernen?“

Die Frage unterstellt, BDSM wäre ein Lernmittel. BDSM ist kein Lernmittel, sondern ein Oberbegriff für vor nicht allzu langer Zeit als „pervers“ angesehene sexuelle Vergnügungspraktiken.

Was lerne ich aus dem Besuch des Münchner Oktoberfests (auch eine Veranstaltung zum Vergnügen)?

Weil Praktiken, die unter „BDSM“ subsumiert werden, mich mit Teilen meiner Persönlichkeit konfrontieren, die weniger verstandesgeprägt, sondern eher ekstatischer Natur sind, kann ich mich durch solche Praktiken besser kennen lernen. Und weil dies auch für meinen Partner oder Partnerin gilt, kann ich auch über mich in Bezug auf meinen Partner – meine Wünsche, Bedürfnisse, Sehnsüchte etc. eine Menge lernen.

Ich kann – muss aber nicht. Manche lernen etwas, manche nicht.

Man kann auch beim S-Bahn-Fahren eine Menge über sich lernen. Manche tun das, die meisten nicht.

Eine Regel, was durch BDSM zu lernen wäre, gibt es natürlich nicht.

„3) Immer wieder wird (gerne von weiblicher Seite) das Auffangen als besonderes Highlight betont.“

Ist doch kein Wunder. Sub lässt eine Menge anstrengender Dinge über sich ergehen, lässt sich in tiefe Seelenschichten hineinfallen (die Schichten des „inneren Kindes“ etwa), liefert sich dem Dom aus – und am Ende will sie ihre Belohnung für das ganze Leiden. Will sich angenommen, geliebt fühlen. Als ob die (ersehnte) Mutter sie in den Armen hielte.

„(Sollte es womöglich als viertes Element oben stehen?)“

Nein, denn die Dom-Seite fehlt.

„Muss es dazu gehören? Also jedes Mal?“

Muss man ein Kind belohnen, wenn es sich besonders angestrengt hat, den Eltern zu gefallen?

„Ich kann mich mit diesem Seelenstripteas irgendwie gar nicht anfreunden“

Musst du auch nicht. Du hast andere Bedürfnisse.

„ und das Wort „Spiel“ verbinde ich damit auch kein Stück.“

Dazu gab’s bereits eine wichtige Äusserung. Es ist falsch, „Spiel“ immer nur als unverbindlich und im Gegensatz zum „Ernst des Lebens“ zu sehen. Im Circus des alten Roms gingen die Spiele um Leben und Tod. Spiel ist kein Gegensatz zum Ernst, sondern eine bestimmte Daseinsstruktur, die sich vom zielgerichteten Alltagshandeln (montags in die Firma, damit die Miete bezahlt werden kann) abhebt.

„Lasse mich aber (bei gekonnter Argumentationskette ) gern es besseren belehren.“

Das muss gar nicht sein. Gut gepflegte Vorurteile können das Leben wesentlich leichter machen als den Blick in die Wahrheit. Und der Zynismus deines dritten Beitrags weist auch darauf hin, dass es dir eigentlich um Anderes geht ….

Um sinnvoll nach BDSM fragen zu können, gilt es, sich zunächst die „Als-Ob“-Struktur von BDSM klar zu machen – so tun, als ob. Wenn wir z.B. von „Herr“ und „Sklavin“ reden, meinen wir natürlich nicht die Rechtsverhältnisse im Südamerika des 17. Jahrhunderts, sondern wir tun nur so, als ob. Insofern hat BDSM wesentlich mehr mit Theater zu tun als etwa mit Kindergärten, Bundestagswahlen und Frühstückseier.

In diesem theatralischen Spiel können wir uns lustvoll erfahren. So wie Kinder sich in den Spielen jener Jahre ebenfalls als lustvoll erfuhren, bevor ihnen der „Ernst des Lebens“ übergezogen wurde.


stephensson
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