Initialzündung
Die Initialzündung oder der Urknall meiner schrifstellerischen Tätigkeit geschah Anfang 2020 und ist eine eigene Geschichte. Da sie etwas länger ist, werde ich sie zu Eurer Bequemlichkeit als Fortsetzungsgeschichte posten. Es ist allerdings KEIN Tatsachenbericht!😄Teil 1 der Initialzündung
Berge. Nichts als Berge. Auf manchen lag schon Schnee und die meisten verbargen ihren Gipfel in den träge am Himmel hängenden Wolken. Blauer Himmel und Sonnenschein? Fehlanzeige! Dafür musste man wohl bis in die höchsten Höhen bis über die dicke, graue, feuchtigkeitsgeschwängerte Schicht klettern, und das war nicht wirklich ihr Ding. Aus dem norddeutschen Flachland kommend war sie eine Aussicht bis zum Horizont gewohnt. Sie lief oder radelte gerne lange Strecken, aber diese steilen, engen Straßen, die knappen Kurven waren neu für sie und auch die dünne Höhenluft machte ihr zu schaffen. War es doch keine so gute Idee, im November einen Urlaub in den Schweizer Voralpen zu machen?
Sie hatte sich recht spontan nach einer Empfehlung eines Bekannten dazu entschlossen, etwas neues auszuprobieren, um Ruhe zu haben und zu sich selbst zurückzufinden. Zu Hause war sie nur noch am Streiten mit ihrer zwanzigjährigen Tochter, die ihre Ausbildung abbrechen wollte, ihr Exmann war hierbei auch nicht gerade eine Hilfe, und auf der Arbeit hatte sie eine neue Kollegin bekommen, die sie mit ihren Erzählungen von der alten Stelle immer wieder aus der Konzentration riss. Urlaubstage hatte sie noch genügend und ihr Chef hatte ihr die Auszeit rasch genehmigt.
Die Anreise selbst hatte unter keinem guten Stern gestanden: der Motor ihres Autos ging auf halber Strecke einfach aus! Der Pannendienst war überlastet und so musste sie über eine Stunde auf der Notfallspur der Autobahn in Richtung Süden warten. Sie stellte das Warndreieck auf, machte die Warnblinkanlage an und positionierte sich vorschriftsmäßig hinter die Leitplanke. Nach einer halben Stunde war sie so durchgefroren, dass sie sich entgegen ihrer Vernunft auf den Beifahrersitz ihres Autos setzte. Sie war müde und würde sich gerne ausruhen, was aber unmöglich war. Jedesmal wenn ein Lastwagen vorüberfuhr, wurde ihr Fahrzeug von dem Luftzug durchgeschüttelt.
Als der Pannendienst endlich erschien, hätte sie fast geweint vor Erleichterung. Der junge Herr suchte nach dem Fehler, fand ihn auch alsbald, konnte ihn jedoch nicht komplett beheben. Er schaffte es aber, den Wagen wieder fahrtüchtig zu machen, unter der Voraussetzung, dass sie nur vorsichtig Gas gab und nicht schneller als hundert Kilometer pro Stunde fuhr. So kam es, dass sie erst spät abends ihre Pension in der Schweiz erreichte und, nachdem sie ihr Gepäck in ihr Zimmer im zweiten Stock geschleppt hatte, sich mit einem erschöpften Seufzen auf das glücklicherweise recht große Bett sinken ließ.
Etwa zwanzig Minuten später erhob sie sich, suchte ihr Sleepshirt und ihren Kulturbeutel aus dem Koffer, um sich bettfertig zu machen. Koffer ausräumen musste bis morgen früh warten. Sie hatte ja schließlich Urlaub! Als sie sich endlich unter die Decke kuschelte, machte sie rasch das Licht aus und ihre Augen zu. Sie atmete tief durch, erinnerte sich an die Herfahrt, die Panne, den Pannenhelfer. Sie musste lächeln - der war ein echtes Leckerchen!
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