Verbotene Melodie
Teil 1Gestern habe ich gegen das Kontaktverbot verstossen. Seit mehreren Tagen hat Patrick mich schon bearbeitet. Immer wieder schrieb er mir, wie attraktiv er mich findet, wie gut unsere Vorlieben passen. Am Anfang hatte ich ein wenig Angst vor ihm. Er ist sehr groß und muskulös. Boxtrainer. Vermutlich war seine Nase mal gebrochen, was seinem Gesicht etwas Bedrohliches verlieh . Während unserer Schreiberei entpuppte er sich jedoch als sehr feinfühlig, wenngleich er immer wieder drängte, dass wir uns unbedingt real treffen müssen. Er meinte, wir könnten ja einfach nur spazieren gehen und reden. Dann schwenkte er wieder zur Schilderung seiner Fantasien; wie er sich vorstellte, was wir zusammen machen könnten. Immer wieder fragte er mich, wann ich Zeit hätte und dass ich doch einen Treffpunkt vorschlagen sollte. Wir würden ja nur spazieren gehen. Ich hatte viel Lust, ihn in echt zu erleben, er war sehr interessant, aber gleichzeitig war ich sehr verunsichert. Er arbeitete als Filialleiter, musste Kunden besuchen und Mitarbeiter anweisen. Das bedeutet, er hatte viele Kontaktpersonen, und damit mögliche Infektionsträger. Andererseits - wenn wir Abstand hielten und nur redeten?
Schließlich schlug ich für gestern mittag einen großen Friedhof in Köln vor. Dort würden immer einige Leute sein, jedoch nicht zuviele, so wäre für meine Sicherheit gesorgt, ohne dass wir tatsächlich unter Beobachtung stünden.
Die Sonne schien vom strahlendblauen Himmel. Keine Kondensstreifen von Flugzeugen, kein Fluglärm - Corona hatte auch was Gutes.
Ich hatte keine Lust mit dem Auto zu dem Treffen zu fahren und wollte das tolle Wetter nutzen um das Motorrad zu bewegen. Gleichzeitig redete ich mir ein, dass mir die Motorradkluft eine Art Schutz gewähren würde. Rechtzeitig war ich am Eingang des Friedhofs, nachdem ich das Motorrad abgestellt und den Helm angeschlossen hatte, hielt ich Ausschau nach Patrick. Da entdeckte ich den schwarzen Volvo SUV mit dunkel getönten Fensterscheiben, von dem er mir vorgeschwärmt hatte. Angst kroch mir die Kehle hoch. Was, wenn er mich in sein Auto drängte und....ich wollte nicht weiterdenken!