Der verwehrte Blickkontakt einer Sub - Habt ihr Tipps?

Der Augenkontakt ist, wenn überhaupt, für Dom wichtiger als für Sub....

Du hast die besten Voraussetzungen, ihn und seinen Willen/seine Lust zu erspüren, (Und auch dich) , weil deine anderen Wahrnehmungsmöglichkeiten durch die Sehbehinderung geschärft sind.

Konzentriere dich auf deine Stärken!

Wegen an Taubheit grenzender Hörschadigung:
Ich vermisse es die leisen Zwischentöne in der Klangfarbe zu hören.
Unbeschwert überall zu kommunizieren, flirten zu können. Das Sexgeflüster im Ohr...

Beim Sex selbst genieße ich deshalb gerne mit geschlossenen Augen. Ich muss ihm nicht ständig in die Augen schauen um Verstehen zu können.
Das reißt mich aus dem Flow. Wenn er mit was versautes zuflüstert oder sagt, stört es ihn nicht wenn ich es nicht verstehe. 
Hauptsache beide genießen den Sex auf ihre Art.
Er mich lesen und sehen kann. Als Reaktionsfetischist.

So hat jeder etwas was er vermisst. 
Ein anderer vermisst vielleicht den Geruchsinnn dabei den er nicht hat.

Genau. Es gibt so viel zwischen den Zeilen. Und ich würde auch gerne ablesen können, ob er zufrieden ist oder eben gerade nicht. Ob ein stummer Befehl aus seinem Blick spricht oder er gerade zärtlich ist... jedes Detail zu kommunizieren ist sehr herausfordernd und oft sieht man Dinge bei seinem Gegenüber, die der/die selbst nicht in Worte zu fassen vermag. Die Frage bleibt: Wie in Worte fassen? Wann in welche? Und gibt es noch andere Alternativen?

Hallo, danke für diesen Thread. Ich bin auch sehbehindert und der Blickkontakt fehlt mir sehr, auch ohne Sub zu sein. Ich denke die Männer stört es doch sicher auch, denn ich schiele auch noch stark.

Liebe @*******ne_4 ,
Ich möchte den Schmerz, den du verspürst, nicht kleinreden, dir fehlt ein Sinn, den man nicht einfach ersetzen kann und in vielen Bereichen des Lebens wirst du vermutlich darunter leiden und darfst zurecht Traurigkeit darüber empfinden.

Ich denke aber, dass du speziell auf die hier thematisierte Situation dir keinen gefallen tust, wenn du den fehlenden Augenkontakt als so großes Defizit ansiehst bzw. Umgekehrt die Möglichkeit, einen solchen herzustellen, als etwas so zentrales und wichtiges überhöhst, denn das ist es gerade nur in deiner Vorstellung.

Dinge, die nicht verbal kommuniziert werden, sieht man nicht immer mit den Augen, auch wir Sehenden können das nicht, viel mehr kann man erspüren durch Zwischentöne, durch Berührungen.
Es hat schon einen Grund, warum das Spiel mit Augenbinde so beliebt ist, eben gerade weil ein vertrautes Zusammenspiel auch blind gut möglich ist und sub so viel besser dazu in der Lage ist, sich auf ihre anderen Sinne zu konzentrieren, der sehsinn als sehr dominierender, kann auch oft sehr störend sein.

Liebe TE, mein Mann und Sub ist auch sehbehindert. Und ich kenne dadurch das Problem, dass meine Gefühlsregungen oft bei meinem Sub nicht so ohne weiteres ankommen.

Ich kann recht gut einschätzen, was mein Sub von mir mitgekommt, allerdings sind wir auch schon 30 Jahre zusammen. Und ich bin mittlerweile recht gut darin, ihm „über andere Kanäle“ die Information zu liefern, was sein Verhalten bei mir auslöst. Dom kann stöhnen oder stärker atmen, wenn das Quälen von Sub ihm Lust bereitet, Dom kann sein Lächeln mit einem genießerischem Brummen oder einem tiefen Ausatmen untermalen, Dom kann knurren, wenn er Sub streng mit dem Blick fixiert usw., schon allein mit Geräuschen kann man (wenn man sich mal dran gewöhnt hat) sehr viele Emotionen rüberbringen.
Ich habe auch oft die linke Hand auf dem Körper von Sub, wenn ich ihn mit der rechten Hand quäle oder bearbeite, und mit der linken kann ich meine Emotionen auf seine Haut übertragen: mit den Fingerspitzen drücken oder leichtes Kratzen, wenn mich sein Stöhnen erregt, leichtes Streicheln, wenn ich genieße oder lächle, festes Drücken mit der ganzen Hand, wenn mir etwas missfällt oder wenn ich fordernder werde, auch da gibt es viele Möglichkeiten, Emotionen zu transportieren.
Auch verbal kann man viel schon mit wenigen einfachen Worten transportieren. Ich bin auch kein Kommunikationsgenie in einer Session, das liegt mir nicht, es müssen aber auch keine ausgefeilten Sätze sein. Es reichen kleine Worte, brav, geil, los jetzt, oh ja, sehr schön, so gefällst du mir, das macht mich zufrieden, um seine Gefühle zu vermitteln.

Wenn sich dein Mann damit schwertut, würde ich „mit gutem Beispiel vorangehen“. Mache deutliche Geräusche, die deiner Gefühlslage entsprechen, versuche so oft wie möglich mit einer Hand Körperkontakt herzustellen und dann mit haptischen Signalen deine Gefühle zu unterstreichen, fange an, auch verbal mit kleinen Worten deine Gefühle zu unterstreichen.

Diese ganzen nicht-visuellen Signale müssen selbstverständlich werden, erst dann fließen sie automatisch, ohne verkrampftes Nachdenken und ohne dass man sich komisch dabei fühlt heraus.

Stell deinem Mann während der Session einfache Fragen, auf die er nur mit ja oder nein oder mit ganz wenigen Worten antworten muss: genießt du grade, dass ich für dich leide, war ich brav, bist du zufrieden mit mir usw. So schubst du nicht-visuelle Signale von seiner Seite immer wieder an und hilfst ihm zu verstehen, wann sein visuelles Feedback bei dir nicht ankommt und du andere Signale von ihm brauchst.

Den Augenkontakt an sich kannst du nicht ersetzen, aber den Emotionsaustausch, der mit ein Grund ist, warum Augenkontakt so wertvoll ist, den bekommt man auch anders ganz gut hin.

Liebe Corwy,

gerne - ich bin auch von dem tollen Feedback (von allen) hier sehr gerührt. Seltsam, denn an den Orten, wo alle über Inklusion reden, ist es nicht halb so offen. Die Voraussetzungen sind hier wohl besser beim Thema Ehrlichkeit...

Im großen Ganzen fehlt es mir nicht an Worten und ich weiß, wie jemand durch das, was er glaubt, wirkt. Daher benehme ich mich nach außen so, wie ich wirken möchte. Das bedeutet, dass z.B. Authentica es nicht merken würde, wenn ich in der Therme an der Kasse neben ihr stehe und bezahlen würde.
Und ja, die Sache mit dem Nystagmus war mir früher - auch bei Männern - sehr peinlich. Man sieht Aufregung stärker usw. daher verstehe ich das mit dem Schielen.

Ich möchte dir jedoch an dieser Stelle Mut machen: Die Männer fühlen (unterbewusst), was du ausstrahlst. Die Signale, die dadurch bei ihnen ankommen sind evtl nicht die, die du aussenden möchtest (Weiblichkeit, Freude, Klarheit).

Ich habe mir vor langer Zeit angewöhnt, mich selber vor dem Spiegel zu treffen. Einfach ich mit mir. Und das ist erstaunlich: Ich finde mich echt knorke, weißt du. Dieses Gefühl von Unsicherheit kommt erst, wenn ich zu viel nachdenke - und bewerte.

Die Männer hat es selten gestört. Vielmehr haben sie mich, als ich noch sehr jung war, für meinen Geschmack etwas zu viel bewundert. Und natürlich kam da der Beschützerinstinkt raus - und daher habe ich mich nie in einen Club getraut.... ich hätte einfach über zu viele Seile stolpern können.

Danke für deine ehrliche Meinung, Ailujs!

Und ja, genau diese Antwort würde ich - Bitch die ich bin - auch jedem geben. In die Fresse rein soll manchmal echte Wunder wirken.

Tatsächlich macht es mich gerade deshalb so fertig, weil ich schon von Berufswegen her sehr wohl weiß, dass alles nur fucking Mindset ist.
Ganz ehrlich, wenn man genau darüber ein Buch schreibt, kann es halt passieren, dass verdeckte Sachen an die Oberfläche schießen - und man sich seiner selbst annehmen muss. So ungern ich das auch tue....
Und es gibt ja - wie Grossefrau schrieb - immer diese Sache, die man verdrängt oder vermisst. Ich habe einfach beschlossen, dieses Thema zu kommunizieren, damit ich die Gefühle dazu konkreter kriege. Schließlich reden hier doch alle von "reden", oder?

Danke, dass sind ein Haufen tolle praktische Tipps!!!

Tja, weißt du, er ist echt ... mir fehlt das Wort dafür ... extrem schwer zu einer Gefühlsregung oder Aussage zu bewegen. Wenn du wüsstest, was ich alles versucht habe!

Allerdings hat er mich beim Antworten hier ertappt und mich ziemlich streng gebeten, dass er lesen möchte, was ich schreibe. Mein Gesichtsausdruck war wohl zu eindeutig. (tststs, wie unaufmerksam von mir selbst, so versunken zu sein.)

Achherrje, mir ist doch sonst nix peinlich!

Aber er hat mich ganz lieb getröstet und gesagt, dass er jetzt erst richtig kapiert hat, wie das für mich ist (vielleicht, weil ich ernst gemacht und es hier geschrieben habe?). Und er hat betont, dass er sich sehr freut, wenn die Leute hier antworten und auch über Tipps dankbar ist.

Also - Danke!

PS: Wer weiß, vielleicht traut er sich ja auch, sich hier anzumelden und ein wenig bei den verschiedenen Themen mitzuschreiben. (Frau darf ja wohl noch träumen.)

Hey vielen Dank für deine ausführliche Antwort und dein Mut machen.

Ich freue mich sehr, dass er so sensibel reagiert hat auf deinen Thread hier.

Tja, keine Ahnung, was daraus wird. In der Theorie versteht er immer alles - sagt er auch. Ich bin mehr die Praktische von uns. Bei ihm muss sich Theorie erst ... transformieren. Aber das kenn ich schon. Er hat ja auch nicht immer leicht mit mir...

Jedenfalls ist es schön, dass man hier das Thema ansprechen kann. Du kennst sicher auch die inklusiven Probleme ... mit SOWAS braucht man da gar nicht anfangen.

Es macht für mich einen unterschied ob ich nix sehe weil es dunkel ist, ich die Augen zu mach oder eben mir die Sicht bewusst durch die Augenbinde genommen wird.

Drum mein eventuell etwas komischer Gedanke:
versucht es mit einer Augenbinde,
so das dir bewusst dieser Sinn von Ihm genommen wird.

Könnte dir vielleich helfen vom Gedanken -sehen wollen und nicht können- wegzukommen,
damit du deine anderen Sinne leichter anzapfen kannst.


Möglicherweise hilft es auch deinem Partner anders auf dich einzugehn, weil es auch ihm dadurch bewusster wird dass du nichts sehen kannst.

@****ni

Eine gar nicht komische Idee! einen Versuch ist es wert... die Psyche spielt schon eine große Rolle...

Sie

So ist es auch bei mir.
Das ständige Gefühl des Hören müssens, Wollens. Und es doch nicht immer kann.

Ich mag gerne den Sinnesentzug. Mit Augenbinde und Abnahme meiner Hörtechnik an den Ohren. Einfach nur Fühlen dürfen.

Ja, dass könnte sein. Für mich ist das Wissen darum eher unrelevant. Und mal ehrlich... ich koche auch im Dunkeln meinen Tee. Weil ich es geübt habe. So habe ich auch geübt, auf alles unvorher-sehbare vorbereitet zu sein. Immer.

Mir kam auch ein sehr interessanter Gedanke eben... wenn mein Dom plötzlich mit mir reden würde und mir vorher sagen würde, was gleich passiert (normal liegt der Reiz ja gerade in der unrhythmischen Überraschung) dann hätte ich vermutlich deutlich größere Probleme. Wie spannend - was meint ihr dazu? Ohne zu sehen aber trotzdem bewusst?

Ich meine nicht das wissen nichts sehen zu können, sondern wissen dass ER dir den Sinn komplett nimmt.

Und vielleicht verstehe ich das falsch, dann gerne aufklären:
du schreibst von Sehbehinderung,
das liest sich für mich als ob da noch was zu sehen ist für dich.
Ich gehe darum davon aus , dass es schon nochmal was anderes ist mit binde.


Und das mit der Ansage was kommt:
oh ja das ist spannend, weil ich dann in Erwartungshaltung gehe.
Die Körperspannung und auch gedanken verändern sich mit so einer Ansage.
Ich finds voll fies und somit auch voll geil

Ja, genau.

Zum Verständnis: Es gab eine Zeit, da wurde es (bei der Diagnose planmäßig) deutlich schlechter mit dem Sehen bei mir. Da kriegt man schon Muffensausen. Also, wie ich halt so bin, fing ich an, bewusst zu üben, um mich auch im Dunkeln zurechtzufinden. Seither hat sich mein Gefühl deutlich verändert: Der Effekt hat sich umgekehrt. (frag mich nicht, wieso). Wenn ER bewusst das Licht anlässt, finde ich das viel seltsamer, weil ich weiß, dass er mich anschaut (womit wir wieder beim Thema: ... und ich sehe nicht, wie er mich anschaut, wären), als wenn er herkommt und mir eine Augenbinde umlegt. Das ist für mich irgendwie ... naja, wie immer halt. Der Unterschied zum Sehen ist vermutlich bereits zu klein.
Hach, ist das ein Durchnander.

Ihr Lieben,

danke für eure hilfreichen Antworten!

Aber wie das Leben bei mir wohl oder übel fast immer spielt, geht es auch jetzt wieder überraschend in eine andere Richtung. (wird langsam zur Gewohnheit )
Auch meine Prioritäten haben sich geändert - und das nicht zuletzt durch die Beiträge hier. Aber das wäre eine viel zu lange, komplizierte Geschichte... Ich werde mich daher auch schon wieder verabschieden, was das aktive Schreiben angeht. Vielleicht, eines Tages, wenn ich mehr Zeit habe, lese ich wieder mit hier.

Diese Frage hier loszuwerden, hat wirklich gut getan!

Ich lese schon seit Jahren immer mal wieder hier... und nun auch einige Profilbeschreibungen. Sie haben mich inspiriert und ermutigt, spannende Romanfiguren zu entwerfen, die auch etwas ausgefallener sind als die Klassiker...
Da waren ein paar beeindruckende Texte bei bei den Profilen hier. Mein ganz persönlicher Favourit war hingebungpur. Vielleicht wäre das auch einen Thread wert ... wenn ich nur die Zeit dazu hätte, würd ich sofort rumfragen nach beliebten Profiltexten...

Durch meine neuen Aufgaben weiß ich allerdings nicht mal, ob ich zum Schreiben komme...

Ich habe das Forum übrigens weiterempfohlen! Vielleicht findet dieser Sub eines Tages hier seine Göttin...

Catherine