Ein paar Gedanken
Hallo.
Ich wollte in diesem Forum eigentlich nur mitlesen, aber jetzt muss ich mich doch mal zu Wort melden, bevor ich platze.
Einige Sätze von
Lost_Boy und
hawkeyed haben meine Aufmerksamkeit erregt.
Realismus vs. Idealismus
"Ich denke, je älter man wird, umso mehr man erlebt hat, umso mehr negative Erfahrungen hat man als Single angehäuft."
...man hat schon einige "Strohfeuer" der Liebe erlebt...
Ich habe einen Freundeskreis der eine Altersspanne von ca. plus/minus 20 Jahren umfasst. Dabei erschreckt mich immer mehr, wie desillusioniert teilweise schon 20-Jährige mit dem Themen "Liebe", "Vertrauen" und "Beziehung" umgehen. Die in ihrer kurzen Lebensspanne schon so viele schlechte Erfahrungen in Partnerschaften gemacht haben, die meine Eltern in über 50 Jahren Ehe nicht erleben mussten.
Manchmal habe ich den Eindruck, als ob ich mich mit Veteranen unterhalte, die vom Schlachtfeld der Liebe zurückkommen - verwundet, verstümmelt, ihrer Illusionen und Ideale beraubt, mit der sie in die "Schlacht" zogen. Dabei wären meiner Ansicht nach viele negativen Erfahrungen mit zwischenmenschlichen Beziehungen vermeidbar.
Obwohl ich eingefleischter Pessimist bin, bringe aber selbst ich noch soviel Optimismus und Idealismus auf, anderen Menschen nicht von vornherein und automatisch schlechte Absichten zu unterstellen.
Meine Erfahrung lehrt mich natürlich, dass der Vertrauensvorschuss, den ich anderen Menschen - auch einer potentiellen Partnerin - entgegenbringe, ab und an enttäuscht und mißbraucht wird. Daraus aber abzuleiten, sich nicht mehr auf Bindungen welcher Art auch immer einzulassen, halte ich für den falschen Weg. Ich beziehe diese Aussage explizit
nicht nur auf partnerschaftliche Beziehungen, sondern auf jegliche Form menschlichen Miteinanders.
Konsequenterweise habe ich mittlerweile rigoros alle Leute, die nur vom mir nehmen, die mich ausnutzen, die mich oder andere Menschen aus meinem Umfeld hintergehen, aus meiner Umgebung eliminiert. Wenn man die Gleichung
Beziehung = tiefe Freundschaft + Sex
voraussetzt, heisst das im Umkehrschluss aber auch: erst wenn eine Frau dieselben Kriterien erfüllt, die meine Freunde zu meinen Freunden macht, dann ist sie für mich auch als eine potentielle Partnerin interessant. Hört sich kalt und berechnend an, schützt aber weitestgehend vor Enttäuschungen. Die Freunde, die immer noch meine Freunde sind, haben mich noch nie schwer enttäuscht. Warum sollte eine Lebenspartnerin dann geringeren Kriterien genügen?
Ein Nachteil dieser Denkweise ist: die Auswahl an passenden "Weibchen" wird schon sehr eng...
Einsamkeit und Alter
bin ich dazu bestimmt einsam zu sterben,ohne zu wissen das mir jemand näher war,als ich mir selbst?
Die Aussagen mancher Leute hier im Forum oder in den Profilen, sie wären als alleinlebender Single glücklich, bestreite ich nicht. Als Momentaufnahme ist die Aussage sicher bei vielen wahr. Nur bestreite ich, dass dies auch auf eine langfristige Perspektive hin gesehen stimmt.
Ich habe ab meinem 19. Lebensjahr 13 Jahre im medizinischen Bereich gearbeitet. In dieser Zeit habe ich sehr viele alte Menschen kennengelernt. Menschen, die nicht beizeiten gelernt haben, tiefgehende Bindungen zu anderen Menschen einzugehen, vereinsamen sehr, sehr schnell. Vor allem wenn körperliche Gebrechen hinzukommen, die den eigenen Aktionsradius drastisch einschränken oder die gleichaltrigen oder älteren Freunde wegsterben.
Allein-Sein und Einsamkeit sind sehr wohl zwei Paar verschiedene Stiefel. Kommt bei jemandem beides zusammen und erstreckt sich dieser Zustand über viele Jahrzehnte, macht dies mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Menschen einen sehr verschrobenen Eigenbrötler. Ob dieser Zustand erstrebenswert ist? Die Wahrscheinlichkeit, "seltsam" in den Augen seiner Umwelt zu werden, ist meiner Beobachtung nach in langen Partnerschaften deutlich geringer, da der Partner einen im Normalfall nach einiger Zeit wieder "einnordet", wenn man komische Marotten oder Verhaltensweisen entwickelt. Desweiteren scheint der emotionale Halt, den der Lebenspartner liefert, stärker zu sein als der, den Freunde zu leisten imstande sind - vor allem wenn ein Partner schwer erkrankt, behindert wird oder sonstige Gebrechen entwickelt.
Hört sich böse nach Versorgungsgemeinschaft an, aber ich glaube nicht, dass die Konzepte, die die Generation meiner Eltern und Großeltern zusammenhielt, soviel schlechter als die zeitgenössischen Lebensrezepte sind - allein wenn man sich die Zahl der Scheidungen in Deutschland ansieht. Und das obwohl wir die Möglichkeit haben wie keine Generation vor uns, unsere Partner ausschließlich nach den Kriterien gegenseitiger Sympathie und Liebe auszuwählen!
@*****yed:
Ich denke zu verstehen, wie Du Dein Posting weiter oben gemeint haben könntest, auch diesen umstrittenen Satz:
wir brauchen uns gar nicht wundern wiso jemand amok läuft!
wir denken heute nur an sich selbst,eine ellenbogen-gesellschaft mit dem sinn"nur nach mir"und,danach die sinflut!!!
Für den Gedankengang vom "Singledasein" zum "Amoklauf" fehlen m.E. aber noch ein paar gedankliche Zwischenschritte. Es wäre interessant - zumindest für mich -, wenn Du das und einige andere Deiner Gedanken noch einmal etwas anders und deutlicher ausformulieren könntest, damit ich sie besser nachvollziehen kann.
(Mist, dieses Posting wurde länger als geplant, und ich bin ziemlich anstrengend mit meinen Gedankengängen. Deshalb krieche ich jetzt auch wieder schuldbewusst unter meinen Stein zurück.
)
Schattenkrieger