Sooft im Titel eines Threads "String" vorkommt, scheint er auf die Frage hinauszulaufen: String oder nicht String? - besonders am Mann.
Dabei hat String65 mit seinem rechtfertigenden Hinweis auf die Kulturgeschichte doch eine der vielen Facetten angesprochen, warum gerade dieses Minimal-Kleidungsstück so schillernd und polarisierend ist.
Hier sind wir freilich in der Sphäre von Sex und Erotik. Davon aber einmal abgesehen, erfordert es die reine Zweckmäßigkeit ja nicht, dass ein "Lendenschurz" auch den Po verhüllt. Wer schon mal im Badestring geschwommen ist, wird bestätigen, dass dagegen selbst die anliegendste Retro-Pant nass und bald ausgeleiert irgendwie gefühlt bremst.
Auch die den Po bloß lassende Schürze des Sumo-Ringers oder des Indianers sind wohl rein zweckmäßig. Und das Schamgefühl verlangte ursprünglich selbst in der Bibel nur vorn ein Feigeblatt, nicht hintenrum. Erst in der christlich-kirchlichen Kultur wurde alles Körperliche zur Sünde. Die Geschichte der Bademode, vom alles bedeckenden Kleid bis hin zu Oben ohne und Stringtanga, zeigt, wie die christliche Einprägung der Sünde und Scham allmählich überwunden wurde. Nur sich für den Po zu schämen und ihn deshalb zu verhüllen, scheint noch vorzuherrschen.
Neben dem Vorherrschenden, dem verhüllten Po, wirkt der nackte Po im String anstößig oder doch auffallend und "gewagt". Dass dennoch gerade der weibliche Körper darin gern gesehen wird und anziehend wirkt, während der Mann darin "unpassend", bizarr oder schwul gefunden wird, dürfte mit einer konservativen Rollenprägung zu tun haben. Ästhetisch-erotisch gesehen wird doch ein männlicher Po vom anderen (oder auch gleichen) Geschlecht nicht weniger anziehend wahrgenommen als der weibliche. Warum sollte er dann eher zu verhüllen sein?
Einige häufige Einwände in String-Threads gelten für beide Geschlechter. Im String fällt jeder Po nur umso deutlicher auf, so schön, rund und straff oder aber so hässlich, erschlafft und faltig er eben ist. Je schöner oder hässlicher der Körper, desto schöner oder hässlicher der weitgehende Anblick im String. Und es hängt bei W und M nicht von der Gattung "String" ab, sondern vom genauen Zuschnitt des Stückes, ob die Kurven mit denen des Körpers harmonisch und sexy zusammenwirken oder nicht. "Weniger ist mehr" spricht für den String, gilt aber nicht für seinen Schnitt. Die meisten Modelle sind leider gerade auch rückseitig zu dünn und zu knapp geschnitten, so dass nicht genug Stoff-Basis für ein rundes Formenspiel bleibt. Viele Modelle sind auch durch den Schritt zu lang geschnitten und sitzen dann zu hoch.
Der String als Unterwäsche ergibt wieder andere, praktische Fragen. Selbst Seamless-Modelle sitzen doch bisweilen im Schritt etwas einschneidend - im Alltag manchmal unwillkommen ablenkend. An Frauen lässt sich ein weicherer, vollerer Po im String durchs Kleid oder die Hose oft harmonischer erahnen, als wenn sich einschneidende Verläufe anderer Slipformen durchzeichnen. Auch hier hat also der String sein Für und Wider.
Dass der Stringtanga in Brasilien wieder erfunden wurde und in die Welt kam, bleibt ein Gewinn. Schade, dass er in der Bikini-Mode wieder dem neueren Retro-Trend zu niedrig-flachgeschnittenen Unterteilen gewichen ist.