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In Demut, mein Hase?

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**SK
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Themenersteller 
In Demut, mein Hase?
Wolfie hatte sich zahlreiche Fluppen ins Kräuselhaar gedreht und wackelte mit den beringten Hasenohren, als er vorsichtig in den Hexenring aus lauter festgewachsenen Schuhplattlertrollen trat, die das Wasen-Fest und Halloween verschlafen hatten und mit dem jeweiligen linken oder rechten Fuß in Aktion im Boden verwurzelt waren, weil sie die erste Morgenröte von Mitsommer getroffen hatte, anstatt sich vor diesen Sonnenstrahlen in den Höhlen des Käseberges zu verstecken.
Sie alle trugen halb verschneite tannengrüne Knickerbocker und blutrote Samthemden mit schneeweißen Fellkaros besteppt und waren inmitten ihrer Bewegungen erstarrt geblieben. Er konnte sie jedoch noch leise jodeln hören, als er mit dem linken Stinkefinger und Daumen den Schnee von der Kolbennase einer dieser Tänzer schnippte und die Eichhörnchen das „Stille-Nacht-heilige-Nacht-Lied“ von den Ästen der Muttereiche herabpfiffen, welche die Trollwesen in ihrem Übermut umringt hatten, bevor sie versteinert wurden.

Die Baumkronen des nahen Waldmeeres flüsterten ihre Geheimnisse in die längste Nacht des Jahres und nickten Wolfie zu, so als ob sie ihm die Erlaubnis erteilen würden, die vereisten Satansröhrlinge aus dem letzten Herbst zu Füßen der erstarrten Schuhplattlertrolle zu pflücken.
Die nackten Äste der Muttereiche raunten Wolfie zu, er solle sich eine seiner Fluppen aus dem Haar pfriemeln und sich diese dann anzünden, damit er in Ruhe über die Fragen dieser Welt meditieren und den Sternenglanz dieser bitterkalten Nacht bewundern könne.

Wolfies Hasenohren räucherten seinen Gedankenschmalz in die Nacht und pflanzten lauter wabernde Lotosblütennebelwolken in die frostige Luft, und seine feuchte Nase blinkte rot, als er eine Horde von Guglhupfen, die bis an die Zähne mit Eiszapfen bewaffnet waren, beobachtete, wie sie sich im Unterholz des Mischwaldes an die Muttereiche heranschlichen, um den darin hausenden Eichhörnchen den Gar auszumachen.
Die Guglhupfe hatten ihre Laternen gelöscht, bevor sie sich auf den langen Weg durch den Gestank des Aromamoores ihrer Heimat gemacht hatten, um die göttliche Muttereiche aufzusuchen und von der Last der frechen Eichhörnchen zu befreien. Außerdem wollten sie diesen Weltenbaum um Rat bitten, denn launische Wetterumschwünge machten ihrer humoorigen Heimat schwer zu schaffen und ließen die ausgedörrten Worthülsenschrottplätze allmählich überhandnehmen. Deshalb hatten sie auch schon oft die Alarmglocken ihrer Wortgeneratoren geläutet - allerdings ohne Erfolg.

Wolfie fror erbärmlich in seiner Patchworksommerlatzhose, denn er hatte sich kein dickes Fell zugelegt, und der Anislikör war ihm ausgegangen, und Montepulciano lag nach seinem Affront gegen die Weihnachtsobrigkeit in weiter Ferne.
Er hatte nämlich dem Weltenbaum der Weltenbäume das Licht gestohlen und - desensibel, wie er nun einmal gewesen ist - das nackte Christkind mit Hanfseilen an seinen Stamm gefesselt, mit Bleilametta behängt und herzförmige, rote Tischdeckenbeschwerer an seiner fleischlichen Hülle festgeklammert, um ihn so mit der längsten Nacht des Jahres zu bescheren.
Die Weihnachtsgeister des Jetzt beziehungsweise Morgen und Gestern hatten es versäumt, Wolfie empfänglich für das Kind der Christen zu machen, um diesem in Demut zu begegnen und nicht auf Armlänge in vermeintlicher Autarkie von sich fernzuhalten.

Natürlich war es in seinen Augen albern von ihm gewesen, sich auf den Weg in diesen gottverlassenen Weihnachtswald am Ende der Welt zu machen, anstatt in seiner Angsthasenkemenate voller Phalli zu bleiben und somit sich selbst zu huldigen.
Aber das war nun einmal das Schicksal eines missverstandenen Grondsches, der kein Helfersyndrom wie die Weihnachtsgeister von gestern, heute und morgen hatte und trotzdem geliebt werden wollte. So hatte er sich auf die entbehrungsreiche Suche nach einem Geschenk für sein schmusiges, grauses Grünkäppchen gemacht.

Die Muttereiche bewegte sich und schüttelte ihre Eichhörnchen von den Ästen. Sie begann irisierend in Feuerfarben zu leuchten, so als ob sie wie der brennende Wüstendornenbusch in Flammen stünde und sprach mit knorriger Stimme von den Geboten ihrer Welt.
Mit einem ihrer allesumspannenden Äste malte sie hellblaue Wasser, bergige Felsen und sohlige Täler und Spiegelebenen und erzählte Wolfie von den Dingen, die ihre und auch seine Welt zusammenhielten. Mit einem Reisigbesen aus verdorrten Zweigen ihrer Krone kehrte sie ihre Wurzeln von innen nach außen und befreite sie von den Schneealtlasten und brummte grüblerisch.
Pompöser Tand fiel ihr dabei anheim, und sie erklärte Wolfie ihren Willen, befreite das Christkind von seiner Qual, assimilierte es in ihr Wurzelwerk und legte somit jegliche Aufmüpfigkeit der Menschen für Augenblicke der Zeit still.
Auch den Wolfie wollte sie mit penetranter Art befrieden, doch dieser wehrte sich vehement dagegen und musste nicht erst zum Grondsch mutieren. Er war und blieb eben ein Weihnachtsmuffel, der das Friede-Freude-Eierkuchen-Gehabe dieser Tage nicht abkonnte. Selbst als der Weltenbaum ihm ein Säckchen mit Kreidestücken für seine raue Stimme und Art seines Gemütes offenbarte, um seinem schmusigen, grausen Grünkäppchen zu imponieren und Wolfie mit seinen Wurzeln eben nicht den Hintern und die Hasenohren versohlte, sondern liebevoll streichelte, konnte er nicht über seinen Schatten springen.

Die Guglhupfe wehklagten laut vor sich hin, weil sie den Eichhörnchen in die stillgelegten Fallen derer Herzen gegangen waren, und Weihnachten sollte nun wohl doch zum Teufel gehen, überlegte Wolfie, denn mit Helia Themis Mnemosyne Lapetos, wie sich die Mutter-Vater-Eiche der Weltenbäume heimlich nannte, und deren Geheimnissen konnte und wollte er nicht viel anfangen …

© CRK, Le, 10/2019
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