• Wie siehts bei Euch mit gesunder Abgrenzung aus? Immer souverän auf den Punkt?
Haha, schön wärs. Ja, es gibt Dinge, wo ich eisern bin und ganz klar meine Position vertrete, weil ich mich selbst nicht mehr im Leben haben wöllte, wenn ich da nicht gegen halten würde. Aber im normalen Alltag bin ich sehr, sehr nachgiebig, zu sehr, sagen viele.
• Klappt das immer und bei jedem oder gibt es Personen, wo es besser/schlechter funktioniert?
Wenn ich darauf vertrauen kann, dass die andere Person mich auch dann noch mag, wenn ich eine andere Meinung habe oder etwas nicht machen möchte, dann ist es einfacher. Oder wenn es egal ist, ob die Person mich mag, weil ich sie nie wieder sehen werde.
• Auf welche Weise grenzt ihr euch ab?
Wenn es um unterschiedliche Meinungen geht, dann indem ich versuche, meinen Standpunkt logisch schlüssig darzulegen und/oder indem ich zumindest sage, dass ich nicht derselben Meinung bin. Wenn es um Sachen geht, die ich nicht machen möchte, dann indem ich Alternativen vorschlage und/oder sage, dass ich keine Zeit habe. Wenn das nicht hilft, ich aber kreuzunglücklich wäre, wenn es so käme, wie der andere das will, dann würde ich die Stärke aufbringen, zu sagen, dass ich keine Lust darauf habe. Aber nur dann. Wenn es "nur" um Sachen geht, die ich "nicht so toll" finde, kommt es immer auf die Situation und meine persönliche Stärke in dem Moment an, ob ich es sinnvoller finde, das auszuhalten oder die Enttäuschung der anderen Person auszuhalten.
• Und was glaubt ihr, warum es nicht immer klappt, mit dem (gesunden) abgrenzen?
Weil ich seit meiner Kindheit die Erfahrung gemacht habe, dass meine Meinung keine große Rolle spielt. Ich könnte jetzt viele verschiedene Situationen aufzählen, aber was würde das bringen? Es ging aber nicht nur um kleine, unbedeutende Dinge sondern auch um große Situationen in denen ich entweder nicht gefragt wurde oder in denen ich ganz deutlich gespürt habe, dass zum Beispiel meine Eltern nicht mit meinen Plänen einverstanden gewesen wären, obwohl sie nach außen, auch mir gegenüber, so getan haben, als hätte ich frei wählen dürfen.
Und gelernt ist gelernt. Das wird man nicht mal so eben los. Und man sucht sich Leute, die einen genauso behandeln. Davon wird es auch nicht besser.