Sachenflüsterer
Niemand hatte Mikawahn gesagt, dass er nach Hause gehen solle … Und nun saß er – benetzt durch die rostfarbenen Regentropfen – auf der Straße der Wanzen, die zum Unheil des Sieges über seine Unzulänglichkeiten der Losigkeit über den fünf Sinnen seines Daseins führte und empfing die Morsezeichen der Befehle der Anderen. Die Anderen waren in seinen Augen Gr(a)eu(e)linge, die sich mit der Zeit um sich selbst wanden und jeden, der anders als sie war oder sein musste, während der Umrundung der Jahre, Monate, Wochen, Tage und Minuten sowie Sekunden einzuholen suchten, um diesen sich einzuverleiben und sich an seinem Leben zu ergötzen und zu sättigen.
Diese Gr(a)eu(e)linge trugen - Mikawahns Meinung nach - ihre Fratzen und Pferdefüße nicht offensichtlich zur Schau. Sie tanzten aber auf der Straße mit den Wanzen in ihrem Haar Polka und flochten ihm Antennenblumen in die Rastazöpfe, damit er für sie immer empfänglich sein sollte und sie ihm Sachen einflüstern konnten.
Mikawahn hätte sie im Durchladefeuer aus den Kernen seiner Sonnenblumen erledigen können, die er in den Lauf seines Trommelgewehres gestopft hatte, doch viel lieber pflanzte er diese - mit der Gewehrmündung gen Boden gerichtet - in die Erde, um im nächsten Sommer erneut im Sonnenblumenfeld baden zu können …
Die Gr(a)eu(e)linge lachten sich ins Fäustchen und schärften ihren Wanzen ein, Mikawahn nachtnächtlich zu besuchen und richteten seine Antennenblumen danach aus.
Mikawahn hingegen lächelte milde und symbiotisierte tagein und tagaus mit deren Eingebungen …
© CRK, LE, 11/2019