"Ich denk' was ich will und was mich beglückt ..."
"... doch alles in der Still', und wie es sich schicket."
So heißt es im Volkslied und ich muss dem Volksmund Recht geben. Es gibt einiges, was ich denke, aber niemals aussprechen würde - weil ich ein taktvoller und höflicher Mensch bin.
Wer schon mal ein Date hatte (also vermutlich alle, die dies hier lesen), sieht sich in einer Situation, in der man oft mehr sieht, als man zum aktuellen Stand der Sympathie- oder Lustkurve eigentlich möchte. Wobei in diesem Fall das "man" eine Frau ist. Denn mir ist es schon oft so gegangen, dass ich Dinge bemerkte, die ich merkwürdig oder zumindest bemerkenswert fand, die für mein Gegenüber aber anscheinend ganz normal waren.
Hätte ich nicht die Kontrollinstanz im Kopf, die mir bei einem Rendez-vous in strengem Ton sagt "Das gehört jetzt nicht hierher!", dann hätte ich vielleicht schon einmal diese Sätze gesagt:
"Wo ist denn dein Mantel?!"
Bei einem Date im Dezember bei mindestens vier Grad unter Null.
"Du stinkst nach Knoblauch und überhaupt hätte ich nicht gewartet, wenn ich gewusst hätte, dass du so wenig Anstand im Leib hast."
Als ich 45 Minuten auf einen Herrn wartete, der mir dann zur Wiedergutmachung nicht einmal einen Sekt ausgegeben hat:
(Gesagt habe ich dann, nachdem ich nonchalant über seinen Fauxpas hinweggelächelt habe: "Ich finde Audifahrer sind Autofahrer, bei denen die Schwanzverlängerung nicht für einen Porsche gereicht hat.")
"Das sind die hässlichsten Schuhe, die ich in meinem ganzen Leben an Männerfüßen gesehen habe."
Das war das Date, an dem ich wieder daran glauben gelernt habe, dass es doch wichtig ist, in welchen Schuhen der Typ aufkreuzt.
"Kommt deine Mutter auch noch zu unserem Date?"
Sorry, aber der Kerl sah leider nicht aus wie einer, sondern eher wie ein Junge, der um elf zuhause sein muss.
"Oh Gott, du bist so ganz und gar nicht und nicht mal ansatzweise, was ich mir erhofft hatte."
Kommt leider immer wieder vor und ist ein Gedanke, der mir mit Lichtgeschwindigkeit vom Scheitel bis zu den Zehen durch den Körper jagt und einen sofortigen Fluchtinstinkt auslöst, den ich aber, der guten Erziehung wegen, noch ungefähr einen Kaffee lang unterdrücken kann.
"Allein wär's jetzt schöner im Bett ..."
Denn das Kopfkissen teilt man einfach nicht mit jedem gerne, sondern nur mit jemandem, der einem wirklich sympathisch ist.
Ich bin froh, dass ich meine Gedanken in diesen Situationen für mich behalten habe. Verletzend zu sein, ist keine Eigenschaft, die der Seele gut tut. Weder der fremden, noch der eigenen. Dennoch fühlt und denkt frau eben, wie sie fühlt und denkt. Oder wie das Volkslied es formuliert:
"Mein Wunsch, mein Begehren kann niemand verwehren,
es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!"