Ich finde dieses "Wer gibt alles auf?" eine sehr berechtigte und wichtige Frage.
Mir fallen aus dem näheren Bekanntenkreis zwei Beispiele ein, wo das sehr schief gegangen ist.
(Mit Nachdenken wären es vielleicht noch mehr...)
Der eine Fall war, dass er Nordlicht nach der Trennung ohne Freunde und mit mäßig bezahltem Job in München die gemeinsame Wohnung verlassen musste.
Eine denkbar ungünstige Voraussetzung, dort übergangsweise eine Bleibe zu finden und von dort südlich wieder im Norden was zum Wohnen und Arbeiten zu finden.
Pendeln zu Vorstellungsgesprächen etc. riesiger Aufwand und finanziell kaum machbar.
Also ist er für mehrere Monate (glaub sogar ein Jahr) übergangshalber zu einem Verwandten in die Küche von dessen Einzimmerwohnung gezogen, um von dort aus in räumlicher Nähe Fuß fassen zu können.
Zweiter Fall hat nach der Beziehung noch lange Schulden abbezahlt, die durch die Beziehung und den Umzug entstanden waren (Umzugsunternehmen, da niemand fahren konnte, Möbel für gemeinsame Wohnung, Doppelmieten,...und die Pendelfahrten vor dem Umzug) und saß dann in einer völlig fremden Gegend fest.
Als introvertierter Typ hat er auch nicht mal eben neue Freunde gefunden und wurde dann immer zurückgezogener, meinem Eindruck hach vielleicht sogar depressiv.
Sicherlich zwei eher extrem schlecht gelaufene Fälle, bei denen die beiden Herren sich nicht besonders vorausschauend verhalten haben, aber gerade wenn jemand nen eher schlecht bezahlten Beruf und keine Ersparnisse hat, ist ein Umzug ohne Schulden kaum möglich.
(Auch innerorts nicht, weil meist Doppelmiete, etwas Farbe, Teppich und einzelne neue Möbel anfallen.)
Insofern sagt sich das alles relativ leicht, wenn man nicht derjenige ist, der dann vielleicht noch lange nach Ende der selbigen die Kosten einer Fernbeziehung abstottern muss.
Finanziell wäre der Umzug an sich kein Beinbruch, aber ich könnte meinen Beruf, für den ich studiert habe, nur an relativ wenig Orten ausüben und müsste mir ansonsten außerhalb dieser wenigen Städte irgendwas komplett anderes suchen.
Bei einer Rückkehr nach Berlin hätte ich dann zwangsläufig einen neuen Mietvertrag, mit dem ich "den Rest meines Lebens" mal eben ein paar hundert Euro mehr im Monat für eine vergleichbare Wohnung zahlen müsste oder halt ein Zimmer weniger zum gleichen Preis hätte.
Klar, nur ne Wohnung und somit etwas materielles, aber ob ich mir ein Zuhause oder nur ne Kammer mit Dach überm Kopf leisten kann bzw. ob noch finanzieller Spielraum für Freizeitgestaltung übrig bleibt, finde ich schon wesentlich für die Lebensqualität...
Bzw. es wäre auf jeden Fall
langfristig ein merklicher Abstieg im Lebensstandard, mit wem ich über Jahre noch nach der Beziehung die Folgen tragen müsste.
Das sind alles so Sachen, die für mein Empfinden von vornherein ein Gefälle erzeugen (oder das unangenehme Potential dazu haben), wer in der Beziehung sich anpassen und neu sortieren muss und bei wem bis auf den neuen Mitbewohner eigentlich alles beim alten bleibt.