Gespräch die 3. ...
Liebe Gemeinde,vermutlich ist dies der letzte 'Ergebnisbericht', denn für mich ist nun alles klar, ich fühl mich wieder sicher, geborgen und beruhigt .
Obwohl wir immer noch ganz am Anfang stehen, die Reise weitergeht und wir erkennen mussten, dass bei uns größere 'Probleme' im Raum stehen hinter der Lustlosigkeit. Für mich ist aber vor allem das aller, aller wichtigste, dass ich nun weiß und verstehe WARUM und das das unsere Beziehung und Liebe in keiner Weise mindert oder in Frage stellt!
Und hier kommt das WARUM bei uns (seine Seite, meine Seite/Anteil habe ich ja schon beschrieben, Hemmungen und gemischte Gefühle meiner Lust gegenüber, wegen der Kindheitserlebnisse -> Wortlosigkeit, Schwierigkeiten meine Lust/Genuss zu zeigen und artikulieren):
Ich war die Tage nach den ersten Gesprächen immer mehr verunsichert, weil er sich zurückzog und weitere Gespräche vermied; nun weiß ich, er hatte Angst, er kann über das Thema auch nicht gut reden, möchte das mit sich selber aus machen. Im Bett selber hat er prinzipiell keine Hemmungen und Probleme, aber über ureigenste Ängste und Gefühle kann er nicht so reden.
Warum? Es gibt auch von seiner Seite einen tiefer sitzenden Grund, warum es bei uns im Bett abgeflaut und festgefahren ist. Einen Grund an den er gar nicht so ran möchte, es ihm besonders schwer fällt, DAS mit mir zu teilen, mir mitzuteilen.
Da ich aber einfach mehr Antworten auf Fragen brauchte, musste er da gestern wohl oder übel durch.
Er hat Potenzprobleme und das Interesse verloren! Es fiel ihm schwer mir davon zu erzählen, wollte und möchte das lieber mit sich selber klären. Deswegen auch die Pornos und Listen. Keine Auslagerung von Geilheit um z.b. mich nicht damit zu ‚belästigen’, sondern er wollte herausfinden, ob und was bei ihm da noch abgeht, was mit ihm los ist. Dabei sieht er das als Schwäche für sich, zu solchen Mitteln zu greifen, als arm usw. Ihm tut es unendlich weh, das ich die Sachen gefunden habe und dadurch verunsichert und traurig bin, Dinge denke wie ‚ich bin nicht mehr attraktiv für ihn’ usw.. Ärgert sich nun furchtbar, es überhaupt gemacht zu haben. ‚Das war es nicht wert’.
Aus der Not und Angst mich zu verlieren, hat er gestern dann erzählt. Das er durch die Entwicklungen in seinem Job neben massiven Existenzängsten sehr mit seinem männlichen Ego kämpft. Er war zwar immer ‚ein kleiner Angestellter’, hatte früher aber seine Firma quasi als ‚seine’ empfunden und empfinden können. War der Macher im Laden, der die Millionenprojekte angerissen und gewuppt hat. Damals hatte er diese Freiheit und die Leute dazu. Mittlerweile sind da nur noch Pappnasen, besonders in den Führungsebenen, es wird gemobbt und vor allem werden unwirtschaftliche Entscheidungen, idiotischste Entscheidungen getroffen, die den Laden unnötig in die Grütze fahren. Wo er aber heute nicht mehr die Freiräume hat bzw. die Unterstützung, die Mitkollegen (alle guten wurden rausgeekelt, der fachliche Irr- und Wahnsinn ist geblieben), um etwas zu bewirken. Er muss das aushalten, seine Selbstwahrnehmung und Einstellung tatsächlich auf 9 to 5 Arbeitsdrohne (die auch noch kaum was zu tun hat) zurückschrauben. Er bekommt nun schon seit bald 4 Jahren kein Selbstbestätigung mehr im Job.
Hinzu kommen Geldsorgen. Mehr im Kopf als wirkliche, aber wir haben uns ein Leben mit hohen laufenden Kosten und immer wieder überraschenden Kosten aufgebaut. Dazu kommt, dass ich extrem gut und deutlich mehr verdiene als er. Er sagt selber, das ist blöd, aber ihm wäre es einfach lieber umgekehrt. Er krebst am Monatsende und muss mit Situationen leben, wo er Geld von mir annehmen muss, wo er mich nicht frei und ohne an sein Konto zu denken zum Essen einladen kann. Situationen in denen er schlucken muss, wenn ich (die ich selten und wenig Bargeld an mir habe) ihn ahnungslos frage, ob er ein paar Grollos für dies oder jenes hat, weil ich zu faul bin zum Automaten zu fahren, und er nicht ohne ‚Schlucken’ mir das einfach geben kann, so wie er es gerne wollte.
Das kratzt unendlich an seinem männlichen Ego. Das ist eine Rollentausch, den er noch nie hatte – vorher war es immer umgekehrt. Er hat mit seiner Selbstwahrnehmung zu kämpfen, fühlt sich ein bisschen wie ein Versager. Nicht gut genug für mich, auch weil er so ‚schwach’ war und die DVDs gekauft hat usw. usf.
Für ihn war gestern darüber zu reden sehr schlimm, weil das seine ureigensten Themen sind. Ich wäre immer die erste mit der er über etwas reden würde, was ihn bedrückt, aber er findet es gibt Dinge, die er einfach nur mit sich selber ausfechten kann. Daran können wir arbeiten, aber ein Stück weit, werde ich das wohl auch verstehen und akzeptieren müssen, was ich auch kann.
Mir geht es natürlich umgekehrt sehr viel besser, bin erleichtert und fühle mich ihm wieder nah. Geborgen und sicher. Habe versucht ihm zu vermitteln, wie wichtig das gestern für mich war. Das ich ein Seismograph bin, der Dissonanzen, Heimlichkeiten, Stimmungen usw. sehr fein wahr nimmt und ohne Erklärung und Antworten, dann in alle Richtungen danach sucht und sich quält.
Bei seiner Job-Situation kann ich ihm nicht helfen. Da haben wir schon ewig rüber geredet. Da muss er tatsächlich seinen Weg finden oder weiter aushalten. Aber ich kann nun entsprechend sensibler mit ihm umgehen und versuchen ihn so viel wie möglich zu stärken. Stück für Stück. Drückt mal die Daumen, dass er mich sein Konto auffüllen lässt, damit zumindest diese völlig unnötige Quälerei in Alltagssituationen aufhört.
Zärtlichkeit und Sex werde ich auch bewusster, vorsichtig angehen. Denn ich denke, das kann für ihn auch ein schöner Ausgleich sein und ihn zurück zur Körperlichkeit bringen. Das fängt mit harmlosen Massagen usw. für mich an.
Ich bin froh, dass diese Funde mich wachgerüttelt haben. Wie sehr er mit sich kämpft, war mir nicht klar und tut mir so leid für ihn, auch dass meint, dass damit alleine sein zu müssen – ich bin ihm da ja nicht unähnlich und kenne diese Quälerei gut.. Nach außen wirkt er immer so stark, rational und selbstsicher…
Das Wichtigste ist unsere Basis, diese unendliche Verbundenheit und Liebe. Ich muss ihm nur seine verdrehte Wahrnehmung abgewöhnen, dass er nicht gut genug ist für mich, und mit mir über alles reden kann aber nicht muss…. Und ich werde mich schlau machen, hier und mit Büchern, was Potenzprobleme für einen Mann bedeuten, wie ich ihm helfen kann….
Euch auch alles Liebe
Linchen