„Vieles was ich hier lese, sollten keine Regeln sein. Ich finde überwiegend sollte das Selbstverständlich sein. Es stimmt mich traurig, wenn man daraus Regeln machen muss. Erinnert mich irgendwie an Kindererziehung.
Lieber Drum,
viele meiner Regeln bleiben unausgesprochen. Ich möchte, wo es geht, den Mann so kennen lernen, wie er wirklich ist. Und nicht so, wie er glaubt, dass er bei mur möglichst schnell und einfach zu seinem Ziel kommt.
Sprich, ich sage schon, dass zum Beispiel irgendwelche abstrusen anonymen Hoteldates nicht meins sind. Ein höfliches Nein reicht aus, vor allem, wenn für mich offensichtlich ist, dass der Mann nur an meiner Mörres interessiert ist und der Rest eher, nun ja, lästiges Beiwerk.
Regeln sind etwas, das bei mir wesentlich über mein Bauchgefühl abläuft und was den Mann zunächst überhaupt nicht betrifft. Wenn ich etwas nicht mag, dann ist das meins, nicht seins. Und das darf so sein.
Das Problem bei offenen Regeln ist nämlich, dass dann versucht wird, sich künstlich anzupassen oder sie unbemerkt zu umgehen. Also schaue und beobachte ich, bin offen und ehrlich, wenn mir Fragen gestellt werden.
Sich seinen Teil denken, anstatt offen zu reagieren, hat einfach viele Vorteile: ich greife den Mann nicht an. Ich bleibe freundlich. Ich bleibe mir treu. Ich handel meinen Regeln gegenüber konform. Ich lehne weiteren Kontakt oder Angebote ab, wenn es für mich nicht passt.
Das ist ein Lernprozess. Die erste Zeit im Onlinedating war ich regelmäßig übermäßig entsetzt, wie Menschen sein können und mit welchen Vorstellungen und Erwartungen sie spazieren gehen. Auf Fragen, warum er mich nicht ficken kann, was er richtig machen kann, antwortete ich ehrlich.
Drum, weißt Du, was das für Ärger gibt? Männer sind unzufrieden, haben hier häufig die Erwartung, für einen hohen Jahresbeitrag Sex zu kriegen, wollen von fremden Frauen "Chancen", beschweren sich, wenn ich die nicht gebe und so weiter. Aus diesem Machtgefälle durch zb Preisstrukturen, erwächst unglaublich viel Frust auf beiden Seiten. Und der ist künstlich gemacht, genauso wie Erwartungen als realistisch suggeriert werden.
Due Frage ist: möchte ich das bedienen? Oder, wie ein Bekannter gerne sagt: "Brauche ich das?"
Ergo: ich versuche freundlich aber klar zu kommunizieren, habe meine Regeln, lasse moch konsequent nicht mehr auf Debatten mit an Sex interessierten Männern ein, zur Not blocke ich auch.
Es ist einfach eine unter dem Teppich schön formulierter Regularien eine ziemlich aggressive Stimmung auf Datingportalen.
Regeln machen so etwas. Darum habe ich natürlich trotzdem welche, kommuniziere sie nicht - batsch - mitten ins Gesicht, sondern guck einfach, wie sich ein Mann mir gegenüber verhält. Eine wirklich offene Kommunikation ist nämlich nicht erwünscht.
So schlängel ich mich durch, versuche, nicht allzuviel Frust auf mich kippen zu lassen. Das verleidet mir nur meine gute Laune. Nicht, dass ich mich nicht auch gerne mal streite im Sinne von Auseinandersetzungen zu Wertvorstellungen. Aber das belastet mich nicht.
Sie