Nebenhodenentzündung
Zusammenfassung: Die Nebenhodenentzündung wird vorwiegend durch Keime ausgelöst. Durch eine entsprechende Vorbeugung lässt sich die Krankheit in vielen Fällen vermeiden.
Ist die Krankheit mit Medikamenten nicht gut genug behandelbar, kann eine chirurgische Maßnahme erforderlich sein. Die Heilungschancen sind in jedem Fall gut, wenn ergänzende Maßnahmengesetzt werden. Um sicher zu gehen, dass die Erreger der Entzündung wirklich alle abgetötet sind und somit ein neuerliches Aufflackern der Beschwerden nicht mehr möglich ist, sollte eine Nachuntersuchung stattfinden.
Die Nebenhoden sind die Verbindung von den Hoden zum Samenleiter. In ihnen reifen die Spermien. Diese bekommen in den Nebenhoden auch ihre Beweglichkeit und werden dort gespeichert. Eine Entzündung der Nebenhoden hat daher immer eine vorübergehende Auswirkung auf die Zeugungsfähigkeit des betroffenen Mannes. Typisch ist, dass diese Erkrankung immer erst nach der Pubertät auftritt, meist ab einem Alter von über 18 Jahren.
Ursachen
Die Krankheit wird bei Männern unter 35 Jahren in den meisten Fällen durch eine Infektion mit Chlamydien oder Mykoplasmen ausgelöst. Die Ansteckung mit diesen Keimen erfolgt in der Regel auf sexuellem Weg. Die Infektion kann ursprünglich einen Harnwegsinfekt oder eine Prostataentzündung bewirkt haben, die nicht richtig ausgeheilt wurde. Von dort sind dann die Keime weiter gewandert und haben die Nebenhoden infiziert.
Bei älteren Männern ist die Entzündung der Nebenhoden oftmals auf das Darmbakterium Escherichia coli im Rahmen eines Harnwegsinfektes zurückzuführen. Eine sexuelle Übertragung scheidet hierbei meist aus.
Vorbeugung
Es ist empfehlenswert, jeden Harnwegsinfekt und jede Entzündung der Prostata vom Arzt medikamentös behandeln zu lassen. Auf diese Weise werden Bakterien und andere Keime gleich abgetötet, ein Verschleppen der Entzündung zu den Nebenhoden ist nicht mehr so leicht möglich.
Beschwerden
Die Patienten klagen oft über sehr starke Schmerzen im entzündeten Gebiet. Dazu kommt eine zunehmende Schwellung der Nebenhoden. Die Haut an den Nebenhoden ist stark gerötet und sehr heiß. Die Schmerzen können sich bis in die Leistenregion ausbreiten. In der Regel hat der Betroffenen auch sehr hohes Fieber (bis 40° Celsius), und der Allgemeinzustand ist geschwächt.
Mögliche Folgeerkrankungen und Komplikationen
Etwa 15 bis 20 Prozent der Nebenhodenentzündung werden chronisch. Tritt die Erkrankung immer wieder auf, besteht die Möglichkeit, dass sie sich nicht mehr mit einem Antibiotikum behandeln lässt. In diesem Fall muss der Nebenhoden entfernt werden. Die Zeugungsfähigkeit des Mannes muss dadurch aber noch nicht verloren sein.
Diagnose
Der Arzt wird zuerst vorsichtig die Hoden und Nebenhoden abtasten. Das kann für den Patienten sehr schmerzhaft sein. Ist die Entzündung schon sehr weit fortgeschritten, sind die Nebenhoden von den Hoden nicht mehr abgrenzbar. Ein für den Arzt sicheres Zeichen für eine Nebenhodenentzündung ist, wenn die Schmerzen beim Anheben der Hoden abrupt nachlassen. Vom Arzt wird dieser Griff Prehnsches Zeichen genannt. Eine Ultraschalluntersuchung von Hoden und Nebenhoden vervollständigt die Diagnostik.
Um genau abklären zu können, welche Erreger für die Erkrankung verantwortlich sind, entnimmt der Arzt eine Blut- und Urinprobe sowie eine Spermienprobe aus dem Ejakulat für die labormedizinische Untersuchung . Durch die Auswertung dieser Untersuchung lässt sich das entsprechende Antibiotikum leicht finden.
Behandlung
Strikte Bettruhe, Hochlagerung der Hoden mit Hilfe eines Suspensoriums, das in Apotheken erhältlich ist, und Kühlung mit Eisbeuteln lindern die Beschwerden rasch. Um die Keime möglichst rasch abzutöten, wird ein Antibiotikum verabreicht. Zusätzlich helfen schmerzlindernde, entzündungshemmende Medikamente, die Schmerzen zu beseitigen. Therapie der Wahl ist ein Antibiotikum, das auch Keime wie Chlamydien bekämpfen kann. In der Regel wird dafür ein Gyrasehemmer verwendet. Zusätzlich wird als entzündungshemmendes und schmerzstillendes Medikament meistens Diclofenac verwendet.
Bei sehr starken Schmerzen kann ein lokales Betäubungsmittel in den Samenstrang gespritzt werden, um die Schmerzen auszuschalten. In diesem Fall empfiehlt es sich auch, vorübergehend einen speziellen Katheter durch die Bauchwand direkt in die Blase zu setzen, um vom Harndrang zu entlasten.
Etwa drei Tage nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung ist es ratsam, eine Harnprobe im Labor einer Nachuntersuchung zu unterziehen. Dadurch kann festgestellt werden, ob die Infektion wirklich vollständig beseitigt worden ist. Nur dann ist ein neuerliches Aufflackern der Erkrankung - und damit die Gefahr einer chronischen Entzündung - nicht mehr zu befürchten.
Heilungschancen
Bei einem harmlosen Verlauf der Erkrankung erfolgt die Heilung innerhalb von ein bis zwei Wochen. Bis die geschwollenen Hoden allerdings wieder ihre normale Größe haben, können mehrere Monate vergehen. In dieser Zeit ist auch die Anzahl und die Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt und somit die Zeugungsfähigkeit des betroffenen Mannes vermindert.
Wenn trotz Therapie keine Besserung auftritt, liegt der Verdacht nahe, dass sich ein Abszess im Nebenhoden gebildet hat. In diesem Fall ist eine operative Entfernung des betroffenen Nebenhodens und eventuell auch, im sehr fortgeschrittenen Stadium, des Hodens notwendig.
Chirurgische Maßnahmen
Vor einer Operation sollte immer eine zweite Expertenmeinung über die Sinnhaftigkeit des Eingriffes eingeholt werden.
Entfernung der Nebenhoden
Mit dem Skalpell wird ein Hautschnitt über dem betroffenen Hoden und Nebenhoden. gesetzt. Der durch die Entzündung entstandene Eiter wird entfernt, der Samenstrang und die Arterie abgeklemmt und der Nebenhoden entfernt. Ist die Entzündung schon sehr weit fortgeschritten, muss eventuell auch der Hoden entfernt werden. Damit das Wundsekret gut abfließen kann, wird für ein bis zwei Tage eine Drainage gelegt, bevor die Wunde komplett verschlossen wird.
Die Wahl der Betäubung
Der Eingriff kann in lokaler Betäubung aber auch in Spinalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden.
Risiken und Komplikationen
Der Eingriff ist an sich harmlos. Als mögliche Komplikation kann allerdings eine Wundinfektion auftreten. Um dieser gleich vorzubeugen, bekommt der Patient sofort Antibiotika verabreicht.
Müssen bei der Operation allerdings beide Nebenhoden entfernt werden, was äußerst selten ist, ist die Zeugungsfähigkeit auf natürlichem Wege unmöglich.
Nach der Operation
Nachdem die Wunde vollständig verschlossen wurde, ist es empfehlenswert täglich zu duschen und die Wunde mit einer keimtötenden Spülung zu säubern. Hat sich die Wunde infiziert oder heilt schlecht, empfiehlt es sich sie mit einer Jodlösung (Polyvidoniod) zu behandeln, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Ergänzende Maßnahmen
Eispackungen können zur Linderung der Schwellung auf die Hoden aufgelegt werden. Auch eine Hochlagerung der Hoden mit Hilfe eines Hodenbänkchens im Liegen oder eines Suspensoriums beim Gehen kann eine Linderung der Symptome bewirken. Als Hodenbänkchen kann ein kleines Kissen, das im Bett unter die Hoden gelegt wird dienen; ein Suspensorium ist in Apotheken erhältlich.
Damit kein Ping-Pong-Effekt entsteht, bei dem es immer wieder zu neuerlichen Ansteckungen kommt, ist es ratsam, immer die Partnerin mit zu behandeln - auch wenn sie keine Krankheitsanzeichen zeigt.
Solange die Krankheit nicht vollständig ausgeheilt ist, versteht es sich von selbst, Geschlechtsverkehr nur geschützt mit einem Kondom auszuüben, um eine Ansteckung des Partners zu vermeiden.