„frage mich deshalb immer wieder ob man, überspitzt gesehen, schon so „geboren wurde“ oder ob es einen „Auslöser“ für diese Neigung gab/ gibt...
Wie denkt ihr darüber?
Ich weiß es ganz ehrlich nicht.
Ich habe lange Zeit von mir geglaubt, ich sei "alltagsdominant", bis ich festgestellt habe, dass ich zwar dominant sein kann, in vielen Fällen auch dominant sein muss, mir das aber überhaupt keinen Spaß macht. Ich hatte lange Zeit einen Job mit sehr viel Verantwortung, habe als Hundeführerin im Objektschutz gearbeitet und da kann man kein Mäuschen sein. Letztendlich stellte ich fest: Mir machte die Arbeit mit Hunden Spaß (mit denen arbeite ich seit ich Teenager bin), aber mir machte die Führungsposition keinen Spaß und das Durchsetzen und die Verantwortung und das laut und bestimmt sein.
Es war eher ein Anpassen, als wirkliche Dominanz. Auch zu Hause muss ich natürlich Dinge regeln, muss Verantwortung übernehmen, aber speziell das "Führen", den Ton angeben, das empfinde ich eigentlich als sehr anstrengend und gar nicht spaßig. Damit fühle ich mich nicht wohl, obwohl ich es tue, aus Gründen.
So habe ich festgestellt: Ich bin gar nicht dominant. Ich tue nur so, weil ich es manchmal muss. Oft auch, um mich zu schützen.
Das wurde mir aber erst klar, als ich zum ersten Mal Devotion spürte. Ich habe das mein ganzes Leben lang nicht gefühlt, für niemanden, bis ich eben DIESEM Mann begegnete, der dieses Gefühl in mir wachgebrüllt hat. Es war für mich erstmal sehr beängstigend und verwirrend und ich bin ihm eine Zeit lang aus dem Weg gegangen. Aber ich empfand es als echten Kampf, diese Gefühle zu unterdrücken. Sie dann vor ihm zuzugeben war ein Befreiungsschlag, es war wie nach Hause zu kommen.
Hier wurde mir im Laufe der Zeit klar, dass die Dominanz in meinem Alltag etwas ist, das mir überhaupt nicht gefällt, das ich aber häufig aus Selbstschutz nach außen trage, weil ich es so gelernt habe. Ellbogen ausfahren, die Führung übernehmen, sich durchsetzen, etc, das wurde mir beigebracht, bzw musste ich mir aneignen. Aber gemocht habe ich das nie. Erst jetzt, wo ich das zugeben kann, merke ich, dass ich mich im Alltag allmählich zurücknehme und bewusst feststelle, dass ich mich viel wohler fühle, wenn ich folgen darf. Es geht so weit, dass mir mein Freund tägliche Aufgaben gibt (keine sexuellen), weil es mir viel leichter fällt, Anweisungen zu folgen und ich dabei echt enthusiastisch und mit guter Laune dabei bin. und ich merke, wie gerne ich diese Aufgaben erfülle, weil ich mir ausmale, dass er sich darüber freut. Ich will "gut" für ihn sein.
Was sich für mich so gut anfühlt, ist vor allem, dass ich jetzt nicht mehr sagen muss "Ich bin aber nur sexuell devot, im Alltag bin ich voll dominant!", also quasi wie eine Rechtfertigung dafür, dass ich im Bett devot sein "darf", weil ich ja sonst die Hosen anhabe. Nö, ich darf mir endlich sagen, dass ich viel lieber folge, als führe, und mir Dominanz unter keinen Umständen Spaß macht.
Natürlich stehe ich mit beiden Beinen im Leben, übernehme dort Verantwortung, wo ich es muss, habe meinen Selbstwert, bin selbstbestimmt und alles. Aber jetzt kommt es mir nicht mehr wie eine billige Ausrede vor, dass ich mir selbst "zugestehe", im Bett devot zu sein, weil ich ja "normal" ganz anders bin. Das bin ich nicht. Es hat nur sehr lange gedauert, das für mich festzustellen.