Welch schönes Thema, ich bin gespannt auf die Diskussion!!!
Meine eigenen Erfahrungen mit Slow Sex habe ich erstmals im letzten Jahr machen dürfen, wobei ich mich mit dieser Begrifflichkeit vorher noch nie auseinander gesetzt hatte, höchstens mit dem Begriff "Kuschelsex", was ich aber früher mal als "nicht so meins" verbucht hätte.
Da ich in meinen sexuellen Vorlieben bis dato auch eher im BDSM gesucht hatte, mein Kopfkino hauptsächlich von dominant/devoten und sadomasochistischen Praktiken getriggert wurde, gab es dazu keinerlei Berührung für mich.
Bis ich eben den richtigen Sexpartner traf, der mir, ohne es so zu nennen, eine völlig neue Welt öffnete. Ich erinnere mich noch sehr gerne bereits an unsere erste sexuelle Begegnung, obwohl sie beiderseits auch von sehr viel Unsicherheit geprägt war. Ich war irritiert, weil er sich so wahnsinnig viel Zeit ließ, meinen Körper zu erkunden, tatsächlich gingen mir damals ein paar dumme Gedanken durch den Kopf, sowas wie "wann nimmt der mich denn endlich?" (das habe ich ihm bis heute noch gar nicht gestanden), er war von meinem eher harten BDSM lastigen Vorleben, von dem er wusste, wohl auch etwas verunsichert, ob das zwischen uns überhaupt funktionieren könnte.
Und trotz dieser Unsicherheiten war auch dieses erste Mal bereits etwas ganz besonderes für mich, die Art, wie er mich berührte, wie er bei jeder einzelnen Berührung auf meine Reaktion achtete und aufmerksam wie noch keiner zuvor dadurch meine Lust befeuern konnte, mir Hunger auf mehr machte, das war der erste bleibende Eindruck von dieser Nacht.
Er selbst war damals nicht gekommen, ich dafür sehr intensiv, auch das war eine Premiere für mich, zum ersten Mal hatte ein Mann beim ersten gemeinsamen Sex keinen Orgasmus, zum ersten Mal hatte ich beim ersten gemeinsamen Mal einen erlebt.
Und so blieb es nicht bei diesem einen Mal, ganz im Gegenteil, der Hunger aufeinander wurde eigentlich nur noch mit jedem Mal größer.
Heute kann ich gar nicht mehr verstehen, wie ich ein so oberflächlich und falsches Bild von Slow Sex haben konnte. Ich dachte, es sei nur langweiliger "blümchensex" also die Standardnummer für die Hausmütterchen, die nicht wissen, was wirklich gut ist. Dabei muss ich heute feststellen, dass ich diejenige war, die nicht wusste, was wirklich gut ist.
Für mich bedeutet "Slow Sex" heute vor allem, dass wir uns Zeit nehmen für den Körper des anderen, dass wir uns gegenseitig voll und ganz genießen, dass es nicht darum geht, möglichst schnell zum Orgasmus zu kommen, sondern dass wir uns unserer Lust hingeben, wenn möglich am liebsten stundenlang, und als Nebenprodukt gibt es natürlich auch Orgasmen (muss aber nicht sein).
Und im Gegensatz zum klischeehaften Blümchensex beinhaltet es für mich so ziemlich alle Praktiken, die man sich nur denken kann, das geht beim Streicheln los, kann aber auch mal kleine D/S Komponenten beinhalten, ein kleines Spanking, Sextoys, lecken, blasen, vaginale und anale Penetration, fisting, squirting, es gehört irgendwie alles dazu, wichtig ist nur, dass wir uns von der Lust treiben lassen ohne irgendein spezielles Ziel zu verfolgen, sondern einfach nur genießen.
Absichtsloser Slow Sex kann aber auch bedeuten, morgens aufzuwachen und beim Kuscheln dringt er einfach so in mich ein, wir genießen eine Weile den zärtlichen Sex miteinander, bevor wir aufstehen müssen und in den Alltag entschwinden, einen Orgasmus wollen wir dabei beide nicht.