@*******odot Weder Gedicht noch Kurzgeschichte. Ich beziehe mich auf den zweiten Teil dieser Rubrik, Gedanken.
In den letzten Jahren rückte die Achtsamkeit thematisch (u.a. beruflich) immer mehr auch in meine Nähe und hat mittlerweile komplett die Nachhaltigkeit als stark frequentierter Begrifflichkeit abgelöst. Hier und an anderer Stelle gab es die Forderung nach Achtsamkeit im Umgang miteinander, zeitweise zog man sich aus "Sackgassendialogen" aus Gründen eigener Achtsamkeit zurück. Ich verstehe, was Achtsamkeit im Wortsinn bedeutet, sehe sie aber durchaus auch sehr und ausschließlich eigennützig interpretiert. Sozusagen als Safeword, wenn personenbezogene Diskussionen einen nicht erwünschten Verlauf nehmen.
Ich frage mich, was Menschen tun, die das Wort und seine Bedeutung nicht explizit im Gebrauch haben. Müssen wir uns zu ständiger Achtsamkeit ermahnen, geht ansonsten die Menschlichkeit den Bach herunter, wie konnten wir bislang überhaupt kooperieren, uns befreunden, lieben, ohne achtsam zu sein?
Als ich das erste Memo zu einem Achtsamkeitsseminar in meinem Emailpostfach hatte, machte ich mir die Mühe nachzuforschen, wer die Idee dazu hatte. Es war leicht, sie kam von einer Kollegin, die dafür bekannt ist, ihre Mitarbeiterinnen "zu verschleißen". Ich schätze schon, dass es in der betreffenden Abteilung an Achtsamkeit gegenüber den Belastungsgrenzen der unteren Gehaltsgruppen mangelt. Ich denke aber auch, dass das Seminar nicht dazu führen wird, dass die anlassgebende Dame Achtsamkeit als bilaterale Wechselwirkung verstehen wird.
Ich finde, dass man Achtsamkeit nur einfordern kann, wenn man bereit ist, sie auch anderen gegenüber zu leisten.