Distel
Räudig, innerlich gleichsam waidwund stehe ich am WegesrandAllein, entrückt, in mich gekehrt
Ohne Talent zur Fröhlichkeit
Im Gefängnis verhasster spröder geistiger Schönheit
Nicht umsonst mit dem Omen des hässlichsten aller Namen:
Eberwurz
Jetzt noch nur für kurze Zeit in geschmeidig hellgrünem weichen Kleid
Nur von wenigen erkannt
Doch in Wahrheit mir selber seltsam fremd
Mit überall sprießenden Stacheln Opfer unnahbarer Lebensqual
Verkünde ich doch duft- und farbbefreit das Gegenteil von Massengeschmack
Ungesehen unberührt
Bin ich im falschen Körper gefangen
Und bleibe ungehört ausgefüllt voller Sehnsucht nach Nähe
Allein für ein gewünschtes, erhofftes Ende
Weil ich für nichts anderes vorgesehen bin
In der Farbe silbergrau
Vertrocknet blühend
Im Herbst
Meinem eigentlichen Frühling und dann und dort
Mumifiziert in dem verdammten Schicksal als alte Jungfer.