Hi,
zusätzlich zur "Stärke" der Pille gibt es noch Unterschiede bei den verwendeten Hormonen.
Das Estrogen ist bei den meisten Pillen das gleiche, bei den Gestagenen gibt es viele verschiedene Typen.
Da kommt es auch drauf an, was sonst noch mit der Pille erreicht werden soll, z.B. Bekämpfung einer Akne, Regelschmerzen usw.
Es gibt Gestagene, die überwiegend die Libido dämpfen, aber mittlerweile auch welche, die eher libidosteigernd wirken. Allerdings sind das die Wirkungen, die diese Gestagene auf die Mehrheit der Frauen haben. Im Einzelfall können die auch genau andersrum wirken. Da hilft meist nur ausprobieren.
Und ein Hormonpräparat, das empfängnisverhütend wirkt, kann nicht so gering dosiert werden, dass Nebenwirkungen komplett ausgeschlossen sind.
Übrigens kommt es bei vielen Frauen auch erst nach zweijähriger Pilleneinnahme zu einem Abfall der körpereigenen Estrogenproduktion, bzw. wirkt sich der Estrogenmangel oft erst nach dieser Zeit aus.
Und wenn jetzt jemand nicht damit zurecht kommt, dass jemand, der Estrogene einnimmt, einen Estrogenmangel haben kann, dann sei demjenigen gesagt, dass die Pille meist Ethinylestradiol enthält.
Dies wird verwendet, weil die Leber recht lange braucht, bis sie die Ethinylgruppe abgespalten hat, und deshalb die Plasmahalbwertszeit viel höher als die des reinen Estradiols ist. Somit kann die Dosis verringert und der Serumspiegel gleichmäßiger gehalten werden, so dass eine einmalige Einnahme pro Tag reicht.
Leider tun sich auch andere Körperzellen schwer mit der Abspaltung der Ethinylgruppe, weswegen manche Zellarten das Ethinylestradiol nicht so gut verwerten können wie das natürliche Estradiol.
Merken kann man das z.B. daran, dass bei Pilleneinnahme oft die Vaginalschleimhaut, die für ihr Wachstum auf Estradiol angewiesen ist, austrocknet und sich zurückbildet.
Manche schwören auf die "Hautpille", bei der natürliches Estradiol eingesetzt wird, aber da dies auch von der Leber schneller verstoffwechselt wird, muss eben die Dosierung höher sein.
Andere versorgen die Vaginalschleimhaut mit Estradiolhaltigen Cremes.
Zurück zur Libido:
Manche Gestagene, besonders diejenigen, die gegen Akne eingesetzt werden, haben eine antiandrogene Wirkung. D.h. sie docken an den Testosteronrezeptoren der Zellen an, ohne jedoch die testosteronspezifischen Wirkungsmechanismen auszulösen, womit sie diese Rezeptoren blockieren.
Da auch Frauen Testosteron produzieren, und für bestimmte Körperfunktionen brauchen, kann das natürlich auch Nebenwirkungen haben, wie z.B. Libidoverlust und teilweise auch eine moderate Verkleinerung der Klitoris (wogegen z.B. erhöhte Testosteronspiegel bei gedopten Sportlerinnen eine erhöhte Libido und Vergrößerung der Klitoris bewirken kann).
Für Frauen mit zu geringem Testosteronspiegel gibt es z.B. auch gering dosierte Testosteronpflaster.
Bei Libidoverlust also generell mal daran denken, folgendes abklären zu lassen:
In der eigenen Pille verwendetes Gestagen
Estradiolspiegel
Testosteronspiegel
Schilddrüsenfunktion
Prolaktinspiegel
Eigene Stressbelastung (Stress erhöht Prolaktin)
Außerdem empfiehlt es sich die eigene Eiweißversorgung unter die Lupe zu nehmen. Zur Entwicklung der Libido braucht man Dopamin, welches aus Tyrosin gebildet wird. Tyrosin ist vermehrt in tierischen Lebensmitteln vorhanden.
Außerdem verringert die Ausschüttung von Insulin die Aufnahme von Tyrosin ins Gehirn, weswegen dauerhaft hoher Kohlenhydratkonsum üngünstig für die Libido sein kann.
Gruß
V