„Nur wer noch Schmerzen fühlen kann (und zu fühlen bereit ist) lebt.
Stimmt schon. Aber muss ich dazu bereit sein? Nein, muss ich nicht.
Natürlich gibt es wohl kein Leben ohne Schmerzen, aber ich muss sie mir doch nicht auch noch suchen oder heraufbeschwören.
Die Schmerzen, die ich im Leben hatte, waren alle unfreiwillig und haben mir ein für alle mal gereicht. Ich muss keine unnötigen Risiken mehr eingehen.
Und mein Leben war ganz bestimmt nicht arm.
Und nun, da ich den Schmerzen versuche aus dem Weg zu gehen, spüre ich erst, wie schön ein Leben wirklich sein kann. Ich muss mir keine Schmerzen antun, um zu fühlen, dass ich lebe.
Von Suchen des Schmerzes war auch keine Rede - es sei denn, man hat den Lehrberuf des Märtyrers gewählt - trotz der vielen Terrorwarnungen heutzutag, eine recht seltene Wahl.
Dazu bereit sein? Dass kommt doch sehr darauf an, was oder ob man überhaupt noch etwas (erreichen) will. Der Geburtsschmerz wurde schon als ein "notwendiges Übel" und Begleitumstand des Lebens genannt. Ein treffliches Beispiel - dass es Leben und dazu neues Leben ohne Schmerzen nicht gibt, Leben gibt es also nicht umsonst.
Die Kraftsportler, Fitnesspoeple auch hier in Joy wissen gewiss zu erzählen, wieviel Schweiß und auch Schmerzen es braucht, um die Lust zu erfahren, einen geilen Body erarbeitet zu haben. Eine Sache der Zielsetzung und der Energie, dieses (auch sichtbar) zu erreichen. Der Schmerz dahin ist also nicht, diesen zu vermeiden, sondern einkalkuliert. Ohne Schweiß (Schmerz), kein Preis. Auch kein Lustgewinn.
Natürlich kann man aus diesem Zirkel bewußt aussteigen - und sagen: ich mache das (nicht mehr) mit. Das dient dann auch der Strategie der Schmerzvermeidung. Es ist eine Sache der eigenen Vitalkalkulation.
Wie ich schon schrieb, reden wir eigentlich in diesem Thread nicht von dem Schmerz, der einen eher als unangenehme Begleiterscheinung wie zufällig trifft, sondern von dem Schmerz, der notwendig erscheint, das Leben nach eigener Maßgabe zu gestalten, der also kalkuliertbar (und auch zu händeln) ist. Und wer meint, man können alles und jenes erreichen, ohne sich auch der Negativität des Lebens auszusetzen, der muss halt Lotto spielen, und hoffen und warten - bis zum bitteren Ende - auch der ist dann nicht ohne Schmerz. Wie der Anfang so das Ende.