Ich glaube dass oft hinter solchen Entwicklungen noch die Reste der eigentlich absurden Denkmuster stecken mit denen die meisten wohl noch aufgewachsen sind. Ich finde Spuren davon in allen möglichen Threads auch hier.
Männer wollen immer und
Frauen, zumindest viele, haben eigentlich gar keinen richtigen Spaß am Sex.
Das wurde seinerzeit ja sogar in Studien hineingedeutelt die, wenn man sie mal nüchtern betrachtet, eigentlich etwas völlig anderes aussagen. In den Kinsey-Studien Mitte des letzten Jahrhunderts wurde festgestellt dass sich die Orgasmusfähigkeit bei Männern und Frauen bei der Selbstbefriedigung nicht nennenswert unterscheidet - während das bei partnerschaftlichem Geschlechtsverkehr scheinbar ganz anders aussah.
Statt sich nun zu fragen was an partnerschaftlichem Geschlechtsverkehr falsch läuft so dass er für Frauen weniger befriedigend ist wurde daraus die These dass Frauen überwiegend weniger Lustempfinden hätten - das sei nun mal so.
Statt sich also auf die Suche zu machen wie man selbst funktioniert und was man braucht um erfüllenden Sex zu haben wurde Sex für viele Frauen damit zu einem 'notwendigen Übel' erklärt.
In den zahlreichen Threads in denen es um das Thema geht 'warum will sie nicht obwohl ich das doch möchte ...' und 'wie bringe ich sie dazu das sie ...' kommen immer wieder bestimmte typische Elemente vor.
• nach dem Empfinden des Fragestellers war der Sex anfangs ganz toll.
• der Fragesteller hat auf Nachfrage so gut wie nie eine Ahnung was seiner Frau eigentlich gefällt.
Die Ratschläge an Frauen, die nach irgendwelchen Praktiken fragen die ihre Männer gerne hätten, die ihnen aber nicht zusagen beinhalten oft Kommentare wie
• du solltest das erst mal ausprobieren bevor du dich dagegen entscheiden kannst.
• wenn es dir beim ersten Mal nicht gefallen hat solltest du es vielleicht häufiger ausprobieren, vielleicht ändert sich das ja noch.
• wenn es dir selber keine Lustgefühle verschafft reicht es doch auch wenn du dich darüber freuen kannst wenn es
ihm Spaß macht.
Es ist nichts dagegen zu haben, seinem Partner eine Freude zu machen auch wenn es einem selber gerade nichts bringt. Aber auf Dauer, als Hauptmotivation, ist das ein ziemlich unbefriedigender Grund, das Interesse an Sex aufrecht zu erhalten.
Das mag so lange funktionieren wie man noch sehr verliebt ist und die Motivation, den Partner glücklich zu sehen, noch sehr stark ist. Aber wenn da der Alltag einzieht und man sich vielleicht gerade auch mal über den Partner geärgert hat dürfte diese Motivation flugs bei Null landen.
Klar kann man sagen, jeder ist für seine Lustgefühle selbst verantwortlich und sollte sich selbst dahingehend erforschen, was man will und braucht um Lust zu empfinden. Dazu muss man aber auch erst mal davon überzeugt sein dass man das tatsächlich
kann - und diese Dogmen machen das vielen, die den Einstieg in ihre Sexualität noch gar nicht gefunden haben, sicher nicht leichter.
Da ist es mitunter wohl entlastender sich dem Druck, Spaß am Sex haben zu sollen, zu entziehen indem man sagt, offenbar gehöre ich eben auch zu der Mehrheit von Frauen denen das nicht wirklich was bringt.