Fassadensüchtig oder Eine Frau wird älter
Entfleischte MomenteIn denen sich das Rasen unserer Herzen nur langsam beruhigt
In denen sich Melancholie undurchdringlich über mich stülpt
Und ich nur noch mit erschöpften Liebkosungen zart küssend über sein Gesicht stolpere
Bei gelöschtem Licht in bedrückenden Betrachtungen unerkannt verloren gehe
Denn ich bin der Kälte und der knarzenden Stille des kleinen Zimmers
Der billigen, aber nicht schäbigen Pension
Schutzlos ohne den Panzer seiner Umarmung ausgesetzt
Die Runzeligkeit, die Risse, die Abschlaffung eines abgetakelten Venedigs
Überträgt sich lagunenhaft in meine Finger, Hände, Beine, die ganze Haut
Eine machtvoll negative Ausstrahlung mit körperlichem Einfluss
Der ich mich nicht entziehen kann
Und ich fühle mich alt
Bin es auf einmal
Dann nimmt eine überaus klare Sehnsucht nach kalten, schneidenden, nackten
Beton-Stein-Stahl-Glass-Fassaden von mir Besitz
Nach einem Zustand von unzerbrechlicher Gegenwart
Damit ich meine stoffliche Vergänglichkeit auszublenden und zu verdrängen vermag
"Caro, sei già stato a ... Liebster,
Warst du schon einmal in New York?"
Der aber macht das Licht an
Und schaut mich mitleidig an
Wie man nur ein dummes Mädchen anschauen kann.