Mein perfektes Date.....
Du schreibst mich per PM an, weil dir meine Profilbeschreibung gut gefällt. Eigentlich bin ich dir fast schon zu frech, aber du fühlst dich herausgefordert, mich kennenzulernen, zu erfahren, welch eine freche Göre hinter diesem Profil steckt. Du überlegst dir genau, wie du aus der vermutlichen Flut von PM's hervorstechen kannst.
Es plingt in meinem Postfach. Leicht genervt öffne ich deine Nachricht. Ahnend, das das bestimmt wieder von einem Tastenerotiker kommt, und kaum viel mehr als heiße Luft übrig bleibt. Ich lese deine wenigen Worte. Einmal. Zweimal. Grinsend ein drittes Mal. Meine Finger jucken, gepfeffert zu antworten, aber ich ziere mich, antworte erst Stunden später. Du bist online und hast meine Antwort gleich gelesen. Ich erwarte keine Antwort, schließlich habe ich dich auch Stunden warten..... Huch, es plingt. Überrascht öffne ich deine Antwort. Wieder nur wenige Sätze. Kein blödes Rumgeschwafel und Gesülze. Du machst mich neugierig. Endlich schaue ich auf dein Profil. Es ist das Pendant zu meinem Profil, es liest sich wie meine fehlende Hälfte.
Ich bin verblüfft. Wie im Trance frage ich dich, wer du bist. Deine Antwort lässt nicht lange auf sich warten. "Morgen, 19 Uhr. Du entscheidest, wo. Dann erfährst du, warum ich deine fehlende Hälfte bin. Ich freue mich auf dich, du freche Göre." Erschrocken blicke ich mich um, wer dir das gesagt hat. Verdammt, du hast mich mit so wenigen, gut gewählten Worten berührt. Ich nenne dir ein Restaurant in meiner Nähe und staune über mich, das ich mich nach 2 Nachrichten auf ein Date einlassen will. Ich verspüre keine Angst, kein Unbehagen. Nur ein Stauen über mich selbst. Die Selbstermahnung, nicht auf die netten Anfangsworte eines Schaumschlägers, der eine schnelle Nummer abgreifen will, reinzufallen, fällt tatsächlich auf fruchtbaren Boden. Entsprechend lässig sehe ich dem Date entgegen und veranstalte kein Riesenbrumborium und Rausgeputze. In Klamotten, in denen ich mich wohl fühle, bin ich überpünktlich beim Restaurant. Ich spüre eine Nervösität aufsteigen. Wilde Horrorszenarien durchspielend versuche ich, die Erwartungen runterzuschrauben. Auch du bist pünktlich. Mit einem sehr entwaffnenden Lächeln stehst du vor mir, nimmst mich wie selbst verständlich in den Arm und hälst mich sanft gefangen, als du mir leise ins Ohr flüsterst: "Geht es dir gut? Müssen wir erst essen oder gehen wir ein paar Meter. Mein Herz klopft so laut."
Ich kann nur lächelnd nicken. Mein Kopf spielt Tango. Wie selbstverständlich nimmst du meine Hand und achtest peinlich genau darauf, das ich auf der Innenseite des Bürgersteiges gehe, damit du mich immer schützen kannst. Wenn der Bürgersteig enger wird, lässt du mich vorgehen. Plötzlich bleibst du stehen, drehst mich zu dir. Sehr ernst musterst du mein Gesicht. Ich spüre deine Zerrissenheit und ich fühle mich trotzdem sehr wohl in deiner Gegenwart.
Leise sagst du mit ernstem Blick in meine Augen: "Ich kenne dich nicht, nicht mal deinen Namen. Aber.... du bist es. Du bist meine fehlende Hälfte. Ich weiß nicht, was da passiert ist, aber ich musste dich anschreiben. Ich wollte dich kennenlernen. Ich weiß, das es dir auch so geht. Ich habe es in deinem Profil gelesen. Ich spüre dein Herz neben meinem. Sie schlagen im Gleichklang. Ich werde dich nicht wieder gehen lassen."
Sanft legst du deinen Daumen auf mein Kinn, mit der anderen Hand umfasst du meine Hüfte und küsst mich vorsichtig und zaghaft. Meine Beine geben nach, mir wird schwindelig, mein Magen kribbelt wie 1000 Ameisen. Du fängst mich auf, lachst mich an und nickst zu deinem Auto. "Was machst du mit mir", kann ich nur flüstern. Selbstsicher führst du mich zu deinem Auto und sagst lachend "Was machst DU mit MIR." Wir müssen beide lachen.
Dein Blick ist fest. Ich spüre, das du es ernst meinst. Ich habe keine Fragen. Du bist meine fehlende Hälfte. Gemeinsam gehen wir auf die spannende Reise in ein gemeinsames Leben.