Lingam-Massage @ (n/m)oon
Erotische Massage hatte bei mir seit ewig einen ganz üblen vorurteilsbehafteten touch; zu viel Räucherstäbchen, zu viel orangefarbene Textilien, zu viel esoterisches Chichi drum herum und vor mir ein Mann, der nicht ficken kann, mag, will, darf. Zero sexy!
Mit 52 + veränderte sich etwas, animalische Penetration sank in ihrer Wichtigkeit von absolut zu relativ, die Sehnsucht nach mehr drückender Weichheit im Umgang, geiler Langsamkeit drängte sich vor. An diesen Wechsel im neuen Spürenwollen musste ich mich selbst erst gewöhnen, ob ich wollte oder nicht, mein Körper will es und mein Erotikempfinden auch.
Und so fand ich mich an einem heißen Samstagmittag im Frühsommer 2018 im Kreis von zwölf Frauen zum "Handarbeitsabend". Was für ein dämlich prüder Workshoptitel, dachte ich noch und erkannte den Charme daran erst im späteren Austausch mit meinem Chatpartner; ihn, dem Zeroprüden, machte es an, davon zu lesen. Okay, versöhnt!
Und es war ja auch schön gewesen, da draußen im alternativen Grüngürtel Hamburgs, in einem autofreien Wohnprojekt mit Inklusionscafé und Edel-Bio-Metzgerei und grasenden Galloways, Nachbarn, mit der Milchhenkelflasche in der Hand, die sympathisch "ja, da links" riefen und überhaupt, out of Alltag, etwas paradiesisch Dörfliches wie in der eigenen Kindheit der frühen 70er, hello Klischee ... und ja klar dank ihr: eines ausgesprochen fachkompetenten, undogmatischen, klischeefreien, angenehmen, weiblichen Sexualcoachs mit dem neuen Ansatz aus den 2010er Jahren! Begeisterung pur!
Ob das bei ihm dann auch so wird?
Wir waren auf diesem breiten, coolen Designerbett, beide etwas erschöpft vom langen Tag dieses Heißzeitsommers. Unser letzter Abend, nach einem grandiosen Thunfischfilet mit Kartoffelselleriepüree, nach ein paar Drinks rooftop mit Blick über die glitzernde Metropole und ihren dunklen, großen See. Vor ein paar Tagen noch kreiste die ISS vor dem prallen Blutmond, sie kreiste immer noch irgendwo, seine App zeigte es ja, eine Zeit moderner Mystik, und auch wir hatten unseren Mond angeknipst, eine mannshohe, stylische Lampe, draußen auf dem Balkon der Suite.
Es war so schön, ihn vor mir liegen zu haben, in seiner nackten Erwartungserregung. Nicht nervös, sondern vorfreudig. Alles für mich da! Und ich für ihn! Beide nackt, vis-à-vis gespreizt, seine Oberschenkel auf meinen. So offen ruhig und deutlich alles zeigend. Sah er mich im Umriss unseres private moon? Ich sah ihn jedenfalls gut, seine genitale virile Schönheit, weniger gut nur den "Spickzettel", den er mir hochhielt, da eine Premiere eben eine Premiere ist, auswendig geht anders. Zum Glück ist er ein Fan des nicht ganz Perfekten. Am Anfang begleitete uns noch unser Humor und der zarte Duft seines mitgereisten Oels, bis sich unsere Augen schlossen und wir uns in die Griffe, in das Befühlen, Erfühlen, nur Fühlen hineinfallen ließen; eine ungetimte Zeit, real so eine halbe Stunde, mit immer wieder kurzen breaks zum Spicken und Nachoelen, und dann zurück in die lange Genusswelle.
Meine Ausführungen zielten auf Genuss, auf Guttun, auf Schenken, nicht Abschuss, und doch war es für ihn wohl manchmal etwas edgy, etwas richtig geil edgy wie sein sich leicht windender Körper anzeigte, ebenso wie sein sich ultrahart streckender Schwanz, die sich herausdrückende Eichel und der feste Hodensack. Er machte es mir einfach zu einfach. Meine Ahnung war trotzdem, sein willentliches finish wird erst das Ende des Spickzettels sein, auf den er schon mal am Vortag schmunzelnd gelinst hatte. Zeit für den nächsten Griff, shakti's pleasure .... my pleasure is yours!!!
Am Ende bat er um eine erlösende Zugabe. Einer dieser Häkel- und Strickgriffe erwies sich als wahrlich ... wow! Im repeat mit mehr Crescendo also!
Standing ovations!
Massiert und geschrieben von sen_suel, erlebt mit ihm, der es vorzieht ungenannt zu bleiben, 02.2019.