In meinem Haus
Es liegt ein dumpfer Schleier über dieser Welt.Die Stufen dieser Treppe sind brüchig und alt.
Eine vergilbte Zeitung liegt achtlos auf dem Boden.
Durch die leeren Räume hallt dein Seufzen.
Plötzlich bist du da. Steigst aus dem Dunst heraus.
Bist eine Frau. Bist stark und weich zugleich. Bist gelebte Sinnlichkeit.
Der Raum füllt sich mit deiner Demut. Dein Gang ist aufrecht und gerade.
Du brauchst nicht aufzutreten. Du kommst herein.
Ich erkenne dich. Du stehst am Fenster. Unter deinen Füßen liegt die Stadt.
Dort fließt das Leben. Wir haben unser Eigenes.
Ich berühre dich am Hals. Flüchtig. Nicht gewollt. Deine Haut wird dir zu klein.
Bin dein Augenblick. Dein Horizont. Ein schwarzes Meer fließt in unseren Adern.
Mein Atem macht die Scheibe blind. Gemalte Herzen verblassen in den Straßen.
Du bist durchsichtig und klar. Ich bin es auch. Sind Spiegelbild des Anderen.
Sprechen ohne Worte. Atmen im gleichen Takt. Sind Begegnung und Begierde.
Ich ergreife nun dein Handgelenk. Ein Zittern durchwandert deinen Körper.
Du gehörst zu mir.
In meinem Haus bist du das Licht und ich die Dunkelheit.
Wir erfüllen es mit deiner Leidenschaft und meinem Sinnenrausch.
Wir genießen unsere Zügellosigkeit und binden uns an einen Kodex.
Sind Beginn und Ende. Sind Freude und das Leid.
In meinem Haus füllen sich die Räume wieder und ein Seufzen fließt herein.
25.12.2018