Ich bin dein Atem

Ich wandere durch die Dämmerung und finde dich in der Nacht.

Ein Schatten an der Wand.

Ich erkenne die Lust in dir. Deine Augen flackern, wie verlöschende Kerzen.
Du fällst in die Dunkelheit. Ich fange dich und wärme dich mit meinem Licht.
Gebunden und fixiert und naß, führe ich dich in die Morgenröte.


Du bist mein Objekt. Ich hauche dir den Atem ein.
Du bist mein Instrument. Meine Worte spielen auf deiner Haut.
Du bist meine Lust. Ich benutze dich. Fülle dich und leite dich.
Du bist mein Atem. Meine Spielfigur im Sandverlauf der Zeit.


"Zieh dich aus!" Ich will dich nackt und klar, wie der Winterwind.
"Spreize deine Beine!" Ich will dich ausgeliefert und heiß, wie der Wüstensand.
"Senke deinen Blick!" Ich will dich demutsvoll und weich, wie das Wolkenband.

"Öffne dich!" Sei mein Gefäß und fülle dich mit meiner Strenge.


In deiner Unterwerfung erkenne ich deine Verletzlichkeit.
In deinem Schrei höre ich deine Sehnsucht.
In deiner Träne ist der Hunger.
In deiner Gier liegt deine Schönheit.


Ich bin das Feuer, das dich entzündet und beherrscht.


Ich bin dein Atem.



29.12.2016