Das ist keine einfach zu beantwortende Frage, da sie meinen Erfahrungen nach sehr von der Persönlichkeit des Menschen abhängig ist.
Ich befinde mich seit gut einem Jahr in Therapie (u.a. wegen der fehlenden Selbstliebe und den daraus resultierenden Folgen) und lerne langsam, mich ja selbst zu lieben. Da das ein stetiger Prozess ist, erlebe ich auch Rückschläge und werde oft von Selbstzweifeln, etc. geplagt. Laß dich aber davon nicht entmutigen
Mir helfen da unterschiedliche Dinge:
Am hilfreichsten ist mir der Gedanke, dass ICH die Hauptrolle in meinem Leben spiele, alle anderen Menschen sind nur Nebendarsteller und ICH entscheide, welche Rolle sie in MEINEM Leben spielen dürfen.
Auch hilfreich ist mir der Gedanke, dass ich nicht perfekt sein muss, sondern auch Fehler machen darf.
Was mir auch geholfen hat, ist die Auseinandersetzung mit der Frage "Wie würdes Ich mit einen guten Freund ungehen?" Unachtsam? Respektlos? Lieblos? Gefühlskalt? usw. Die Antwort bei mir war Nein --> also Warum gehe ich dann so mit MIR selbst um?
Die Ursachenforschung in der Therapie ist alles andere als leicht, sondern anstrengend, besonders emotional/psychisch ...
Daraus haben sich nach und nach (und werden noch) Handlungen erzeugt, die mich mehr in die Selbstliebe/Selbstakzeptanz bringen:
--> ich habe mir meine Erfolge bewußt gemacht - visualisiert auf Papier
--> Ich habe aufgeschrieben, was ich gut kann (beruflich und privat zusammen)
--> ich habe meine Eigenschaften aufgeschrieben, die ich an mir mag
--> Achtsamkeitstagebuch über 3 Monate geführt, wo ich jeden Tag 3 Dinge aufgeschrieben habe, wofür ich an den jeweiligen Tag dankbar bin - mache ich heute fast schon automatisch, aber nicht mehr täglich, bin aber achtsamer mit mir selbst
--> ich habe mich mehrere Tage hintereinander nackt vor dem Standspiegel gestellt und mich erstmal nur angelächelt (sehr schwere Übung), dann ließ ich nach und nach meinen Blick über meinen nackten Körper wandern, berührte mich selbst (keine SB ihr Ferkel
, war eine sauschwere Übung) und lächelte dabei, fand sogar positive Adjektive für anfangs negativ behaftete Körperteile
Aktuell kann ich nackt vorm Spiegel stehen und mich nicht abstoßend finden
--> ich habe Dates mit mir selbst (ob nun Verwöhnprogram in der Wanne, Eincremen nach dem Bad oder lecker Kochen mit anschließendem Essen am Tisch mit Kerze, Glas Wein, etc.)
--> ich beschenke mich selbst (bring mir vom Einkaufen selbst Blumen mit oder was Besonderes, was es nicht täglich gibt)
--> achte mehr auf meine Bedürfnisse und Wünsche --> sage mehr Nein, setze Grenzen, wobei mir das tatsächlich noch schwer fällt, besonders bei Menschen, die mir wichtig sind
--> usw.
Anmerkung: Letztes Jahr wäre ich nie auf die Idee gekommen, die sogenannten Jeggings zu tragen aus Scham, etc. Heute trage ich nur noch solche Hosen und fühl mich so ganz wohl. Es stört mich nicht einmal, wenn mich die Leute anstarren
Was soll ich sagen? Ich bin noch nicht am Ziel angekommen, lasse mich aber nicht mehr so leicht von außen beeinflussen
Und, wenn ich das sagen darf: Du bist auf den Weg, denn Du hast erkannt, dass Du das alleine nicht hinbekommst und Dir Hilfe gesucht/genommen. Das zeugt von Mut und Stärke