****ute:
Brecht!
??? ...um die Frauenseele zu verstehen??
Na ja, ich bin zwar ein hoffnungsloser Optimist, das soll aber nicht heißen, dass ich mich gleich an die Quadratur des Kreises wage.
****ute:
Zudem hat er ein Frauenbild gezeichnet, dass bis heute viele für wahrheitsgetreu halten, denn Berthold hatte ja nachweislich selbst Erfolg bei Frauen...
Trotzdem halte ich vieles aus seiner Feder für chauvinistische Ergüsse aus einer vergangenen Zeit.
Nun, Brecht hatte in der Tat Erfolg bei den Frauen. Ob er deshalb nun gleich ein Chauvinist war bzw. ob Erfolg bei Frauen zwingend mit Chauvinismus einhergehen muss, wage ich kritisch zu hinterfragen. Schließlich war Nietzsche (vielleicht) auch ein Chauvinist („die kleine Wahrheit“), sein Erfolg bei Frauen aber doch wohl eher von bescheidenem Ausmaß.
Brecht hatte aber in der Tat die Einstellung, dass Sexualität von Bindungen gelöst zu sehen sei, womit die "Gretchenfrage" recht schnell beantwortet ist: Er brach zur damaligen Zeit sicher mit den vorherrschenden, christlich geprägten Moralvorstellungen, nicht aber zwingend mit der heute herrschenden Meinung im Joyclub - oder wie „haltet ihr es mit der Religion (bzw. der Sexualmoral)?“ Insofern finde ich, ihn des Chauvinsmusses zu bezichtigen ein wenig übertrieben. Vielleicht war er ein „Bad Boy“ - das mag sein. Aber das scheint ja gar nicht so schlecht bei den Frauen der "Community für stilvolle Erotik" anzukommen, nicht wahr?
Unstrittig dürfte hingegen sein, dass Brecht Kommunist gewesen ist. Und ebenso, wie man Marx geflissentlich falsch zitiert – denn er sprach nie davon, dass „Religion Opium für‘s Volk sei“, stattdessen, dass sie „das Opium des Volkes“ wäre, so wird auch Brecht gelegentlich missverstanden.
Wie ist sie denn nun zu interpretieren, "Die Dreigroschenoper"?
Lassen wir den „Herrn“ Brecht diese Frage doch am besten selbst beantworten:
„Die Dreigroschenoper“ wurde „in England durch zwei Jahrhunderte unter dem Titel „The Beggar’s Opera“ in allen englischen Theatern gespielt. (…) Der Titel bedeutet nicht etwa, wie manche deutsche Übersetzter geglaubt haben: ‚Die Betteloper‘, d.h. eine Oper, in der eben Bettler vorkommen, sondern ‚Des Bettlers Oper‘. Nicht fehlen uns Heutigen die soziologischen Anlässe von ‚The Beggar’s Opera‘: wie vor zweihundert Jahren haben wir eine Gesellschaftsordnung, in der so ziemlich alle Schichten der Bevölkerung, allerdings auf die allerverschiedenste Weise, moralische Grundsätze berücksichtigen, in dem sie nicht in Moral, sondern natürlich von der Moral leben.“
Das schrieb Brecht bereits 1928, obschon gleiches wohl auch heute noch gilt. Bei der Frage, ob sich die gleichberechtigte Frau des 21. Jahrhunderts gerne mal im „Bett so richtig durchnudeln“ lassen möchte, sind somit moralische Grundsätze zu berücksichtigen – freilich auf die "allerverschiedenste Weise".
Und so stelle ich mir gerade die Frage, ob die Sexualmoral Opium „für’s Volk“ oder „des“ Volkes ist?