Lange habe ich nichts mehr geschrieben, was einen traurigen Grund hat. Ich bin derzeit wieder alleine. Dass sich meine Partnerin von mir getrennt hat (ja, sorum wars) hatte nichts mit meinen etwas speziellen Vorlieben zu tun, denn das hatte ihr ja selbst immer Spass gemacht - hoffe ich wenigstens...
Um nicht den ganzen Sommer zu Hause trübsal zu blasen bin ich ganz kurzfristig eine Woche alleine verreist in einen kleinen Gasthof in einem ziemlich abgelegenen Tal in den Alpen. Es war wirklich schön, und man konnte sich wunderbar in langen Wanderungen verausgaben, und jeder Muskelkater und Wadenkrampf war besser auszuhalten, als der Mist der letzten Wochen und Monate - auch wenn ich dabei in einem Fall fast die Bergrettung gebraucht hätte.
Aber irgendwie klebt einem die Sch... derzeit am Schuh! Ich durfte nämlich erleben, dass es durchaus richtig böse werden kann, wenn man es mal unfreiwillig mit dem Thema "Crushing" zu tun bekommt! Aber mal etwas der Reihe nach (Sorry, ich muss mir das alles mal von der Seele schreiben)...
Der Gasthof liegt kurz unterhalb eines Bergsattels in gut 2000m Höhe, nur zu erreichen über eine Seilbahn sowie eine abenteuerliche Serpentinenstrasse, die nur mit Berechtigungsschein befahren werden darf.
Ich hatte es mir zur Abenddämmerung etwas unterhalb des Gasthofes auf der Wiese am Rande des Sträßchens bequem gemacht und wollte ein paar Bilder von der anbrechenden Abenddämmerung machen. Dazu hatte ich es mir auf einem Klappstuhl bequem gemacht und wartete auf schönes Licht für ein paare Fotos, als ich von noch weiter unterhalb bemerkte, wie die Tochter des Gastwirtes und „Juniorchefin“ des Hauses in ihren Suzuki-Jeep stieg und offenbar ins Tal fahren wollte. Da ich schon ein paar Tage da war kannte man sich und grüsste sich entsprechend freundlich bzw. schon eher freundschaftlich. Das lockere „Du“ ist da oben sowieso obligatorisch.
Ich bewundere das ja sowieso immer, wenn junge Damen routiniert mit solchen größeren Fahrzeugen umgehen, insbesondere auf engen Strässchen, die schon ein gewisses fahrerisches Können abverlangen. Das war für das 25-jährige durchaus hübsche Mädel allerding kein Problem, wie ich schon mehrfach beobachten konnte, wenn sie flott an mir vorbei durch die engen Kurven fuhr.
Ich sah sie hier zum ersten mal in privater Kleidung, und kannte sie bislang nur im Outfit, dass sie im Gasthof bei der Arbeit trug, und mir fiel erst jetzt so richtig auf, was für eine wunderschöne junge Frau sie war: Schlank aber sportlich, hochgewachsen, lange dunkelbraune Haare, die ihr offen über Brust und Rücken herunter hingen. Dann dieses hübsche Gesicht mit einer aufregenden leichten Derbheit, aus dem einen ein paar strahlend blaue Augen fixierten...
Ich hörte sie die Autotüre zuschlagen, der Motor wurde angelassen und schon setzte sie zurück um Richtung Tal zu fahren, wozu sie an mir vorbei fahren musste. Ausgerechnet auf meiner Höhe hielten sich auf der anderen Seite des engen Sträßchens ein paar Wanderer auf, die auch keinen Platz zum Ausweichen hatten. So musste die junge Dame mit den linken Rädern ein Stück über die Wiese fahren, wo ich meinen Klappstuhl aufgebaut hatte. Sie fuhr einen Moment auf mich zu, winkte mir aber freundlich zu und gab mir zu verstehen, dass das schon passt und ich sitzen bleiben konnte. Ich winkte zurück und freute mich über die kurze Begegnung und fand es durchaus beeindruckend, wie das hübsche junge Mädel mit dem großen Wagen bedrohlich auf mich zusteuerte um dann knapp an mir vorbei zu fahren. Sie fuhr wirklich vorsichtig, und während sie langsam an meinen Platz heran fuhr fragte sie durch das offene Seitenfenster: „Alles klar? Kann ich vorbei?“ „Klar!“ sagte ich, während ich in ihr hübsches jugendliches Gesicht schaute, aus dem mich zwei muntere blaue Augen anfunkelten.
Natürlich: Wenn ein hübsches junges Mädel etwas fragt, dann ist ja immer alles klar… Sie gab vorsichtig Gas und im nächsten Moment war ein dumpfes gedämpftes Knacken zu hören. "Da wird sie wohl mit dem Vorderrad über irgendeinen Müll gefahren sein" - dachte ich noch. Als sie auf meiner Höhe war wünschte ich ihr durch das offene Seitenfenster einen schönen Abend, während sie an mir vorbei fuhr - und gleich darauf Knackte und knirschte es abermals, diesmal deutlich lauter. Sie hatte es auch gehört und hielt an: „Was war das denn?“. Sie stieg aus dem Wagen um nach zu schauen, als es mir siedendheiss durch die Glieder schoß:
"Sch...! Hatte ich nicht vor einer halben Stunde mein gutes Zeiss-Fernglas irgendwo neben mich gelegt, weil es mir am Hals baumelnd lästig geworden war??? Und tatsächlich fand sich das Glas im hohen Gras wieder, und Sie war mit ihrem schweren Geländewagen mit beiden Rädern drüber gefahren! Wie man an den Reifenspuren sehen konnte ist das Vorderrad halb drüber, während sie es mit dem Hinterrad voll erwischt hat. Ich muss sagen, dass ich das nun garnicht schön fand. Irgendwie kehrte sich das gute Gefühl, wenn ich meiner Ex zuschaute wie sie irgendwas von mir demolierte, hier plötzlich in ein extrem unangenehmes Gefühl um. Das war kein Spiel sondern schlicht ein Unglücksfall. Gar nicht schön!
Sie stand nun neben mir, und obwohl sie absolut nichts dafür konnte, war ihr die Sache äusserst peinlich. Die geringe Hoffnung, dass da noch etwas zu retten war, erwies sich als vergeblich. Sie wollte das halb in den Boden gedrückte Fernglas aufheben, hatte aber zunächst nur eine Hälfte in der Hand: Das Teil war unter dem Druck einfach durchgebrochen. Hindurchsehen konnte man auch nicht mehr, denn die Linsen waren zersplittert, und aus einem Tubus fielen sogar Scherben heraus!
Ich versuchte den Schaden herunter zu spielen, log ihr vor, dass es sich nur um ein billiges Fernglas handelte, aber leider erkannte sie das Glas anhand des blauen Zeiss-Logos, und wusste, dass das Ding nicht billig war! Ihr war das alles hochgradig peinlich, und auch ich war völlig fertig von der Sache. Trotzdem versuchte ich ihr jedwede Schuld auszureden, denn sie konnte ja wirklich nichts dafür. In dem hohen Gras konnte sie meinen Kram nicht sehen und musste auch nicht damit rechnen, denn schliesslich hatte sie mich vor der Vorbeifahrt ja auch angesprochen.
Möglicherweise hatte sie ja etwas gemerkt, als sie mit dem Vorderrad drüber gefahren ist, und vielleicht wäre das Fernglas da noch zu retten gewesen, aber so eine Wiese ist eben auch sonst uneben und man bemerkt da kaum ob man über einen Maulwurfshügel, eine weggeworfene Getränkedose oder etwas anderes fährt. Und ich hatte es auch zu spät kapiert, dass ich das blöde Ding dort in das hohe Gras gelegt hatte. Beim besten Willen: Das war ich ganz alleine Schuld, und das sagte ich ihr auch. Trotzdem war sie untröstlich und wollte mir zu Ausgleich sogar den Preis für ein oder zwei Übernachtungen schenken – was ich strikt ablehnte.
Aber es war eine verdammt blöde Situation, und letztlich hatte ich auch zwei Tage daran zu knabbern. Nicht nur daran, dass das gute Fernglas kaputt war. Die ganze Situation war sehr unangenehm.
Am Abend vor meiner Abreise hat sie mir dann doch das Essen und die Getränke im hauseigenen Restaurant spendiert, was ich zwar zunächst auch ablehnen wollte, dann aber doch annahm – auch um ihr vielleicht ein gutes Gefühl zu geben. Sie hat sich dann noch eine halbe Stunde zu mir gesetzt, und wir haben in zunehmend locker über alles Mögliche gesprochen, und am Ende war die Sache dann auch ok! Sie meinte dann irgendwann sogar lachend „Sei mal froh, dass ich DICH nicht über den Haufen gefahren habe! Du weißt doch wie das ist: Frauen und Einparken und so…“ So ähnlich sagte sie es, wobei ich oft etwas Mühe hatte ihren süßen alpenländischen Dialekt zu verstehen. Ich musste mir plötzlich viel Mühe geben, nicht meinem Bestreben nachzukommen diese wunderschöne junge Frau einfach in den Arm zu nehmen.
Jetzt sitze ich wieder zu Hause und weis überhaupt nicht mehr, was ich von all dem halten soll. Das Fernglas ist mir egal, ich habe es weg geworfen. Aber ich bin einfach traurig und weis nichtmal so genau warum. Die Trennung liegt mir natürlich auch noch im Nacken. Sich gleich wieder zu verknallen fände ich komisch, aber irgendwie scheints ein wenig so zu sein - natürlich in aussichtsloser Lage, denn nicht nur, dass sie 20 Jahre jünger ist, fest eingebunden in den Gasthofbetrieb ist, und das alles für Sie sicher nur ein kleiner Flirt unter vielen war. Möglicherweise habe ich wegen der Fernglasgeschichte ja einen kleinen Bonus bekommen, mehr aber vermutlich nicht. Was mich betrifft könnte ich den ganzen Tag heulen, plane den nächsten Urlaub wieder hin zu fahren, um im nächsten Moment zu denken "bloß nicht!".
Ach, Sch... ist das alles!
Sorry für das Offtopic, aber das musste gerade mal raus.