Die Zicke und der Nerd

Sie sind Eltern von einer 15jährigen Dame und einem 17jährigen Jungen. Herzlichen Glückwunsch! Das haben Sie gut gemacht vor 15 bzw. 17 Jahren. Just in time. Denn die beiden befinden sich jetzt zur gleichen Zeit in der Pubertät und schenken sich darin nichts. Der ultimative Doppelpack des Pubertiers. Wenn sie jetzt noch hoffentlich in einem schall- und wärmegedämmten Haus leben, dann haben sie das große Los gezogen. Denn mit der Energie, die die beiden bei ihren täglichen Fehden entladen, können sie bequem ihr Schloß heizen und noch ein bisschen an die Stadtwerke abgeben. Ein Konflikt unter Eheleuten ist dagegen ein Pups. Wie bei Jungtieren üblich trainieren die Beiden nur für’s Leben in der freien Wildbahn. Wer gewinnt? Wer hat das Sagen. Wer bestimmt über die Fernbedienung? Wer okkupiert als Erstes das Bad? Wer hat die beste lauteste Stimme und kann am effektivsten die Tür knallen?

Wenn Sie Glück haben als Erziehungsberechtigte, gibt sich dass wieder in zwei Jahren. Pech, wenn es bis zum Abitur anhält und wehe einer von Beiden scheidet bei der „Reifeprüfun“ um 0,1 Punkte besser ab. Der Krieg zwischen den sieben Königslanden in „Games of Thrones“ ist dagegen Pillepalle, lauter Amateure dort gegen meine Pubertiers. Es könnte sich dieser Krieg zwischen den Geschlechtern hinziehen bis zum späteren Erbe, wenn dann nach der Clangründung, die man euphemistisch noch heute „Familiengründung“ nennt, es übergeht zu späteren Erbfolgekrieg. Und als Eltern ahnen Sie, dass es doch so was wie „blindes Schicksal“ geben muss. Da nützen auch nicht die vielen pädagogischen Ratgeber, die sich im Laufe Ihres Elterndaseins tonnenweise verschlungen haben. Kein Erzieher, Pädagoge, Kultusminister und gestähltes Lehrerpersonal bietet ein Rezept. Ich auch nicht! Jedes Eingreifen in die Fehde der Pubertiers bedeutet für diese „Ausweitung der Kampfzone“ und es wird keinen Millimeter Boden preisgegeben.

Um so kostbarer sind die Momente, in denen Eltern frei haben. Selten sind das die Ferien. Vielleicht ein Wochenende im Krankenhaus? Oder auf Dienstreise? Oder ein erholsamer Nachmittag vor Gericht? Möglichkeiten gibt es viele.
Nur denken Sie an eines nicht: ... an Sex ... wie vor 15 oder 17 Jahren.

©Clairvaux2018
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