Fundstück III
Zwei Seelen in deiner Brust
Was ist es, das dich nachts aus dem Schlaf reißt?
Das Bettzeug zerwühlt und nass von deinem Schweiß.
Das dich das Wachwerden als leer empfinden lässt?
Ein Traum!
Ein Traum von Wildheit, Rauheit, Schmerz ...
... der dein Herz noch jetzt im Galopp rasend macht.
Dunkel und undeutlich ...
... aber unbändig und hart.
Du lagst wehrlos in Ketten...
... so viel weißt Du noch ...
... Arme und Beine spreizend gestreckt...
... ein kräftiger Mann Erforscher deines Leibs.
Da waren Hände – klauengleich...
... Lippen; aber mehr noch Zähne!
Da war dein Zucken – heftig, rasselnd...
... doch nicht, um dich zu befrein!
Dein Fleisch war Futter seiner Gier;
so wie dein Saft ihm Trunk.
Deine raue Kehle verrät,
dass Du nicht nur im Traum geschrien hast.
Da war bohrende, drängende, hämmernde Macht
zwischen deinen geketteten Schenkeln.
Heißes ... Hartes ... hemmungslos.
Und Schweiß... vor allem aber Zähne und Klauen.
Dir wird bewusst, dass Du dich plötzlich schämst,
für das, was Du im Traume warst ...
... so willig ... gierig ... so bereit.
... Weil, solche Schreie schreit man nicht,
und Schmerzen haben nichts mit Lust zu tun.
... Nichts mit Liebe, Verständnis oder Zärtlichkeit.
Deine gelebte Wirklichkeit ist heller...
... sanfter ... freundlicher ...
... einvernehmlich ... miteinander ...
... niemals wehr-, schon gar nicht willenlos.
... und deshalb leerer, stellst du fest!
Ist das, was dunkel ist in dir,
denn wirklich böse?
unheilig und
verdammt, verdammt zu sein?
Nein!
Es ist – ganz einfach – nur Teil deiner Natur!
Dir fehlt lediglich der Mut zu flüstern
„Fessle mich und tu mir weh!“