Vielleicht wäre das auch eine Alternative?:
Trendiger Ring
Junger Trend: Ringtausch einmal im Monat
Ein transparenter Plastikring will den Verhütungsmarkt aufrollen und der Pille den Rang ablaufen. Die Hormone stecken in einem knautschigen Kunststoff. Nur einmal im Monat heißt es: Ringtausch.
54 Millimeter Plastik sollen neuen Schwung in die Verhütungsfrage bringen. Nach den USA, Österreich, Belgien und Dänemark ist der Verhütungsring jetzt auch auf dem deutschen Markt. Er soll die Pille ablösen, die mit 40 in die Jahre gekommen ist, so der Plan des Herstellers. Das könnte klappen, weil der Plastikring einen entscheidenden Vorteil hat: Nicht 300-mal jährlich, sondern nur noch rund 13-mal müssen Frauen an die lästige Verhütungsfrage denken. "Das schafft Freiheit", findet eine Ringträgerin. Dass Verhütung immer noch Job der Frauen ist, zeigt eine forsa-Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Rund 52 Prozent der Frauen, aber nur 13 Prozent der Männer fühlten sich für die Verhütung zuständig, so das Ergebnis. Ausschließlich mit der Pille verhüteten etwa 44 Prozent, gefolgt von Kondom und Spirale.
Pillenmüde Frauen
In Deutschland schlucken allein etwa sechs Millionen Frauen täglich einen Hormoncocktail. "Und davon", glaubt Frank Thielens, Geschäftsführer beim Hersteller Organon, "haben viele Frauen genug." NuvaRing®, so der Name des biegsamen Plastiks, sei "genauso sicher wie die Pille, aber verträglicher." Der Pearl-Index liegt bei 0,65 und kann sich mit der Sicherheit typischer Pillen messen (0,64 bis 0,71). In 12.000 Zyklen gab es nur sechs ungewollte Schwangerschaften. Die Daten stammen aus einer weltweiten Hersteller-Studie mit knapp 2400 Frauen, die den Ring über 13 Monate getestet haben. Etwa drei Stunden können Frauen den Ring entfernen, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen. Danach muss er allerdings für mindestens 24 Stunden vor Ort bleiben.
Hormone im Gleichtakt
Der trendige Ring besteht aus dem Kunststoff Evatane - der gleichen Substanz, aus dem auch das Verhütungsstäbchen Implanon und Pessare sind. Täglich setzt er 15 Mikrogramm Östrogen (Ethinylestradiol) und 120 Mikrogramm Progesteron (Etonogestrel) frei - bei typischen Pillen liegt die tägliche Dosis etwa doppelt so hoch. Die Hormone wandern gleichmäßig ins Blut, Schwankungen in der Konzentration gibt es nicht. Anders bei der Pille: Kurz nach der Einnahme klettert der Hormonspiegel im Serum und fällt langsam bis zur nächsten Pilleneinnahme ab. Der Hormonring soll deshalb weniger Nebenwirkungen haben, beispielsweise Übelkeit oder unregelmäßige Zyklen. Für starke Raucherinnen, Übergewichtige oder Frauen mit anderen Erungen gelten allerdings die gleichen Risiken wie für die Pille, zum Beispiel die Gefahr von Thrombosen.
21 Tage liegen
Die Hormone gelangen direkt über die Schleimhaut ins Blut, schenken sich also den Weg durch den Magen-Darm-Trakt, den geschluckte Substanzen normalerweise nehmen. Der Mediziner Dr. Ulrich Karck von der Universitätsklinik Freiburg sagt: "Dadurch gibt es keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und die Passage durch die Leber lässt sich vermeiden." Auch eine Magenverstimmung, Durchfall, Erbrechen beeinflussten die Wirksamkeit nicht. Wie ein Tampon liegt der Ring in der Scheide, 21 Tage lang. Wird er entfernt, beginnt die Blutung. Sieben Tage später wird ein neuer Ring eingesetzt. Wer schwanger werden will, entfernt den Ring oder verzichtet auf den nächsten. Schon im folgenden Zyklus kehrt der Eisprung zurück.
Spürbar beim Sex
Auch der Einfluss auf das Körpergewicht sei "gleich Null", erklärt Prof. Cosima Brucker von der Universität-Frauenklinik Ulm. Im Test sei das Gewicht ähnlich angestiegen wie bei Frauen, die nicht mit Hormonen oder überhaupt nicht verhütet hätten. Beim Sex hätten mehr als 80 Prozent der Frauen den Ring nie oder nur selten gespürt. Bei den jeweiligen Partnern waren es allerdings 30 Prozent - was nicht unbedingt negativ sein muss. "Für Männer kann das durchaus lustfördernd sein", meint Britta Bürger, Fachärztin für Gynäkologie und Frauenheilkunde, im Netdoktor-Gespräch. Infektionen treten bei 5,5 Prozent der Frauen auf, so die Untersuchung. Was diese niedrige Zahl angeht, ist Bürger allerdings skeptisch: "Der Ring ist ein ständiger Fremdkörper", sagt die Gynäkologin. Ob diese Infektionsrate tatsächlich stimme, müssten Erfahrungswerte aus der Praxis zeigen.
"Nebenbei Zähneputzen"
Der Ring wird ähnlich wie ein Tampon angewendet. "Zusammendrücken, einführen, nach hinten schieben", erklärt Karck. Eine Anwenderin sagt: "Theoretisch könnte ich nebenbei Zähneputzen." Wo der Ring genau in der Scheide liegt, ist offenbar nicht entscheidend. Genauso einfach wie das Einsetzen soll auch das Entfernen sein. "Den Ring tasten, Finger einhaken, rausziehen", beschreibt Karck. Probleme sieht Bürger bei sehr jungen Mädchen: "Für sie ist das Einführen die größte Hürde", weiß die Gynäkologin. Der Verhütungsring eigne sich deshalb eher für junge Frauen ab 16 aufwärts.
Vorteilhaft ist sicher, dass Frauen die Methode selbst anwenden können und nicht - wie bei Spiralen oder Depotspritzen - auf Ärzte oder medizinisches Personal angewiesen sind. Für junge Mädchen, auch aus anderen Kulturkreisen, sieht Bürger noch einen anderen Vorteil: "Die Eltern kriegen von der Verhütung überhaupt nichts mit."
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Oder die Spritze?