Warum kann ich nicht sagen, was ich wirklich will?

Ich kann aus meiner Vergangenheit sprechen: Bei mir war es die Angst vor Ablehnung meines Wunsches. Wünsche äußern und Bedürfnisse benennen ist bei mir etwas, was ich seit allerfrühester Kindheit verlernen musste, nun muss ich es mir mühsam wieder aneignen. Lieber habe ich ein Nein vermieden, als ein Vielleicht zu riskieren. Es ist sehr schwer, über diesen Schatten zu springen und zu differenzieren, dass ein "Nein jetzt nicht" nicht mich als Person ablehnt, sondern nur diesen speziellen Wunsch zu dieser speziellen Zeit. Ich arbeite noch daran.

Ich finde gut das du diesen Parallel Thread eröffnet hast.
Und freue mich schon auf das Lesen.

Cerridwen hat meine Beweggründe ...die mich einst "eingesperrt haben", genau benannt.
Als mein Mann mir darbot...ohne ihn meine Sexualität zu ergründen..blühte ich auf, entdeckte mich und meine Lust ganz neu.

Ich frage mich : musst du das denn? Oder denkst du nur, du musst das können, weil eine emanzipierte Frau heutzutage ohne mit der Wimper zu zucken sagen können muss "Fick mich!"?
Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du doch deine Art der Kommunikation gefunden. Du zeigst, was du willst. Solange das von deinem Gegenüber verstanden wird, ist doch alles gut, oder?
Ich kann durchaus sagen "Steck mir 2 Finger rein!". Ich kann aber auch seine Hand nehmen und sie da hin führen, wo ich sie haben will. Beides führt zum Ziel. Dirty talk, Ansagen machen sind ja nur Spielarten.

Zumindest bei mir lag das oft an der Angst vor Ablehnung, aber auch, dass ich Angst hatte, man würde sich über mich lustig machen. Letzteres ist mir nämlich sogar in meiner Beziehung passiert und das tut mir weh.

Ich bin sicher nicht die super selbstbewusste Sexbombe, die jeden Zentimeter ihres Körpers genau richtig einsetzen kann und wie ein Vamp reihenweise die Männer verführt. Ich bin sehr unsicher und ein Rückschlag macht mir sehr zu schaffen. Deswegen muss ich mich mit jemandem erstmal wohl genug fühlen können, um wirklich mutig zu werden. Auf keinen Fall will ich etwas hören wie "Was tust du denn da?", wenn ich etwas initiieren will, was mich sehr viel Mut und Überwindung kostet.

Ich mache das sehr gerne, dieses flirten und spielen, Sex initiieren, aber es fällt auch mir schwer, zum Beispiel ganz konkret zu sagen "Berühr mich hier", "Hör nicht auf" oder seine Hand zu führen. Mein Freund hat mir anfangs immer auf die Hand gehauen, wenn ich seine führen wollte, wenn ich mich selbst berühren wollte, weil er das als Kritik an sich bewertet hat.

Das sind solche Rückschläge und Erfahrungen, die es mir manchmal schwer machen, etwas ganz konkret zu fordern. Dass ich Sex will, kann ich durchaus sehr explizit sagen oder zeigen, aber wenn es um Details geht, gerade auch um meine Wünsche und meine Gefühle dabei, wird es manchmal sehr schwer.

Ja ich kenne dieses auch.
Mein Göttergatte ist sexuell ganz anders gepolt wie ich.

Und mittlerer Weile kennen wir das gegenseitige nicht annehmen.

Diesen Kreislauf zu durch brechen ist wirklich nicht einfach und erfordert immer viel Mut.

Schreiben finde ich immer gut.
Man kann es für sich formulieren und der andere kann es in Ruhe aufnehmen.

..was ich will, das finde ich völlig normal und das hat mir noch nie wer verübelt... deshalb muss ja nicht der andere tun, was ich will, wenn dem anderen das nicht passt machen wir es halt nicht. Gilt umgekehrt genauso.

Manchmal ist das ja auch situationsabhängig.

Wieso Du das nicht kannst, kann wer anders sicherlich nicht für Dich beantworten. Das musst Du schon selber herausfinden, woran das liegt.

Ist ja auch die Frage, ob Du wirklich weisst , was Du willst.

Oder ob Du Angst vor " Zurückweisung" hast

Oder ob Du auf "anständige Frau, die sowas nicht denken darf" konditioniert bist.

Fang doch mal mit kleinen leichten "Übungseinheiten" an und probiere es aus, wie Dein Partner darauf reagiert, womöglich rennst Du da offene Türen ein

hab ich echt das Gefühl, dass es zu meiner Zeit, als ich jung war, viel lockerer und losgelöster zugegangen ist, als heute...

Eine wirklich interessante Frage - und ich kenne das auch so. Wenn ich darüber nachdenke ist auch auffällig zu beobachten wobei ich so bin - und wobei nicht. Ich bin schon sehr früh sexuell ziemlich offen gewesen (für die damalige Zeit zumindest und hatte da wenig Scheu was meinen Partner anging - aber über das was mich betroffen hat habe ich sehr lange eigentlich gar nicht geredet. Damals habe ich aber generell nicht über meine Gefühle gesprochen oder sie irgendwie zum Ausdruck gebracht, jedenfalls wenn sie 'negativ' waren.

Vermutlich auch am meisten Angst vor Ablehnung - da hätte auch das kleinste Zeichen gereicht um mich (innerlich) völlig aus der Fassung zu bringen. Bei anderen Sachen die ich wollte war das eigentlich nie ein Problem, da konnte ich unendlich hartnäckig sein und es war mir ziemlich egal wie die Reaktion darauf war. Oft genug habe ich da eher früher als später meinen Kopf durchgesetzt ...

Heute kann ich das wobei mir Dirty Talk eher nicht liegt - ist einfach nicht mein Geschmack und törnt mich eher ab, oder ich fange an zu lachen.

Gesprochene 'Anweisungen' bevorzuge ich trotzdem eher nicht, ich mag es mehr sich jeweils auf den anderen zu konzentrieren, sich hineinzufühlen und die Reaktionen zu beobachten und kennen zu lernen. Soviel reden wie nötig - aber nicht wie möglich.

Manchmal liegt es auch an der Erziehung der Mädchen. Es wurde uns beigebracht, dass wir uns nicht einfach so etwas nehmen können was wir wollen. Mädchen sollen geduldig sein und damit zufrieden sein, was sie bekommen. Ein selbstbewusstes Mädchen was die eigenen Wünsche (am besten lautstark äußert) wird gleich als freche Göre gesehen.

Irgendwie haben wir gelernt auf Umwegen bzw durch Beeinflussung der anderen zu bekommen was wir wollen. Ob das jetzt evolutionsbedingt oder erziehungstechnisch bedingt ist weiß ich nicht. Aber Jungs bzw später Männer werden für das direkte Einfordern und Wunschäußern belohnt und Mädchen bestraft. Also habe wir es irgendwie verlernt.

weil sie ihr eigenes Selbstwertgefühl
zu sehr von anderen abhängig machen
und deshalb Angst vor Ablehnung haben
in welcher Form auch immer.

letztlich:
weil sie zu wenig Selbstliebe haben.

Wenn, dann ist es DIR beigebracht worden, nicht UNS, mir jedenfalls nicht

dass manch eine Frau garnicht "ICH "sagen kann, da muss sich- was Kommunikation angeht, hinter einem kollektiven " WIR" versteckt werden..
Das Kollektive "WIR" ist ja echt was anderes als der pluralis majestatis

WIR sagen jetzt alle gemeinsam: ICH will Dich ficken und zwar sofort!

Der normale Mann wäre phöllig überfordert, wenn WIR sagten: WIR wollen DICH ficken

Hm?

Es war lediglich ein Denkanstoß und muss nicht auf alle Frauen zutreffen. Ich denke, dass die TE sich alles durchlesen kann und sich überlegen kann was auf sie zutreffen könnte und was nicht. Weder habe ich geschrieben, dass ich eine Psychologin bin noch dass es definitiv auf sie zutrifft.

Hieraus eine Alleinunterhaltungsshow zu veranstalten hilft der TE bestimmt nicht bei ihrem Anliegen weiter. Also bitte nur sachliche Beiträge.

P.S.: Auch hat mein Beitrag mit dem Wort "manchmal" angefangen. Ist das nicht nicht genug dann bin ich froh, Dir den Abend versüßt zu haben bzw Dich zum Schmunzeln gebracht zu haben

Das ist schön für DICH, jedoch nicht üblich, jedenfalls, wenn Dein Geburtsjahrgang vor 1980 liegt.
Und auch heute wird Mädchen eher das „nett sein“ als das „fordern“ oder „nein sagen“ anerzogen.
#metoo läßt leider grüßen.