"trächtig" - Fragen als Denkanstöße
@******ton
1. Was weißt du über den Vater des Kindes?
Wie ist das aktuelle Verhältnis Deiner Bekannten zu ihm?
Falls ihr ein festes Paar werdet, wirst du auch mit ihm zu tun bekommen.
Denn der Kindsvater hat Pflichten, und er hat Rechte, und auch das Kind hat das Recht auf ein inniges Verhältnis zu seinem leiblichen Vater.
2. Wenn du sagst: "Mittlerweile weiß ich dass sie auch klar einen Mann sucht um mit Kind versorgt zu sein.", stellt sich für mich die Frage: woher weißt du das?
Hat sie dir das gesagt?
Wenn sie dir das persönlich gesagt hat, hat sie verständliche Wünsche und Ängste mit dir geteilt - sich dir also geöffnet - und es wäre interessant, was du ihr darauf geantwortet hast.
Oder ist das eine Unterstellung bzw. Vorannahme deinerseits?
3. Wenn du sagst: "doch jetzt ich sage bewusst trächtig.
Sie sprach auch immer davon das sie trächtig ist." - dann stellt sich mir die Frage:
stammt dieses spezielle Wording "trächtig" von ihr?
Dann frag ich mich weiter: ist das lässig gemeint oder abschätzig?
Wie kommt es, dass sie diesen tendenziell abwertenden Begriff benutzt - oder meint sie es gar nicht selbst-abwertend, sondern irgendwie humorvoll oder noch anders - was sagt sie damit über sich und ihren Selbstwert aus? Es wäre interessant, das in Erfahrung zu bringen.
Doch wie auch immer sie es selbst meint - in der Verwendung durch dich hört es sich abwertend an und verleiht deinem Text eine gewisse, negative Tendenz.
Und wenn dieses Wording "trächtig" von Dir persönlich stammt, wäre das dann auch schon die Antwort - dann würde ich mich der Deutung der Situation von @****nah anschließen.
4. Solltet ihr zusammenbleiben über die Geburt des Kindes hinweg, so weiß die moderne Familientherapie mittlerweile, dass es äußerst wichtig ist, dem Kind gegenüber von deiner Seite aus lediglich die Rolle des wohlwollenden, neuen Partners der Mutter einzunehmen und nicht eine angemaßte Vaterrolle - es sei denn, zwischen Dir und dem Kind entsteht ein vergleichbares, positives, emotionales Band und das Kind bittet Dich von sich aus, Dich Papa oder Vati o.ä. nennen zu dürfen.
Jeder kleine Mensch hat das angeborene Recht auf ein Verhältnis zu seinen leiblichen Eltern. Dir als Partner der Mutter steht im Prinzip keineswegs das Recht zu, dem Kind mit erzieherischen Maßnahmen beizukommen, als wärst du sein leiblicher Vater. Da gilt es sehr sensibel zu sein - ansonsten sind Dramen vorprogrammiert.
5. Dass du die Situation zur Zeit als eine Art Genugtuung empfindest und dir der Sex mit deiner Bekannten, die dich vormals verschmäht hat, "Wahnsinn und extrem geil" vorkommt, kann ich nachempfinden.
Kommunizierst du ihr das auch?
Wie offen seid ihr miteinander?
Eine solche Situation braucht übrigens der Liebe nicht grundsätzlich im Wege zu stehen - ich erinnere nur an das Märchen der Gebrüder Grimm vom König Drosselbart.
6. Als Fundament für eine auf Dauer angelegte Beziehung ist eine zweifelhafte, gegenseitige Wertschätzung in Kombination mit "extrem geilem" Sex allerdings wohl eher keine tragfähige Basis.
Um eine tragfähige Basis auszuloten, wären die wichtigen Fragen:
Liebst du sie? Liebt sie dich? Habt ihr gemeinsame Werte? Habt ihr gemeinsame Ziele? Wie sind deine und wie sind ihre Prioritäten im Leben?
Kennt ihr euch überhaupt? Wenn bisher noch nicht: hast du überhaupt Lust, sie tiefer und seelisch kennenzulernen? Hat sie Lust, dich tiefer und seelisch kennenzulernen?
Passen eure Gewohnheiten und Vorlieben zueinander?
Wenn du dir vorstellst, ihr seid in zwei Jahren noch zusammen und glücklich - was wirst du unterdessen alles gelernt haben? Wie wird sich dein Leben verändert haben? Fühlst du dich im Einklang mit diesen absehbaren, auf dich zukommenden Veränderungen?
Und welche Struktur wollt ihr eurer Beziehung geben? Z.B zusammen wohnen oder getrennt wohnen, wollt ihr eine lockere, offene Beziehung, vielleicht sogar polyamourös, oder eine monogame Beziehung, wollt ihr verheiratet sein oder nicht - spätestens, wenn Heirat in Betracht kommt, wäre auch bedenkenswert: wie gefällt dir ihre Herkunftsfamilie, wie gefällt sie deiner Herkunftsfamilie, ist da Harmonie oder Dissonanz - und viele, viele interessante Fragen mehr, die für das Zusammenleben von Paaren eine Rolle spielen - und du ziehst ja die Versorgerrolle in Erwägung, wenn ich dich da richtig verstanden habe.
7. Und jetzt kommt mein eigentlicher Punkt:
Auf jeden Fall ist eine Frau, die schwanger ist, oder "trächtig", wie du sagst, oder ganz allgemein eine alleinerziehende Mutter nicht weniger wert und nicht weniger attraktiv und nicht weniger liebens- und begehrenswert als eine Frau, die noch kein Kind bekommen hat. Die Zeiten, wo ein uneheliches Kind ein Makel war und eine schwangere, unverheiratete Frau als gefallenes Mädchen galt und ins Wasser gehen musste, sind gottseidank vorbei. Oder leben diese Zeiten und Werte insgeheim in dir weiter?
Solltest du auf all die Fragen unter Punkt 6 im Zusammenhang mit deiner Bekannten positive Antworten für dich gefunden haben und sollte auch sie auf all diese Fragen im Zusammenhang mit dir positive Antworten für sich sehen und empfinden, und ihr gut miteinander kommunizieren können, sodass ihr da eine gemeinsame Vision entwickelt,
dann steht meiner Ansicht nach einem Zusammensein, einer Beziehung und einer positiven, für alle Beteiligten erfüllenden Entwicklung nichts im Wege -
und da bin ich demnach völlig anderer Ansicht als
@********_him oder @****an!
Dann wäre es schade, wenn ihr nicht zusammen kämt -
und dann wäre der "geile Sex" das beglückende Salz in der Suppe -
und mit "Notnagel" und "ich wäre mir zu schade dafür" hätte das nichts zu tun,
denn heutzutage gibt es Patchwork-Familien zu hauf und viele davon sind glücklicher als manche traditionelle Kleinfamilie - aber natürlich müssen dafür alle Beteiligten lernbereit, lernfähig und open minded sein.
Allerdings:
Wenn ich lese, wie du selbst auf Nachfrage nochmal deine Interpretation hinterher schiebst: "Dann ist es der Kick, sie schwanger, auch von einem anderen.
Dann nutzt sie es aus." - frag ich mich: oder nutzt du es aus?
Hast du überhaupt die notwendige, tolerante, offene Einstellung den modernen Lebensformen gegenüber, so dass es für dich eine realistische Möglichkeit ist, mit ihr unter den gegebenen Umständen eine Beziehung einzugehen?
Das sind Fragen, die kann niemand für dich und für sie und für euch, falls es so etwas wie ein euch überhaupt gibt, beantworten als ihr selbst.
Und wenn es andererseits doch einfach nur so ist wie unter 5. gesagt, dass du die Gelegenheit nutzt für "geilen" Sex und du dich dann, wenn du genug hast, zurückziehen willst und wirst, dann bleibt das deine eigene Entscheidung und deine eigene Verantwortung und niemand braucht und kann dir dazu hier eine Absolution erteilen. Und die willst du ja auch sicher nicht, sondern nur ein paar Denkanstöße.
Voilá, dies wären meine.