Ich habe Schmerzen zu Anfang auch vollständig abgelehnt und habe jedem den Vogel gezeigt, der auch nur daran dachte, wie schön es wäre, mir mal den Hintern zu versohlen.
Da ich meine Sexualität erst seit ein paar Monaten erforsche und bis davor ein fast unbeschriebenes Blatt war, habe ich lange Zeit gar nicht gewusst, worauf ich stehe. Aber je mehr ich mich mit mir selbst beschäftigt habe, desto mehr habe ich festgestellt, dass ich Sex am besten dann genießen kann (auch vom Kopf her), wenn er sehr hart ist. Ich fühle mich damit einfach so unglaublich wohl, körperlich wie geistig. Je härter es wird, desto mehr kann ich mich fallenlassen. Aber ich habe auch gemerkt, dass dafür bestimmte Geisteszustände wichtig sind. Ich könnte zum Beispiel nicht mit jedem Dahergelaufenen einfach knallharten Sex haben, der dann auch wirklich wehtut, denn wenn mein Mindset nicht stimmt, sind Schmerzen für mich einfach nur unangenehm und wirklich ärgerlich und mir vergeht dabei schnell die Lust.
Ich habe Schmerzen durch zwei Szenarien zu lieben gelernt:
1: Körperliche Überwältigung/Gier
Mit meinem Freund praktiziere ich ab und zu sehr hemmungslos etwas, das sich Primal Play nennt. Das hat sehr langsam und vorsichtig angefangen und wurde nach und nach immer härter und unerbittlicher. Wir benutzen dabei keine fancy Hilfsmittel wie irgendwelche Seile, Schellen oder sonstiges Spielzeug, sondern beschränken uns auf unsere (komplett nackten) Körper und im Einzelfall rein auf das, was man währenddessen zufällig in die Finger bekommt - Kabel, Gürtel, Kissen, Bambusstöcke, Stoffe, etc.
Es ist in diesem Sinne Rough Body Play, bei dem gebissen und gekratzt und getreten und auch mal gehauen wird, bei dem Haare ausgerissen werden und blaue Flecken entstehen, ein Spiel zwischen einem Jäger (er) und seiner Beute, die er durch die Gegend hetzt, sich schnappt und dann auch mal mit ihr spielt. Körperlich bin ich ihm nämlich haushoch unterlegen. Wenn ich also dabei mal die Oberhand habe, dann weil er es zulässt und gerne mit mir spielt, wie eine Katze mit einer Maus, von der beide wissen, dass sie am Ende gefressen wird.
Letztendlich ist sein Ziel aber, mich zwischendrin immer wieder körperlich zu überwältigen, mich hilflos zu machen, mich kurz zu vögeln, bevor er mich dann wieder ein bisschen loslässt und mir Hoffnungen macht, ich könnte ja doch noch gewinnen. Das ist körperlich wahnsinnig anstrengend und ich verausgabe mich dabei auch total. Am Ende kann ich mich nicht mehr wehren und er fällt über mich her, der Sex ist hart und rau und er tut mir weh. Es ist seine "Belohnung" und damit auch meine und es ist trotz der "Brutalität" sehr innig und liebevoll.
In diesem aufgepeitschten Zustand, mit einer gewissen Portion Aggression im Bauch und mit wild klopfendem Herzen, genieße ich den Schmerz total, weil er mir zeigt, wie stark ich bin und wie viel ich aushalte. Auch der Sex selbst tut manchmal dabei weh, aber kopfmäßig kann ich ihn in dieser Situation positiv wahrnehmen, weil er für mich ein Ausdruck von Leidenschaft und sexueller Gier ist.
2. Devotion
Ich bin nicht "naturdevot", im Gegenteil. Ich bin alltagsdominant und nur sexuell submissiv. In sehr seltenen Fällen bin ich einem bestimmten Menschen gegenüber devot. Nicht, weil er ein "Dom" ist oder es verlangt, sondern weil das ein Gefühl und ein Bedürfnis ist, das dieser spezielle Mensch in mir auslöst. Es ist eine rein personenbezogene Devotion, die ich auch nicht abschalten kann und ich bin sehr darauf angewiesen, dass dieser Jemand mich so annimmt. Wenn er mit mir oder meiner Art von Devotion nichts anfangen kann, habe ich Pech gehabt.
Wenn ich devot bin, gibt es Momente, in denen ich mich nach Schmerzen sehne. Wenn sie mit Liebe zugefügt werden, empfinde ich sie auch als Liebe. Und es beruhigt und entspannt mich noch für Tage, wenn ich danach noch gewisse nachhaltige Spuren davon sehen und fühlen kann. Dieser Jemand ist dann praktisch immer noch "bei mir", auch wenn er nicht da ist.
In diesem Verhältnis ist mir aber auch Lob sehr wichtig, habe ich gemerkt. Wenn ich Schmerzen empfange und mir danach lobend über den Kopf gestreichelt wird und ich vielleicht sogar noch ein "Gut gemacht" höre, bin ich nur noch ein großer, wabbelnder Haufen Flausch-Gelee und so, so stolz auf mich und wahnsinnig glücklich.
Aber abgesehen von diesen beiden Szenarien bin ich furchtbar wehleidig und gar nicht scharf auf Schmerzen. Ich gerate auch nicht per Knopfdruck in diesen Geisteszustand, in dem ich Schmerzen mag, sondern muss immer ein bisschen darauf hinarbeiten, "hinübergleiten".