Ich würde gerne auch was beitragen. Das meiste wurde ja schon gesagt, aber ein Thema ist noch nicht aufgekommen.
Bitte beachtet: ich rede hier von der Mehrheit der Frauen, nicht von allen. Es wird immer eine geben, die sagt, dass es bei ihr nicht so ist. Also:
Orgasmusprobleme oder auch Anorgasmie durch bestimmte Medikamente. Antidepressiva, Mittel gegen Epilepsie oder andere neurologische Störungen können in vielen Fällen die Orgasmusfähigkeit der Frau negativ beeinflussen. Meist sind sich die Frauen noch nicht einmal im Klaren darüber. Einige können nur noch kommen wenn sie es sich selber besorgen, andere komplett nicht mehr.
Ein weiteres schwieriges Thema dass hier nur gestreift wurde, ist der Zyklus der Frau. Bei einem normalen Zyklus verspürt die Frau in ihren fruchtbaren Tagen, also nicht nur während des Eisprungs, ein vermehrtes Bedürfnis nach Sex. Auch Orgasmen können Frauen in dieser Phase leichter bekommen, da das "Getriebe" insgesamt auf sexueller Hochtour läuft.
Jetzt ist es aber leider so, dass die meisten Frauen gar keine fruchtbare Phase und Eisprung mehr haben.
Das am häufigsten verschriebene Verhütungsmittel in Deutschland ist die KombinationsPille, die ein künstliches Östrogen und Gestagen/Progesteron enthält und den natürlichen Zyklus komplett unterdrückt. Verhütungsmittel die den natürlichen Zyklus mit Eisprung erhalten wie Muttermundkappe, Diaphragma, NFP, (Frauen-&Männer-) Kondome, Kupferball, Kupferkette, Kupferspirale sind seltener anzutreffen.
Die meisten Mädchen erhalten in der Pubertät aus praktischen Gründen ( für Spiralen zu jung, für den Rest noch zu unerfahren) einfach eine Kombinationspille ( Ethinylestradiol plus ein künstli. Gestagen/Progesteron) die den Eisprung dauerhaft unterdrückt, und bleiben ihr Leben lang dabei. Der Körper lernt leider nie seine natürliche Hormonproduktion anzukurbeln; wird die Pille dann irgendwann mal abgesetzt, spielt der Körper oft erstmal verrückt.
Auch die sogenannte Mikropille, beide Hormone in geringer Konzentration, und die einfache Minipille (Desogestrel) unterdrückt den Eisprung.
Nebenwirkungen durch die dauerhaft durch künstliche Hormone vorgetäuschte Schwangerschaft sind Libidoverlust und Orgasmusprobleme. Die meisten Frauen merken es gar nicht, weil das ja seit der Pubertät ihr "Normalzustand " ist. Manchmal wenn eine die Pille absetzt kommt dieser überraschende Mittelschmerz, weil das erste mal ein Eisprung stattfindet und überraschend viel mehr lust und Geilheit da ist. Nur eine Minipille auf dem Markt ermöglicht es der Frau ihren ganz natürlichen Zyklus zu erhalten und trotzdem zu verhüten. Die 28mini mit Levonorgestrel. Diese wird aber nie von Frauenärzten verschrieben (ich war bei sechs Ärzten ehe eine sich erbarmt hatte) , weil diese ein Zeitfenster von 3stunden hat und diese Verantwortung will kein Arzt indirekt übernehmen.
Die Pille sowie bestimmte Medikamente sind ein großer Grund für sexuelle unlust bei Frauen und Orgasmusproblemen bzw geringerer "Orgasmusquote", als wenn sie keine Pille nehmen würden.
Die wenigsten Frauen in meinen Kursen haben Kenntnis über ihren Körper und ihre hormonellen Abläufe. Das ist traurig.
Aber wer klärt sie schon auf? Der Frauenarzt bestimmt nicht, die Schule geht nicht soweit ins Detail. Zudem gibt es im Jahr weltweit über 1000 Studien über das männliche Glied und seine Erektionsfähigkeit und wie man sie verbessern kann, aber nur rund 20(!) Studien zum weiblichen Orgasmus/Anorgasmie und Vaginismus. Daran erkennt man doch mal ganz deutlich wo der Schwerpunkt der Hilfe und Aufklärung liegt.
Weiteres Problem, mangelnde Aufklärung und wissenschaftliches desInteresse an der weiblichen Sexualität. Kein Wunder dass die Frau für den Mann oft rätselhaft ist und die Frauen sich oft selber auch.
Zudem verknüpfen viele Frauen Sex mit Schmerz und sehen schlechten Sex als "Normalzustand " an weil sie bei ihrer entjungferung schon Schmerz erlitten haben, insgesamt mehr Schmerzen anatomisch, Zyklustechnisch und biologisch beim Koitus empfinden können (da jede dritte Frau sexuell missbraucht wurde, kann das später auch noch schmerzen und anorgasmie verursachen) und viele ihrer damals jungen Liebhaber ebenso aufgrund von Unkenntnis des eigenen Körpers und dem des Gegenübers, sowie der Unkenntnis der Frau über ihren eigenen Körper, da einfach mal für die Frau der Sex kein erfüllendes Erleben ist, während die meisten Männer beim Sex eine "Orgasmusgarantie" haben. Nicht umsonst wird für Frauen der Sex ab Mitte dreißig immer besser und besser, weil sie sich selber besser kennen, ihre Liebhaber besser aussuchen UND sagen was sie im Bett nicht wollen oder wünschen. Sozialisierung und Psyche spielen da auch eine große Rolle.
Also Unkenntnis, Schmerzen und das annehmen von schlechten sex als Normalzustand halten viele davon ab etwas zu ändern oder ändern zu "können ". Wenn eine Frau jahrelang schmerzen hat, keinen Orgasmus beim Koitus bekommt und nie mit jemandem vertrautes darüber redet, kann sie keine Vergleiche ziehen um zu wissen, dass ihr als Frau guter sex und orgasmen zustehen und auch machbar sind.
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So ich schicke mal ab. Könnte noch reihenweise Romane über dieses Interessante Thema schreiben, aber die Pflicht ruft grade.
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