Auch mal humorvoll...
Das goldene HandwerkEin Gedicht muss sich reimen, sagt mein Mann.
Nur so weiß man sicher, dass der Dichter was kann.
Nur leider geht meine lyrische Tendenz
Nicht jenen Weg der männlichen und weiblichen Kadenz.
Aber weil ich ja gerne gelesen sein will,
widerspreche ich nicht, sondern bleibe hübsch still
und setze mich hin und zermartre mein Hirn
und suche nach Reimen hinter meiner Stirn.
Worüber ich dichte, bleibt erstmal egal,
denn inhaltlos dichten ist völlig legal,
solange der Reim passt, darauf kommt’s an.
Zumindest, ich sagt es, denkt so ja mein Mann.
Hurra, bereits drei Strophen niedergebracht!
Es naht das Finale, das wär doch gelacht:
schon wähn‘ ich mich nah Goethens geistigem Erbe,
da fehlt mir der Reim, die Enttäuschung ist herbe.
Gibt es Hilfe für reimlose Damen wie mich?
Wie immer befrage das Internet ich:
Reimhilfe, Reimbuch, was-reimt-sich.de –
Doch was will dies‘ Gedicht nun mit einem Reh oder Tee oder Zeh?
Viel gereimt und nichts gesagt
Als reimende Dichterin wäre ich verzagt.
Doch als wortmächtige Herrin in meinem eignen Heime
Sag ich euch jetzt: Ich scheiß auf eure Reime (und auf euer Versmaß auch).