Fire & Darkness
1 PrologIch bin Cat Parker, dreiundzwanzig Jahre alt und alle nennen mich nur Kitty. Ich weiß, beide Namen sind bescheuert, aber irgendwann habe ich einsehen müssen, dass ich nichts daran ändern kann.
Meine Mom beharrt bis heute darauf, dass sie keinen passenderen Namen für mich hätte finden können. Ich kam schon mit grünen Augen zur Welt und angeblich klang mein erster Schrei wie ein Maunzen. Ein klasse Grund für einen klischeebehafteten Namen wie meinen, oder?
Leider ist es auch nicht gerade hilfreich, dass ich in anderen Menschen schon immer Assoziationen geweckt habe, die sie mit süß, niedlich und durch und durch unschuldig verbinden. Selbst heute kommt niemand auf die Idee, mich bei der ersten Begegnung nach meinen Referenzen, meinem IQ oder was weiß ich was zu fragen. Sie sehen mich an und ich weiß genau, dass sie mich nicht ernst nehmen.
Aber das macht nichts, denn inzwischen weiß ich, wie ich genau diese falschen Schlüsse zu meinem Vorteil nutzen kann.
Deswegen liebt mich mein Chef ja auch so sehr. Im Übertragenen, versteht sich.
Peter Mason ist ohnehin nicht mein Typ. Nicht, weil er gute zwanzig Jahre älter als ich ist und zudem verheiratet. Er ist schlichtweg zu nett.
Nettist in seinem Job so ziemlich das Letzte, was er sein sollte, aber das scheint weder ihn noch die Personalagentur zu interessieren, für die ich arbeite. Irgendwie scheint er das mit dem Personalmanagement ja offenbar hinzukriegen. Auch wenn er nett ist.
Aber nett passt nicht in mein Beuteschema und deswegen würde ich niemals auf die Idee kommen, etwas mit Peter anzufangen. Trotzdem kann ich ihn gut leiden und arbeite gern für ihn.
Momentan bezweifle ich allerdings, dass unsere Arbeitsbeziehung weiterhin so reibungslos und unkompliziert verläuft, wenn er herausfindet, dass ich gleich mit zwei der in unserem Portfolio gelisteten Kandidaten ein Verhältnis habe.
Gibt es überhaupt eine Klausel, die einem Headhunter ein heißes, schmutziges Verhältnis mit einem - oder in meinem Fall zwei - Kandidaten untersagt? In meinem Arbeitsvertrag stand jedenfalls nichts davon.
Die beiden wissen selbstverständlich nichts voneinander und ich schwöre wirklich, dass das nicht geplant war!
Ich bin kein Flittchen, weil ich finde, dass ich als überzeugter Dauer-Single ein Recht auf meinen Spaß habe. Ich bin auch keine Hure, denn kein Mann hat mich je dafür bezahlt, dass ich im Bett sein braves, gehorsames Kätzchen gewesen bin.
Ich kann mir nicht helfen … Ich habe einfach eine Schwäche für mächtige, ältere Männer, die mit jeder Faser ihres Körpers und ihrer bloßen Existenz reine Dominanz ausstrahlen. Ich liebe es, wenn ein Blick, ein Wort oder eine einfache Berührung ausreicht, um mich vollkommen gefangen zu nehmen. Dem Reiz von Machtspielchen jeglicher Art konnte ich einfach noch nie widerstehen.
Normalerweise bin ich bei der Wahl meiner Affären aber sehr penibel und ein Fehler wie dieser ist mir noch nie unterlaufen!
Ja - ich bin oberflächlich und gebe es zu! Ich steh auf gepflegte Kerle, die genau wissen, was sie zu bieten haben und die es selbstverständlich zu schätzen wissen, wenn ich mich ihnen hingebe und für sie unterwerfe.
Aber ehrlich … ich habe keine Ahnung, wie ich in diese Sache reingeraten bin.
Normalerweise habe ich keine parallelen Affären. Das ist mir einfach zu anstrengend und schließlich habe ich ja einen zeitintensiven Job. Es hat sich einfach ergeben, schätze ich.
Und mal ehrlich … wer spielt nicht gerne ein bisschen mit dem Feuer?
Leider muss ich vergessen haben, dass es nicht immer klug ist, sein Schicksal herauszufordern und dass man sich bei solchen Spielchen auch mal schnell die Finger verbrennen kann. Siehe das aktuelle Problem.
Warum muss ich meinen Kopf auch immer in den absolut unpassendsten Situationen zu Gunsten meiner Bedürfnisse ausstellen? Warum habe ich nicht eher gemerkt, dass ich es dieses Mal zu weit getrieben und leichtsinnig die Büchse der Pandora geöffnet habe?
Aber das passiert wohl, wenn man den dezent psychopathischen Sadisten hinter dem verlockenden Charme eines überaus attraktiven Mannes einfach übersieht.
Oder, wenn man vergisst, die Vergangenheit eines kultivierten, bisweilen sogar großzügigen Mannes zu recherchieren und erst feststellt, dass er mal wegen Totschlags verdächtigt worden war, wenn man schon bis zum Hals in der buchstäblichen Scheiße steckt.
Tja, Kitty. Wie kommst du aus der Nummer jetzt wieder heraus, ohne am Ende deine Finger, dein Leben oder womöglich deine Seele an sie zu verlieren?
Ich weiß nur, dass ich um jeden Preis verhindern muss, dass sie sich je begegnen und mein Spiel mit dem Feuer durchschauen. Sonst werde ich die Verliererin sein.
Aber ich verliere nicht. Niemals!