******ero:
Uns ist aufgefallen, dass “Vorlieben” zum Teil abweichen. Also zwischen den Partnern.
Bleiben eure “Vorlieben” denn nur Kopfkino, oder toleriert ihr diese gegenseitig und / oder lebt diese trotzdem mit aus?
Ich habe noch nie von einem Paar gehört, dass zu 100% exakt dieselben Vorlieben hat. Ich halte das also für ganz normal, dass Vorlieben abweichen, weil ja einfach kein Mensch ist wie ein anderer.
Ob die Vorlieben ausgelebt werden, kommt ganz darauf an, wie stark der Drang danach ist. Es gibt Dinge, die würde man zwar gerne mal ausprobieren, aber man denkt nicht Tag und Nacht daran und würde nicht sterben, wenn das Ganze eventuell nur Fantasie bleibt. Oder Dinge, die man zwar gern hat, aber wo man jetzt keine Qualen leidet, wenn sie gestrichen werden oder nur sehr selten ausgelebt werden.
Dann gibt es wiederum Dinge, auf die man extrem neugierig ist, an die man immer wieder mal denkt und die einen schon ein bisschen Impulskontrolle abverlangen. Das sind Dinge, die man definitiv machen würde, wenn sich die Gelegenheit bietet, einfach weil man so scharf darauf ist. Oder Dinge, die einen sehr kicken und wo sich schon ein fades, frustrierendes Gefühl einstellen würde, müsste man komplett darauf verzichten.
Und dann gibt es Vorlieben, die unverzichtbar für die eigene, erfüllte Sexualität sind, oder nach denen man sich so sehr verzehrt, dass allein der Gedanke, es niemals zu erleben, einem ernsthaft Kopfzerbrechen bereitet.
Letztere würde ich niemals unterdrücken (außer sie sind illegal, bzw spezifischer ausgedrückt: sie beinhalten einen explizit nicht vorhandenen Konsens des/der Mitspieler) und auch von meinem Partner nicht verlangen, dass er sie unterdrückt. Findet man da keinen Weg, es entweder gemeinsam, oder jeder für sich allein auszuleben, wäre die Beziehung ernsthaft in Gefahr. Hier geht es um tatsächliches Glücklichsein, um Lebensqualität.
Man sollte sich aber auch wirklich darüber bewusst sein, ob man das, wonach es einem hier verlangt, wirklich wie die Luft zum Atmen braucht, oder ob es nicht doch nur eine fixe Idee ist, geboren aus Langeweile oder kurzfristiger Neugier. Manche glauben, ohne eine bestimmte Praktik nicht leben zu können, obwohl sie sich eventuell nur verrannt haben und es um etwas geht, was sie jetzt im Augenblick ganz dringend haben wollen - es sich also um etwas situationsgebundenes handelt, nicht um etwas, was die Persönlichkeit und die Lebensqualität im Ganzen betrifft.
Für mich gibt es nur ganz wenige Tabus und umgekehrt auch nur ganz wenig, was für mich absolut unverzichtbar ist, von daher gibt es in der Mitte sehr viel Spielraum und ich lasse mich da auf sehr viel ein. Manche Dinge machen mir weniger Spaß, aber da ist es durchaus möglich, die Situation geschickt zu gestalten, damit ich es tue.
Da wir aber eine offene Beziehung führen, ist es generell kein Problem, gewisse Vorlieben auch außerhalb auszuleben, wenn sie mit dem Partner nicht möglich sind, oder nicht so viel Spaß machen.