****903:
Wie/ wo finde ich den richtigen Dom?
Was heisst der richtige?!
Der richtige ist für jeden anders. Das kommt einmal auf die Schnittmenge der praktischen Vorlieben an (möglichst viel Gemeinsamkeiten), zum anderen aber auch auf die Persönlichkeit.
Devotion ist bei mir personenbezogen. Heißt, ich kann mich nicht unterwerfen und das wollen und genießen, nur weil jemand "Dom" ist. Ganz egal, wie erfahren er ist, ganz egal, wie toll er das alles machen kann und wie gut er die Peitsche schwingt. Ich fühle Devotion bei ganz bestimmten Menschen, egal ob sie Dom sind oder nicht. Dahingehend bin ich dann praktisch wirklich darauf angewiesen, dass mich jemand genau so will, ich kann mir denjenigen nicht wirklich "aussuchen". Ich fühle es und muss hoffen, dass er das von mir annimmt. Wenn er mit BDSM nichts am Hut hat, ist das halt blöd für mich.
Stammtische, Clubs, Foren und Bücher waren für mich bisher eher Mittel und Wege, mich mit der Materie und mit den Menschen allgemein auseinanderzusetzen. Man erfährt, wie individuell BDSM ist, wie unterschiedlich jedes Paar das praktiziert. Überhaupt kommt man mit Praktiken und Konstellationen in Berührung, die man vorher gar nicht kannte und kann so seine Wünsche und Tabus auch konkreter festlegen. Man liest sich durch Erfahrungsberichte, kann Fragen stellen, sich Anregungen holen oder vielleicht auch einfach mal bei einer Session zuschauen (ich habe dafür schon Einladungen bekommen
).
Mit Glück findet man sogar einen festen Ansprechpartner, ähnlich wie ein Mentor, der einen auf seinem ganz persönlichen Weg begleitet und einem mit Rat und Tat zur Seite steht.
Allerdings sind diese Mittel und Wege für mich persönlich bisher nicht geeignet gewesen, um konkret einen Spielpartner zu finden. Auch ich bin unerfahren und stehe am Anfang. Bisher war es für mich eben so, dass durch das Korsett solcher einschlägigen Zusammenkünfte, ob real auf Stammtischen, oder virtuell in Foren, immer gewisse Erwartungshaltungen zu spüren waren und ich mich manchmal in eine Schublade gesteckt fühlte.
Wurden Themen angerissen wie "Ich suche einen Dom/Ich habe noch keinen Dom" wird man mit Angeboten überhäuft, wo, zumindest für mich, einfach vom Ton her Erwartungen an mich gerichtet wurden, die mich überfordert und in einigen Fällen sogar angewidert haben.
Für mich war es immer wichtig, dass mein generelles Interesse bekannt ist (nicht, dass ich jemanden damit überrasche und in die Flucht schlage), aber ich habe nie gezielt nach einem Spielpartner gesucht, weil ich nicht wollte, dass die Gefahr besteht, beim anderen eine Erwartungshaltung auszulösen (nach dem Motto: "Das ist (m)eine Sub". Ich möchte erstmal als Mensch wahrgenommen werden und nicht als Hülle für eine Neigung). Und ich wollte nicht, dass die Grundbasis der Beziehung BDSM ist, sondern in erster Linie körperliche/emotionale Anziehung und Vertrauen.
Darum habe ich für mich den Weg gewählt, nicht konkret nach einem Spielpartner zu suchen, sondern diese Option lediglich nicht auszuschließen, sollte ich diese spezielle Anziehung zu jemandem fühlen, wo dann diese kleine Flamme der Devotion in mir aufflackert, die sich zu einer Feuerstbrunst entwickeln kann.
Da ich unerfahren bin, will ich nicht übers Ohr gehauen oder ausgenutzt werden, ich will nicht gesagt bekommen "Eine echte Sub muss dies und jenes machen", oder "Wenn du wirklich devot wärst, würdest du dies und jenes (nicht) machen". Deswegen ist es mir ganz wichtig, dass bei einem Kennenlernen nicht die Prämisse besteht, dass es hier um BDSM geht. Das kann sich entwickeln, ist aber nicht Grundvoraussetzung. Natürlich ist es aber von Vorteil, wenn man weiß, dass derjenige zumindest ebenfalls Interesse an BDSM hat und zwar in einer Art, die das Gegenstück zu einem selbst ist (wenn man eher devot ist, bringt es ja nichts, sich mit jemandem zu treffen, der das ebenfalls ist, außer es geht um Erfahrungsaustausch, oder man möchte doch mal die andere Seite ausprobieren).
Man lernt sich auf Augenhöhe kennen. Stellt fest, ob überhaupt Sympathie besteht, ob man sich zueinander hingezogen fühlt. Je nachdem, wie sehr die eigene Vorstellung von BDSM mit Geschlechtsverkehr verknüpft ist, finde ich es auch nicht schlecht, ein paar Mal miteinander geschlafen zu haben, um zu merken, ob man überhaupt Lust auf mehr hat. Mit manchen Menschen kann man ganz tollen Sex haben, sich aber nicht vorstellen, dass man sich ihnen unterwirft, oder sie dominiert. Viele Praktiken im BDSM setzen sehr viel Vertrauen voraus. Ich würde mich zum Beispiel nicht von jedem einfach so fesseln lassen, oder mich allgemein in einen wehrlosen Zustand begeben. Ich habe weniger Probleme damit, mich von jemandem wirklich grob anfassen zu lassen, aber ich liefere mich nicht jedem einfach so aus.
Ich habe meinen "Kandidaten" im privaten Raum kennengelernt, also nicht übers Internet oder über Stammtische. Das war einfach jemand, den ich zwar schon länger kannte, mit dem ich aber sonst nicht viel zu tun hatte, bis er mich mal gefragt hat, ob ich einen Kaffee mit ihm trinken gehe. Und da hat sich sehr schnell sehr viel ergeben, bereits nach einer halben Stunde haben wir aneinander rumgefummelt. Und ich habe auch erst da festgestellt, dass er stark devote Gefühle in mir auslöst, wusste aber nicht, ob er mit dem ganzen BDSM-Kram überhaupt was am Hut hat. Er ist im Alltag dominant und sexuell sehr einnehmend und besitzergreifend, das ist schonmal für mich ein nettes To-Have. Es geht ihm einfach so leicht von der Hand.
Ich hatte jetzt zweimal Sex mit ihm und es ergibt sich auf jeden Fall bereits eine klare Rollenverteilung hinsichtlich Dominanz und Submission. Er wusste auch sehr früh, dass ich gerne hart angepackt werde.
Wir haben uns also nicht unter dem BDSM-Leuchtreklameschild kennengelernt und ich finde das für mich sehr beruhigend, befreiend und fühle mich nicht unter Leistungsdruck gesetzt. Unter diesen Voraussetzungen kann ich nun nach und nach Vertrauen aufbauen, damit sich die Geschichte hoffentlich immer weiter entwickelt. Mir ist es für den Anfang so lieber, als mich gezielt mit jemandem zu treffen, um BDSM-Praktiken auszuprobieren.
****903:
Und ich habe auch auch oft gelesen, das sowas auch ausarten kann und das ist natürlich ein Punkt der mir Angst macht. Ich möchte meinem gegenüber vertrauen und mich fallen lassen.
Ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, sich über die eigenen unumstößlichen Tabus im Klaren zu sein und diese, wenn es soweit ist, unmissverständlich zu kommunizieren. Obwohl mich Grenzüberschreitungen kicken (zu Hause mit meinem Freund - bei ihm habe ich zwar keine devoten Gefühle, aber gewisse Praktiken, gerade im SM-Bereich, machen wir schon), könnte ich bei jemandem, den ich noch nicht lange kenne, Regeldehnungen und Grenzüberschreitungen nicht akzeptieren. Vertrauen entsteht durch ein sich-auf-jemanden-verlassen-können. Wer mir meine Tabus ausreden will, oder ohne zuvor deutlich kommunizierten Metakonsens daran herumspielt, hätte mich zum letzten Mal gesehen.
"Ausarten" kann etwas positiv wie negativ - wenn es positiv ausartet, ist das etwas richtig hammermäßiges. Negativ ausarten sollte es eigentlich nicht, wenn alle Regeln klar abgesteckt sind und Respekt und Vertrauen herrscht. Man sollte halt nicht gleich am Anfang in die Vollen gehen, wenn man unschöne Erlebnisse vermeiden will.
Trotzdem kann es mal passieren, dass etwas nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Bei mir zum Beispiel ist es mal passiert, dass mein Freund mir eine Ohrfeige gegeben hat. Das ist etwas, das mich triggert, es macht mir Angst. Ich hatte Tränen in den Augen und konnte danach einige Wochen nicht mehr mit ihm schlafen. Es hat viele Gespräche gedauert, bis wir das aufgearbeitet hatten und es tat ihm furchtbar leid. Ich habe aber ihm gegenüber auch nie vorher erwähnt, dass ich auf gar keinen Fall geohrfeigt werden will.
Solche Dinge können passieren und müssen auch ernstgenommen werden. Furchtbar fände ich es, wenn jemand da so eine "Stell dich nicht so an"-Geschichte draus machen würde.