Digitales Denken und interne Kämpfchen
Als erstes fällt einem auf, dass hier so einige eine Art digitales Denken pflegen. Da gibt es nur null und eins, und jedes und alles ist eindeutig und für jeden gleich. Die Fragestellung hat es so aber auch schon herauf beschworen. Eine Erektion ist wohl erst einmal nichts anderes, als eine Erektion. Dafür kann es, wie ja schon mehrfach geschrieben, viele Ursachen geben, nur eine davon ist sexueller Reiz von außen.
Die eigentliche Frage verstehe ich allerdings anders:
Ist eine Erektion eigentlich zwangsweise immer als Aufforderung zum Sex zu verstehen?
Da wäre die Antwort sicherlich nein,
auch wenn es Männer geben mag, die das für sich anders definieren.
Eine etwas andere Frage, ergibt bei mir persönlich auch eine völlig andere Antwort:
Wenn du eine Erektion hast, verspürst du darauf hin einen verstärkten Drang nach sexueller Aktivität, welcher Art auch immer? - Bei mir zumindest überwiegend mit Ja zu beantworten.
kuschle ich mit meiner Frau, bekomme ich meist eine Erektion, auch wenn ich weiß, weil ich sie ja gut kenne, dass sie nicht in der Stimmung sein wird. Ich bekomme auch oft eine Erektion, wenn ich sie beim umziehen beobachte, oder auch, wenn ich nackt unter der Dusche stehe und sie kommt ins Bad... Sie erregt mich halt. Ja, ich habe dann Lust, aber trotzdem ist das erst mal mein Ding, und stellt in keiner Weise einen Anspruch an sie. Ich gehe auch davon aus, dass zwar ein erigierter Penis für eine Frau ein Trigger sein kann, der ihr Kopfkino anschaltet und ihr Lust macht, aber wahrscheinlich gehört in den meisten Fällen mehr dazu, als nur der Ständer. Wir sind doch alle keine Automaten.
Andererseits kenne auch ich die hier schon geschilderte Situation zu genüge, dass ich in - sagen wir - ungünstigen Situationen eine Erektion bekomme. Der Auslöser ist mal eindeutig, mal für mich selbst unklar. Dummerweise erlebe ich dann oft eine Art Rückkopplungseffekt: Die Erektion ist mir peinlich, ich fühle mich bloßgestellt (also wirklich unangenehm) und gleichzeitig, oder genau deshalb werde ich erregt, empfinde Lust. Das ganze verstärkt sich dann gegenseitig. Die Lust festigt die Erektion; dass diese eben noch mehr Gefahr läuft bemerkt zu werden, steigert die Peinlichkeit usw.
Was ich mir in so einer Situation wünsche, ist dann nicht Sex. In so einem Augenblick wünsche ich nur, dass eine Frau die das bemerkt, dass nicht als Bedrohung oder sexuelle Belästigung wahr nimmt,oder als Aufforderung, sondern erkennt, dass ich auf diesen Vorgang mit Hilfe der vernunft keinen Einfluss ausüben kann.
Also als letzte mögliche Antwort: Nein: auch wenn ich in dem Augenblick zwar sexuell höchst erregt bin, will ich gerade keinen Sex. Ich hätte nichts dagegen, welchen zu haben, aber es ist weder Ziel noch wirklich gewünscht. Wäre dann eh ein kurzer Spaß, fürchte ich.