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Monogam: Normal oder antrainiert?

*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
Monogam: Normal oder antrainiert?
Moin ..

wir haben mal ein wenig in der Literatur gestöbert und dabei festgestellt, dass die Monogamie nicht das Lebensmodell der meisten Gesellschaften ist. Dies vor allem Geschichtlich gesehen.

Vielmehr gehen die "Gelehrten" davon aus, dass es eher eine Polygamie in der Menschheitsgeschichte gab, oder auch "Gruppenehen", also die Verbindung innerhalb der Clans.

Wenn man dies so liest, stellt sich die Frage, ob unser Lebensmodell wirklich das ist, für welches man als Mensch bestimmt ist.

Zwar wird immer von moralischen Instanzen behauptet, dass die Monogamie die "höhere" Stufe der sozialen Evolution wäre, dies scheint aber vor allem durch zwei Fakten bestimmt:

1. Weil wir so leben
(und man will doch immer weiter entwickelt sein, als seine Vorväter)

2. Weil die Monogamie eben aus der Polygamie erwachen ist
(ergo eine Entwicklung eines vorherigen war und somit besser).

Uns bleiben da die Zweifel. Denn zu 1. würde es heissen, dass immer der Status Quo das beste wäre und zu zweitens, dass egal was folgt es besser war als das vorherige *g* Ist nicht logisch, oder?

Was denkt Ihr: Ist die Monogamie von uns heute wirklich NORMAL oder ist sie ein durch die Sozialistion antrainiertes Verhaltensmuster?

J & S
irgendwie ...
... widersprechen sich eure Thesen doch, denn entweder ist der Status besser ODER dessen Weiterentwicklung, oder? *zwinker*

Wie auch immer, die Tatsache, dass es in anderen heutigen oder früheren Gesellschaften andere Lebensformen als die Monogamie gibt und gab, beweist schon einmal, dass es auch anders geht.
Ob anders nun besser ist, bleibt dahingestellt, denn in einer pluralistischen Gesellschaft mag das jeder für sich entscheiden.

Verhasst sein sollten einem nur Gesellschaftsformen, die eine Monogamie oder geschlechtsspezifische Polygamie vorschreiben.
*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
:-) Eben ...
... widersprechen sich eure Thesen doch, denn entweder ist der Status besser ODER dessen Weiterentwicklung, oder?

Das ist der Widerspruch der des Arguments der moralischen Instanzen.

Würde z.B. die Monogamie die "höhere Form des Zusammenlebens" sein, weil sie sich aus den vorherigen entwickelt hat, wäre die nun folgende Phase der "LAGs" die nächsthöher, weil sie sich aus der Monogamie entwickelt *g*

Das kann aber nicht immer logisch sein, zumal die Evolution auch schon Fehler gemacht hat ... z.B. den Menschen *haumichwech*

Die Frage, ob jeder das für sich selber entscheiden soll, ist schon klar. Aber die Frage dahinter ist die: WARUM entscheidet er es!?

Sind die Gründe welche, wie jene der Erziehung, so sind sie verstandesmässig nicht so leicht auszuhebeln, weil ja die gesamte Gesellschaft auf diesem Konstrukt aufbaut.

J & S
ok, ...
... dann bleiben wir doch einmal bei unserer sogenannten westlich geprägten Gesellschaft:

Ohne bedeutende Kenntnisse der Sozialgeschichte behaupte ich, dass die Monogamie entstanden ist, als die Strukturierung in Stämme verloren ging.

Bis dahin war das Überleben des Stammes das höchste Ziel und mithin war es den starken Männern erlaubt, die Nachkommen mit der Auslese der Frauen zu erzeugen.

Als Stämme zu Städten wurden, entstand das wichtige Konstrukt der Familie und damit die Monogamie, wie wir sie kennen und sicherlich durch Sozialisation als so etwas wie "normal" empfinden.

Zur "Weiterentwicklung" folgt jetzt nur noch der Schritt, dass weder Stamm noch Familie das wichtigste sind, sondern das Individuum, das sich aussuchen kann, ob es monogam, polygam, polyamourös, etc. lebt.

Ob wir inmitten dieser Entwicklung stehen, vermag ich nicht zu sagen.
*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
Tja ...
... DAS ist es scheinbar eben nicht.

Die Monogamie kam lange vorher auf. Sie geht schon soweit (im Westen) zurück, dass es kaum archologisch auswertbare Funde gibt, aus der Zeit davor.

Auch war es an sich allen erlaubt sich zu vermehren, wenn sie eine Frau bekamen. Erst später im Mittelalter ändert sich dies: Jetzt durfte nur noch heiraten (und damit Kinder bekommen) der sie auch ernähren konnte.

Randerscheinungen wie das Lex primae noctis (Das Recht der ersten Nacht) wollen wir hier aussen vor lassen.

Die Frage da wäre umgekehrt: Hat die Ehe die Stämme und Clans vernichtet?

Wenn aber das Individum das wichtigste wäre, würde er ohne gesellschaftliche Zwänge nur seinen eigenen Instinkten folgen. Wäre es vernuftorientiert, würde es in Anarchie enden, wäre es so wie wir, im Chaos *g*

Aber ich kann Dich beruhigen: Wir sind in einer Entwicklung ... denn wenn Du Dir heute Filme aus den 60er anschaust wirst Du die Vorstellungen von damals nur im geringen Maße mit Deinen vereinbar finden, oder?

Gesellschaften entwickeln sich immer weiter. Nur die Frage, ob zum Guten oder Schlechten ... weiss man oft erst hinterher!

J & S
dann sagen wir ...
... nach dem Austausch aller bisherigen Argumente doch, dass vieles dafür spricht, dass Monogamie letztlich antrainiert ist.
Oder kultiviert.

Das Gegenteil dessen - und damit zurück zu eurer thread-Überschrift - ist ja nicht die "Normalität" der Monogamie, sondern die These, dass diese angeboren sei.

Das ist sie aber sicherlich nicht, wie Gegenbeispiele beweisen.

"Normal" ist die Monogamie demzufolge allenfalls statistisch, wobei nicht nur nebensächlich auch noch die Frage des Fremdgehens an der Normalität der Monogamie zweifeln lässt ... in großer Zahl! *zwinker*
Tja, das wird man wohl nie herausfinden, auch wenn es eine hochinteressante Frage ist. *g*

Dabei beißt sich die Katze doch in den Schwanz! Da jeder von seinem kulturellen Umfeld geprägt ist, ob er nun will oder nicht, kann man doch gar nicht herausfinden, was nun der eigenen Entwicklung, was einer Modifizierung oder Einimpfung entspringt. Wobei ersteres im Grunde gar nicht vollständig möglich ist, weil schon andere Erfahrungen da sind, die bei der Entwicklung Denkmuster vorgeben und "unfrei" machen.

Letztens kam auf 3sat ein sehr interessanter Bericht. Es ging dort um nepalesische Bergvölker, die ganz eigene Polygamie-Formen leben. Vor allem Geschwister haben die gleiche Frau/den gleichen Mann geheiratet, weil das Zusammenleben so reibungsloser funktionierte. Interessant fand ich die Einwände einer Ärztin, die zwar aus einem der Bergdörfer stammte, aber als einzige ein Studium absolviert hatte. Sie bemängelte die undurchsichtigen Besitzverhältnisse, besonders beim Erbrecht, wenn durcheinandergeheiratet wurde, das würde sehr viel Streit und soziale Abstürze bringen. Und laut ihrer Aussage wären die Frauen bei der Polyandrie gesundheitlich hohen Belastungen ausgesetzt, was zu einer niedrigen Lebenserwartung führte.
*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
Sich lösen ...
... vom angelernten.

Nun, wenn ich mich umsehe, dann haben doch Swinger sich gelöst, von dem was angelernt wurde, bezüglich der "sexuellen Treue". Auch dies ein gesellschaftlicher Wert, der schon von klein auf erzogen wird.

Nun müsste dies doch auch möglich sein in anderen Punkten.

Auf swingen bezogen, ist dies doch ein Kompromis zwischen den gelernten und gefühlten Werten.

Zum einen wollen wir den Wert der Monogamie (Viele haben einen Partner und wollen auch bei ihm bleiben) behalten, aber mit dem gefühlten Wert des mit anderen Sex haben (aber bitte mit Normen und Abstprachen) verknüpfen.

Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, was nun die Wahrheit ist!

Ich (merkt man vielleicht) glaube, dass der Wert Monogamie anerzogen wurde.

Wie aber säh die Welt in einem Poligamen Wertesystem aus?

Würde unsere Gesellschaft auseinanderfallen (siehe die konservative Einstellung) oder würde sie sich von Zwängen befreien?

Ist die Monogamie entstanden, weil die "freie Liebe" den menschen überfordert hat?

Die Versuche der 68er waren auch nicht von Erfolg begleitet, oder?

Jens & Sab
*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
@taishar
Bitte fordert mich nicht zu Treffen auf, das ist aufgrund meiner Beziehung nicht drin!

das steht in Deinem Profil.

Hmmm ... ist es wegen der Beziehung nicht drin oder weil Du es nicht willst wegen der Beziehung??

Nur so gefragt!

Jens & Sab
Sorry - aber lautete die Frage nicht, ob Monogamie ein
antrainiertes Verhaltensmuster ist ?

Ja natürlich ist sie das !

Ist sie heute noch angemessen ?

Die Beurteilung hängt nicht nur von moralischen Werten ab,
sondern auch von den Zwecken, die sie erfüllen soll,
wobei die Zwecke nicht im Widerspruch zu moralischen Werten
stehen müssen.

Wir leben in einer Gesellschaftsform, die die Förderung und den
individueller Interessen und Bedürfnisse über kollektive stellt.
Wir leben in einer weitgehend verstädterten Gesellschaft,
die vielen eine Vielfalt von Erfahrungsmöglichkeiten leicht
zugänglich macht.
Und wir leben in einer Gesellschaft, die das Hier und Jetzt
oft wichtiger zu nehmen scheint als die weit in die Zukunft
reichenden Entwicklungslinien.

In einer solchen Gesellschaft hat es wahrscheinlich eine innere
Logik, dass auch mit neuen Beziehungsmodellen experimentiert
wird. Welche sich dabei auf lange Sicht erhalten können, weiß
heute noch niemand.
Vielleicht bereiten wir uns mit diesen Experimenten ja auf
eine Gesellschaft vor, die sich den Luxus von Monogamie
und Kleinfamilie nicht mehr wird leisten können...
@berglöwe
Zustimmung! *top*

Aber ich stolpere über ein Wort: Warum sind Monogamie und Kleinfamilie "Luxus" - wie meinst Du das?

*gruebel*
Ganz einfach - sie sind nach meiner Kenntnis erst in der Industrie-
gesellschaft und der zunehmenden Verstädterung entstanden -
einer Zeit des allgemein zunehmenden Wohlstands bei gleichzeitig
abnehmender Abhängigkeit von großfamilialen Versorgungsstrukturen.
Die Erhaltung einer Kleinfamilie in der über hundert Jahre lang
propagierten Form verbraucht aber - wenn ich es richtig sehe -
mehr Ressourcen / Kopf (Zeit, Energie, Rohstoffe) als größere
Gruppen.

Was ich mich frage:
Wie kann ein solches Modell in einer Gesellschaft funktionieren,
die mit knapperen Ressourcen klarkommen muss ?

Und da denke ich - ganz unwissenschaftlich,
dass vielleicht eine Rückkehr zu clanähnlichen Strukturen
angesagt sein könnte. Aus ganz pragmatischen Gründen.
Und mit der Nebenwirkung, dass sich auch Partnerschaftsmodelle
etablieren - um beim Thema zu bleiben.

LG
Berglöwe
Aha, dem kann ich für die Vergangenheit, nicht aber für die Zukunft folgen.
Denn die arbeitsteilige Gesellschaft als bestmögliches Allokationsvehikel für Ressourcen fördert den Individualismus und nicht die Clanbildung.

Somit bleibe ich dabei: Die Wahl des Partnerschaftsmodells wird zukünftig eher individuell getroffen und weniger als heute einer Norm folgen.
Und da denke ich - ganz unwissenschaftlich,
dass vielleicht eine Rückkehr zu clanähnlichen Strukturen
angesagt sein könnte.
Schon allein aufgrund der geltenden Gesetze der sogenannten Einehe nicht möglich.
Solange die Kirchen, besonders die katholische, dermaßen viel Macht besitzen wie heute, wird es kaum die Chance geben, in einr Mehrehe (Bigamie) zu leben.

Das Wunschdenken sicherlich Vieler wird somit das bleiben was es ist - Wunschdenken.

Business (Er)
@ msurprise
Ich hätte nichts dagegen, wenn Du mit der Individualismus-These
recht behalten würdest. Mal sehen, ob wir lange genug leben, um
die Entwicklung mitverfolgen zu können.
Auf der Welt gibts verschiedene Lebensformen, was die Partnerwahl betrifft. Bei irgendner Volksgruppe in China gibts keine Ehe, die Väter kümmern sich nicht oder bloß wenig um ihre Kids, sondern um die Kids der Schwester, mit der sie auch zusammenleben (ohne Sex) und für die die Vaterrolle übernehmen. Ist von allen so gewollt. In anderen Ländern riskiert ne Frau, verheiratet oder nicht, den Tod, wenn die nen Mann bloß anguckt.

Mir isses sowas von latte, ob n Mann mit 20 Frauen verheiratet ist, solange alle einverstanden sind und alle die gleichen Rechte haben. Heißt für mich dass dann auch ne Frau mehrere Kerle haben darf. Das einzige was ich ablehn sind Ehen zwischen Kids und alles, wo n Kind dran beteiligt ist.
Ich will bloß eine Frau für ne feste Partnerschaft, das ist dann auch die einzige, mit der ich ins Bett geh. Aber wenn ich ne Polygamie wollte, würd ichs durchziehen bzw. versuchen.
Mich interessierts auch nicht, wie das früher gewesen ist, ob sich die eine Lebensform aus der anderen entwickelt hat oder sowas. Soll jeder machen was der für richtig hält, mit den Ausnahmen von oben.

Wie heißen die Typen in Salt Lake City nochmal? Mormonen? Mir gehts am Arsch vorbei, wenn die 36 Kids mit 7 Frauen haben. Was mich an denen stört ist die Tatsache, dass die Kids schon derbe früh verheiratet werden oder dazu angehalten werden und die Mädchen oft kaum ne Chance haben auf ne Berufsausbildung, dazu angehalten werden früh zu heiraten und abhängig zu sein von Kerl und auch oft verstoßen werden, wenn die nicht so leben wollen. Aber sonst, wenn die Erwachsenen das ok finden, in ner Polygamie zu leben, find ich da nix schlimm dran.
Soweit ich weiß umgehen die Männer das Verbot mit mehreren Ehefrauen, indem die heiraten und sich gleich wieder scheiden lassen. Ist ne reine Formsache, die betrachten sich als verheiratet. Ich seh da nix Schlimmes dran, auch wenns nix für mich ist.
*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
Was ist Lethargie?
... weiss ich nicht und ist mir auch egal!

Nun., dass scheint nicht wirklich die Antwort auf eine Frage zu sein *g*

Nehmen wir eine These, die aus der Verhaltensforschung stammt:

Der Mensch wird durch drei Faktoren gesteuert:
1. Instinkte (angeboren, genetisch)
2. Unterbewußtsein (aus Lernerlebnissen, die die sich eingeprägt haben)
3. Bewußtsein (also die Ratio, die wissentlicht Entscheidungen fällt)

Auf welcher Ebene ist nun die Monogamie verankert?

Nehmen wir die Enten: Eine lebenslange Partnerschaft. Dort scheint die Monogamie auf der Instink-Ebene beheimatet zu sein.

Wenn wir Primaten nehmen, scheint die Gruppe das vorherrschende Element im Instinkt zu sein.

Unsere Erziehung und vorgelebte Werte finden sich im Unterbewusstsein wieder. Dort sind wir also eher an der Monogamie. Aber durch die Jahrhunderte scheinen sich immer wieder andere Elemente Bahn zu brechen (deutlich am Fremdgehen, Prostitution, Scheidungen).

Frage ist also: Ist an der Monogamie das Bewusstsein beteiligt?

das ist eine schwere Frage. Denn auch Dinge, die wir aus unterbewussten Gründen heraus machen, werden nicht immer vom Bewusstsein gefiltert. Oft aber von diesem gerechtfertigt!

J & S
Ist das jetzt eine Entweder-Oder-Frage ?
*****229 Paar
739 Beiträge
Themenersteller 
Ja und nein :-)
Klar, ist es eine Entweder-Oder Frage, wenn es darum geht, wo die Wurzeln unserer Monogamie sind: Denn irgendwo müssen die sitzen.

Wenn es allerdings um unser Verhalten als solches geht, ist es eher eine Frage, welche Ebenen davon durchdrungen sind.

Dadurch wird ansich auch festgelegt, ob und inwieweit sich unser Verhalten verändert.

J & S
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
@berglöwe
Ist das jetzt eine Entweder-Oder-Frage ?

sicher nicht, bzw. würde man damit dem Thema nicht gerecht. Man sollte ausserdem noch zwischen sozialer und sexueller Monogamie unterscheiden. Im zweiteren Sinne haben afaik neuere Forschungen "monogamer" Tierarten (zB. Höckerschwan, Gibbons) ergeben, daß es auch dort mit der Monogamie weniger weit her ist, als vormals angenommen.

Erwin
china_4_all
****in Mann
8.433 Beiträge
@wir....
Klar, ist es eine Entweder-Oder Frage, wenn es darum geht, wo die Wurzeln unserer Monogamie sind: Denn irgendwo müssen die sitzen.

wieso geht ihr da von irgendeiner singulären Monokausalität aus - kann ich nicht nachvollziehen ... *gruebel*

Evolution ist ein komplexes, vielschichtiges, selbstbezügliches und stark rückgekoppeltes System und keine Ansammlung simpler wenn-dann-Kausalitäten.

Erwin
********2_by Mann
1.813 Beiträge
na da...
... habe ich doch gestern was interessantes beim Lesen entdeckt :

...die bei Vögeln vorkommende Beispiele treuer Monogamie beweisen nichts für die Menschen, da diese eben nicht von Vögeln abstammen. Und wenn strenge Monogamie der Gipfel aller Tugend ist, so gebührt die Palme dem Bandwurm, der in jedem seiner 50 bis 200 Proglottiden oder Leibesabschnitte einen vollständigen weiblichen und männlichen Geschlechtsapparat besitzt, und seine ganze Lebzeit damit zubringt, in jedem dieser Abschnitte sich mit sich selber zu begatten.
Gegenseitige Duldung der erwachsenen Männchen, Freiheit von Eifersucht, war aber die erste Bedingung für die Bildung solcher größerer und dauernden Gruppen, in deren Mitte die Menschwerdung des Tiers alleine sich vollziehen konnte. Und in der Tat, was finden wir
als die älteste, ursprünglichste Form der Familie, die wir in der Geschichte unleugbar nachweisen und noch heute hier und da studieren können ? Die Gruppenehe, die Form, worin ganze Gruppen von Männern und ganze Gruppen von Frauen einander besitzen und die nur wenig Raum läßt für Eifersucht. Und ferner finden wir auf späterer Entwicklungsstufe die Ausnahmeform der Vielmännerei, die erst recht allen Gefühlen der Eifersucht ins Gesicht schlägt und daher den Tieren unbekannt ist. Da aber die uns bekannten Formen der Gruppenehe von so eigentümlich verwickelten Bedingungen begleitet sind, daß sie mit Notwendigkeit auf frühere, einfachere Formen des geschlechtlichen Umgangs zurückweisen und damit in letzter Instanz auf eine dem Übergang aus der Tierheit in die Menschheit entsprechende Periode des regellosen Verkehrs, so führen uns die Hinweise auf die Tierehen grade wieder auf den Punkt, von dem sie uns ein für allemal wegführen sollten.
Was heißt denn das : regelloser Geschlechtsverkehr ? Daß die jetzt oder zu einer früheren Zeit geltenden Verbotsschranken nicht gegolten haben. Die Schranke der Eifersucht haben wir bereits fallen sehen. Wenn etwas, so steht dies fest, daß die Eifersucht eine relativ spät entwickelte Empfindung ist. Übrigens besteht bei den Säugetieren durchaus kein strenges Verhältnis zwischen dem Grad der intellektuellen Entwicklung und der Form des Geschlechtsverkehrs.
Die eben erwähnten Verwandtschaftssysteme und Familienformen unterscheiden sich von den jetzt herrschenden dadurch, das jedes Kind mehrere Väter und Mütter hat.
Die hergebrachte Vorstellung kennt nur die Einzelehe, daneben Vielweiberei eines Mannes, allenfalls noch Vielmännerei einer Frau, und verschweigt dabei, wie es dem moralisierenden Philister ziemt, das die Praxis sich über diese von der offiziellen Gesellschaft gebotenen Schranken stillschweigend aber ungeniert hinwegsetzt. Das Studium der Urgeschichte dagegen führt uns Zustände vor, wo Männer in Vielweiberei und ihre Weiber gleichzeitig in Vielmännerei leben und die gemeinsamen Kinder daher auch als ihnen allen gemeinsam gelten; Zustände, die selbst wieder bis zu ihrer schließlichen Auflösung in die Einzelehe eine ganze Reihe von Veränderungen durchmachen. Diese Veränderungen sind der Art, daß der Kreis, den das gemeinsame Eheband umfaßt und der ursprünglich sehr weit war, sich mehr und mehr verengert, bis er schließlich nur das Einzelpaar übrigläßt, das heute vorherrscht.
Es ist neuerdings Mode geworden, diese Anfangsstufe des menschlichen Geschlechterlebens wegzuleugnen. Man will der Menschheit diese " Schande " ersparen.

( aus: Friedrich Engels : " Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats "; 1888 London; in: MEW; Dietz Verlag Berlin; Bd.21/S.40ff.)

Wenn ich bedenke das die Schrift 120 Jahre auf dem Buckel hat, und so taufrisch daherkommt als wäre es gestern geschrieben, beeindruckt mich das immer wieder aufs neue.

gruß,
Es, Ich, Über-Ich
Im großen und Ganzen sehe ich in allen Bereichen - also Instinkt, Unterbewusstsein und Bewusstsein - oder Freudscher ausgedrückt im Es, Ich und Über-Ich gute "Auslöser" für die Monogamie:

Rein biologisch ist die Einehe für den Mann von Vorteil, da er genau weiss, dass seine Nachkommen nur von ihm stammen können. Rein biologisch gilt dieser Vorteil natürlich auch für die Frau. Sie weiss, welches Genmaterial sie befruchtet hat. Reiner Darwinismus also?

Kulturell gesehen bedeutet das, dass mit der Einehe das Familienoberhaupt - meist der Vater - wußte, dass er seinen Besitz und sein Werk an sein Fleisch und Blut vererben konnte. Ist das nun Instinkt oder Bewusstsein oder Unterbewusst?

Die beiden oben genannten Punkte in einen der drei Bereiche einzuordnen, fällt schwer, denn es kann nicht endgültig festgelegt werden, zu welchen Teilen hier Instinkt, Bewusstsein und Unterbewusstes an der Entscheidung für die Einehe beteiligt sind. Und diese liste ließe sich noch um einiges erweitern.

Es sprechen viele Gründe - sowohl biologisch als auch bewusst und unterbewusst - für die Monogamie. Allerdings kann man das Gleiche für die Mehrehe anzetteln:

Rein biologisch ist die Auswahl aus einem größeren Genpool förderlich für die Vielfalt und somit auch positiv für die Gattung Mensch.

In so fern ist es für mich schwierig den Ursprung der Monogamie in genau EINEM GRUND zu finden, denn viele Auslöser und eine Sammlung an Gründen aus verschiedenen Lebens- und Erfahrungs- und Instninktbereichen haben dazu geführt, dass die Monogamie bei uns derzeit das herrschende Modell ist.

Die Entwicklung des Menschen - vor allem dank seines Intellekts - geht nicht unbedingt die optimale Bahn sondern ist eher ein Trial und Error Verfahren. Und unsere Monogamie ist der derzeitige Versuchsstand. *zwinker*
******aga Frau
4.726 Beiträge
@TE
Vielmehr gehen die "Gelehrten" davon aus, dass es eher eine Polygamie in der Menschheitsgeschichte gab, oder auch "Gruppenehen", also die Verbindung innerhalb der Clans.

Wenn man dies so liest, stellt sich die Frage, ob unser Lebensmodell wirklich das ist, für welches man als Mensch bestimmt ist.

Es ist doch völlig egal, wofür irgendwelche schlauen Leute sich ein Lebensmodell ausdenken, welches angeblich für die Menschen das Perfekte sei? *zwinker*

Wenn es allerdings um unser Verhalten als solches geht, ist es eher eine Frage, welche Ebenen davon durchdrungen sind.

Dadurch wird ansich auch festgelegt, ob und inwieweit sich unser Verhalten verändert.

J & S


Naja.......ich behaupte mal, dass die Menschen insgesamt auch noch etwas mehr können, als einfach irgendwelche wissenschaftlichen Thesen zu bestätigen.

Das menschliche Verhalten mögen die Wissenschaft ja auch ganz toll durchsucht haben, aber festgelegt wird zunächst mal nichts.

Ich finde diesen Strang und das Thema wirklich gut, aber das menschliche sexuelle Befürfnis nun auf reine biologische Vorgänge zu reduzieren, wird uns nun wirklich nicht gerecht.

Ich spreche da als Frau und ich lebe monogam und zwar sehr gerne. Mir fehlt nichts und wenn ich nun die Sexualität zwischen meiner Liebsten und mir bewerten müsste zwischen einer "0"(=total übel) und einer "10" (=wunschlos glücklich und zufrieden), dann würde ich doch glatt eine 10 wählen.

Mir fehlt einfach nichts......im Gegenteil. Ich brauche nicht "stechen" und muss nicht zwingenderweise ausgefüllt werden und das, was mich mit meiner Partnerin verbindet ist weitaus mehr als mal ein bißchen lesbischer Körper-Sex.

LG, baba
********2_by Mann
1.813 Beiträge
Ich finde diesen Strang und das Thema wirklich gut, aber das menschliche sexuelle Befürfnis nun auf reine biologische Vorgänge zu reduzieren, wird uns nun wirklich nicht gerecht.

Ich finde diesen Strang und das Thema auch sehr interessant.
Allerdings finde ich es gelinde gesagt ein bischen verfehlt, die Wissenschaft, bzw. Wissenschaftler als " irgendwelche schlauen Leute , die sich was ausdenken " abzuqualifizieren und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht anzuerkennen. Und da die Fragen der TE meines Erachtens historisch - wissenschaftlich war, sollte mensch sich auch ein wenig wissenschaftlich damit befassen.
Und wissenschaftlich gesehen IST das sexuelle Bedürfnis ( richtiger : Sexualtrieb ) ein rein biologischer Vorgang. Ein ganz anderes Thema wiederum ist z.B. Liebe oder Erotik.
Und wenn für Dich die Monogamie die einzige ( vorstellbare ) Lebensform ist, hast Du alle Rechte der Welt dazu.
Aber zu Leugnen, das die Monogamie nicht von Anbeginn der Menschheit bekannt war, sondern erst im Laufe der Evolution entstanden ist, finde ich nicht nur sehr kurz gedacht, sondern es ist schlichtweg falsch.
In der Wissenschaft werden auch nicht Thesen aufgestellt, nach denen sich die Menschen dann richten sollen. Sondern das Gegenteil ist der Fall. Menschliches Verhalten und Entwicklung z.B. wird analysiert, erforscht, empirisch und historisch betrachtet um aus den Resultaten Erkenntnisse für die ganze Menschheit zu gewinnen.
Deshalb bin ich ganz froh, daß der Mensch mittlerweile weiß, daß die Erde eben keine Scheibe ist, rothaarige Frauen keine Hexen sind oder z.B. das Homosexualität keine " heilbare Krankheit " ist, sondern eine ( in meinen Augen ganz normale ) menschliche Veranlagung. Um nur einige Erkenntnisse der " schlauen Leute " aus der Wissenschaft zu nennen. Wissenschaftsfeindlichkeit ( leider sehr verbreitet ) führt aber zu Aberglauben, Spekulationen oder Schlimmeren, wie die Geschichte bewiesen hat. Deshalb:
Wissen ist Macht ! oder wie Kant einst formulierte:
" Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner seklbstverschuldeten Unmündigkeit "

gruß,
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