Versuch einer Antwort
a)
Mädchen und Jungen bevorzugen bei der Aufklärung heute vermehrt als früher externe Fachleute statt der Eltern. Freunde sind die bevorzugten Anlaufstellen um die noch empfundenen Wissenslücken zu füllen.
Du bist nicht altmodisch, denn die Mutter nimmt neben den Freunden eine Schlüsselstellung bei der Aufklärung ein. Für Mädchen ist das die wichtigste Person, bei Jungen tritt sie ein wenig in den Hintergrund.
Ich denke du hast gefühlsmäßig alles richtig gemacht, denn deine offene Atmosphäre war bestimmt für deine Kinder das Beste was du ihnen mitgeben konntest.
b)
Nachvollziehbar gelingt den meisten Mädchen und Jungen der Start in ein erfreuliches Sexualleben. Über den Rest hüllt man den Mantel des Schweigens.
Aber Mädchen können Aufdringlichkeiten, die sie als lästig empfinden, mit großer Souveränität abwehren. Sie haben traditionellerweise ein großes Verhaltensrepertoire, um unerwünschte Annäherungsversuche zurückzuweisen. Jungen tun sich damit schwerer. Sie haben in unserer Zeit der „neuen Geschlechterrollen“ noch keine entsprechende Kultur der Abgrenzung entwickelt. Das wird in 20 Jahren bestimmt auch wieder anders aussehen.
In dieser Zeit der Veränderung der Verhaltensmuster spielt meines Erachtens auch ein anderes "tabu" Thema noch eine wichtige Rolle. Sexuelle Gewalt wird in Deutschland aktuell vor allem als Gewalt von Erwachsenen Männern gegen Kinder thematisiert und kaum von Jugendlichen untereinander.
Ich möchte dir nur aufzeigen wie kompliziert die gesellschaftlichen Zusammenhänge sind, wenn es um sexuelle Beziehungen geht. Alles ist im Wandel und wir kriegen im Regelfall nur die Spitze des Eisberges mit und das auch nur wenn wir uns dafür interessieren.
Wenn du dich mit dieser ganzen Thematik tiefergehend beschäftigen möchtest empfehle ich dir das Buch: Jugendsexualität: sozialer Wandel, Gruppenunterschiede, Konfliktfelder (daher beziehe ich mein Wissen)
und den Artikel: Jugendsexualität - Veränderungen in den letzten Jahrzehnten von Prof. Dr. med. Volkmar Sigusch. Wenn du den Link zu diesem Artikel suchst, sprech mich bitte an.